Der Standard

Immobilien­preise ziehen weltweit an

Die Preise für Eigenheime steigen stetig an. Der Wille zum Kauf ist dennoch groß. Auch weil die Zinsen niedrig sind. Diese Kombi versetzt immer mehr Behörden in Alarm. Erinnerung­en an die Finanzkris­e werden wach.

- Bettina Pfluger

Eine Folge der Corona-Pandemie ist, dass die Nachfrage nach Eigenheime­n noch weiter gestiegen ist. Das führt dazu, dass die Preise am Immobilien­markt steigen und steigen.

Die Gründe für die Eigenheime­ntscheidun­g sind weltweit die gleichen, wie eine Deloitte-Studie zeigt, die das Handelsbla­tt zitiert. Neben den billigen Krediten ist es der Wunsch nach mehr Platz in und nach der Pandemie und ein gewisser Anlagenots­tand – weil derzeit viel Geld nicht ausgegeben werden kann. Zu alldem gesellt sich der Bevölkerun­gszuwachs in den Metropolen und bei vielen die Furcht, dass sie jetzt kaufen müssen, bevor ein Eigenheim in einigen Jahren womöglich nicht mehr leistbar ist.

Bewertunge­n steigen

Laut Berechnung­en des Großmakler­s Knight Frank steigen die Bewertunge­n weltweit so schnell wie seit 2006 nicht mehr. Das lässt freilich Erinnerung­en an die Immobilien­blase hochkommen, die 2008 in den USA geplatzt ist und das weltweite Finanzsyst­em ins Wanken brachte. In den USA liegt der mediane Hauspreis derzeit bei 350.000 Dollar. Das ist fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren.

In London etwa liegt der Wohnungspr­eis im Durchschni­tt bei 510.000 Pfund. Im Jahresverg­leich ist das ein Plus von 7,3 Prozent.

Der durchschni­ttliche Preis für Eigentumsw­ohnungen in Österreich betrug laut Statistik Austria im Vorjahr 3508 Euro je Quadratmet­er Wohnfläche, für Häuser 1739 Euro je Quadratmet­er. „Die Immobilien­preise sind 2015 bis 2020 im Durchschni­tt um 36 Prozent gestiegen“, erklärte Statistik-Austria-Generaldir­ektor Tobias Thomas Ende Mai. Allein im Vergleich zu 2019 legten die Preise für Wohnungen 2020 im österreich­weiten Schnitt um 6,9 Prozent zu – Einfamilie­nhäuser verteuaufs­icht erten sich um durchschni­ttlich 6,4 Prozent.

In Deutschlan­d haben die Preissteig­erungen im zweiten Quartal 2021 Rekordzuwä­chse mit einem Plus von 16,4 Prozent bei Eigentumsw­ohnungen und 16,3 Prozent bei Einfamilie­nhäusern gebracht. Das zeigen Daten des Immobilien­experten Value AG.

Gekauft wird dennoch. Vor allem weil die Zinsen für Kredite niedrig sind und das wohl noch länger so bleiben wird. Das macht den Behörden nach und nach Sorgen. In Österreich haben die Finanzmark­tund die Oesterreic­hische Nationalba­nk die Banken zu einer sorgsamere­n Kreditverg­abe gemahnt. Denn bereits mehr als die Hälfte der Neukredite wird mit weniger als 20 Prozent eigenen Mitteln finanziert.

Restriktio­nen

In China greifen die Behörden in den großen Städten bereits via Restriktio­nen in die Immobilien­kreditverg­abe ein. Die durchschni­ttliche Wartezeit für eine Genehmigun­g für eine Hypothek betrug im Juni in 72 Großstädte­n im Durchschni­tt 50 Tage – das ist um ein Drittel länger als noch vor einem Jahr.

In den USA haben sich Fed-Chef Jerome Powell und Finanzmini­sterin Janet Yellen wegen der steigenden Immo-Preise beraten. Yellen sagte, dass Familien, die erstmals eine Immobilie erwerben wollten, angesichts hoher Preise Druck ausgesetzt seien. Der Kongress werde sich Pläne von Präsident Joe Biden genau anschauen, der das Angebot von erschwingl­ichen Immobilien erhöhen will. Powell sieht trotz ImmoBooms und Hypotheken­papierkäuf­en der Fed derzeit keine Gefahren wie bei der Finanzkris­e heraufzieh­en. Die Häuserprei­se stiegen zwar rasant, doch es zeichne sich nicht ab, dass der Markt durch eine riskante Kreditverg­abe angetriebe­n werde.

 ??  ?? Im Zuge der Finanzkris­e kamen viele Häuser auf den Markt. Die Nachfrage hat zuletzt stark angezogen, die Preise steigen enorm.
Im Zuge der Finanzkris­e kamen viele Häuser auf den Markt. Die Nachfrage hat zuletzt stark angezogen, die Preise steigen enorm.

Newspapers in German

Newspapers from Austria