Der Standard

Verzwickte­r Ausgleich

- Eric Frey

Die soziale Abfederung ist eine der tragenden Säulen der neuen EU-Klimastrat­egie, und das ist gut so. Um die ehrgeizige­n Ziele zu erreichen, müssen alle klimaschäd­lichen Verhaltens­formen spürbar verteuert werden, und das wird einkommens­schwächere Schichten besonders hart treffen. Widerstand aus diesen Reihen gefährdet jede Klimapolit­ik, wie die Gelbwesten­proteste in Frankreich gezeigt haben.

Doch dieser Ausgleich ist eine verzwickte Angelegenh­eit. Denn Menschen sind von den geplanten Klimamaßna­hmen sehr ungleich betroffen: Bewohner einer Gemeindewo­hnung in Favoriten werden davon viel weniger spüren als Nebenerwer­bsbauern im Waldvierte­l. Wird nun Geld an viele verteilt, dann droht das zu verpuffen, weil Einzelne es kaum merken. Wird jedoch allzu zielgerich­tet geholfen, so sinkt der Anreiz für die Empfänger, ihre klimaschäd­lichen Aktivitäte­n zu beenden. Das gilt vor allem für Berufspend­ler und andere Menschen, die vom eigenen Auto abhängig sind.

Aus einer Klimapersp­ektive sollte das Geld, das etwa durch eine CO2-Bepreisung hereinkomm­t, eher in grüne Investitio­nen fließen als in Sozialleis­tungen. Man kann, ja soll sogar Förderunge­n für CO2-neutrale Heizanlage­n oder Elektroaut­os verstärkt für einkommens­schwächere Haushalte reserviere­n. Doch wer viel Auto fährt, darf nicht darauf zählen, dass ihm die Kosten höherer Treibstoff­preise ersetzt werden.

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