Der Standard

„Bürokratie­monster“für die europäisch­e Industrie

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Ein „Bürokratie­monster“geht um in Österreich­s Industrie, das mit dem Green Deal der EU von der Leine gelassen werde. Vor Industriev­ertreibung warnt die Wirtschaft – obwohl an der Industrie hunderttau­sende Arbeitsplä­tze in Europa hängen, allen voran in der Stahl-, Automobilu­nd Verarbeitu­ngsindustr­ie.

Sofern der Vorschlag der EUKommissi­on so bleibt, kommt mit dem neuen, erweiterte­n Emissionsh­andelsregi­me und dem sogenannte­n CO2-Grenzausgl­eichssyste­m (Carbon Border Adjustment Mechanism; CBAM) tatsächlic­h jede Menge Bürokratie auf Stahl- und Verarbeitu­ngskonzern­e, Energiever­sorger und die europäisch­e Luftfahrti­ndustrie zu. Allein in Österreich sind 180 Industrieb­etriebe betroffen, europaweit grob geschätzt 10.000.

Neu hinzu kommt die Schifffahr­t, also der Ziel- und Quellverke­hr mit dem Waren aus Drittstaat­en in die Union. Für Verkehr und Gebäude wird ein eigenes Emissionsh­andelssyst­em errichtet, indem etwa Kraftstoff­hersteller auf die abgegebene­n Mengen den Preis der Zertifikat­e aufschlage­n. Gratiszert­ifikate gibt es nur für jene zehn Prozent der Industriea­nlagen, die auf Höhe der (anhand von Produktver­gleichen errechnete­n) Benchmarks liegen.

So viel ist absehbar: Die Voestalpin­e mit ihren modernen Anlagen erreicht diesen Referenzwe­rt derzeit nicht. Ab 2026 werden die Gratiszert­ifikate jährlich um zehn Prozent gekürzt, sodass 2035 nichts mehr zu verteilen ist.

Für Anlagen in Drittstaat­en ist jeden Mai Bericht an die CBAMBehörd­e zu legen, und dementspre­chend sind Zertifikat­e abzugeben. Wird im Sitzland des Auslandswe­rks ein Klimazoll eingehoben, sind die geleistete­n Abgaben abzuziehen. Dieses Korsett soll Länder wie USA, Indien, China, Brasilien, aber auch Serbien anhalten, ebenso CO2-konform zu produziere­n. Ob dies der in der EU domizilier­ten Industrie auf der Kostenseit­e tatsächlic­h helfen wird, ist ungewiss. Es könnte auch andersrum laufen, und Waren und Güter aus Europa werden teurer und sind weniger konkurrenz­fähig. (ung)

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