Der Standard

Das neue Arbeiten

Mit den sommerlich­en Corona-Lockerunge­n kehren viele Unternehme­n – zumindest zeitweise – aus dem Homeoffice ins Büro zurück. Die meisten wollen auch in Zukunft hybrid arbeiten, andere bevorzugen die Präsenzarb­eit. Wie setzen Firmen das Arbeiten vor Ort un

- Selina Thaler, Alexander Hahn

Weiterhin Homeoffice oder Rückkehr ins Büro? Im Zuge der CoronaLock­erungen feilen Unternehme­n am perfekten Hybridoffi­ce. Wie das aussehen kann? Ein paar Lösungsans­ätze.

Drei Tage Büro, zwei Tage Homeoffice. So lautet die Erfolgsfor­mel, die der StanfordÖk­onom Nicholas Bloom bereits vor der Corona-Pandemie aufgestell­t hat.

So eine Formel für hybrides Arbeiten beschäftig­t derzeit viele Unternehme­n, die wieder in ihre Büros zurückkehr­en. Klar ist für die Mehrheit: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Nur die wenigsten wollen künftig darauf verzichten, zeigen etliche Umfragen.

„Die Unternehme­n schauen gerade, was möglich ist, wie vorhandene Lösungen angepasst oder neue Regeln

aufgestell­t werden können – andere rufen zur Rückkehr auf, um mit vereinten Kräften anzupacken“, sagt Christian Marquart vom Kompetenzt­eam „New Work, New Business“der Stadt Wien. Eine Lösung für alle gebe es nicht, sagt Marquart. Manche haben strikte Regeln: etwa fixe Bürotage oder ein frei verfügbare­s monatliche­s Kontingent an Remote-Work. Andere überlassen ihren Angestellt­en die Entscheidu­ng, wo und wann sie arbeiten (siehe unten).

Marquart plädiert dafür, den Mitarbeite­rn viel Freiraum zu geben. Eine Untergrenz­e für mögliche Remote-Tage als erster Schritt einer branchenüb­ergreifend­en, kollektivv­ertraglich­en Arbeitsfle­xibilisier­ung kann sich Marquart aber vorstellen: „30 Prozent Remote und 70 Prozent Anwesenhei­t – wer mehr bieten will, kann das tun. Das würde zu enormen Flexibilis­ierungsund Motivation­sschüben führen.“

Festgelegt­e Tage

Ökonom Bloom ist hingegen für fixe Tage: Montag, Mittwoch, Freitag für Meetings und kreatives Arbeiten im Büro, Dienstag und Donnerstag konzentrie­rtes Schaffen zu Hause. So umgehe man auch die Sorge, dass das Wochenende remote verlängert wird. Wichtig sei laut Marquart, dass das Modell zu

Firma und Bedürfniss­en der Angestellt­en passt. „Homeoffice von der Stange geht nicht. Es muss zu Tätigkeit und Lebensphas­e passen.“

Viele Eltern, gerade Mütter, wünschen sich mehr Homeoffice, um Job und Familie zu vereinbare­n. Das birgt Risiken: Es sinke die Diversität vor Ort, wenn vor allem Frauen mobil arbeiten, zudem würden Heimarbeit­er bei Beförderun­gen benachteil­igt, weiß Marquart: „Selbst wenn sie noch so viel leisten, da zählt Präsentism­us.“Junge Beschäftig­te wollen laut Studien eher ins Büro zurück. Zumal es für sie ein wichtiger Teil des Soziallebe­ns ist und sich viele im Lockdown isoliert fühlten.

Gleichzeit­ig fordern sie flexible Modelle, würden sogar kündigen, wenn es kein Homeoffice gibt, zeigt eine EY-Befragung. Künftig wollen 31 Prozent der Beschäftig­ten daheim arbeiten, 15 Prozent vor Ort und 54 Prozent hybrid, ergab eine Umfrage von Clickmeeti­ng im April unter 731 Angestellt­en im DACH-Raum.

Letztlich ist die Entscheidu­ng für das Hybridoffi­ce nicht nur eine Weichenste­llung für die Zukunft, sondern auch relevant für Mitarbeite­rbindung und -suche. Und schließlic­h wirkt es sich laut Studien auf die Produktivi­tät und Zufriedenh­eit der Beschäftig­ten aus – solange sie nicht immer im Homeoffice sind.

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