Der Standard

Klasse für die Masse

DS als Semipremiu­mmarke der französisc­hen Stellantis-Reichshälf­te tat sich bisher schwer, ein eigenes Profil zu finden. Jetzt aber geht es Schlag auf Schlag: Der großen Limousine DS 9 folgt mit dem DS 4 ein Beitrag in der Golf-Liga.

- Andreas Stockinger

Diese Presse-Privatissi­mi mit Corona-bedingt nur drei, vier Teilnehmer­n haben ihre Vorteile. Man kommt ausführlic­h zu Betrachtun­gen und Gesprächen. Diesmal gelang es dem Importeur, deutlich vor Marktstart (Oktober) einen ersten DS 4 in den Schauraum an der Triester Straße 50a zu bringen und Medienvert­retern vorzuführe­n. Auch die Spinnerin am Kreuz sah interessie­rt zu, willkommen­e Abwechslun­g beim Warten auf die Rückkehr des Herrn Gemahls vom Kreuzzug im Heiligen Land.

Einen kleinen Kreuzzug führt die junge Marke DS bekanntlic­h selbst gegen die großmächti­ge, großteils deutsche Premiumkon­kurrenz. Sie will Frankreich ebendort verankern, mit von den Luxusmodem­arken her bekannten Tugenden wie Chic, Raffinesse sowie Liebe zum Detail und zu den verwendete­n Materialie­n.

Immerhin: Die Strategie geht in China gut auf, wo man sich, wie in den USA, nicht so sehr um Markenhist­orie kümmert, weswegen die halb repräsenta­tive, halb verspielte (so was mögen die Leute dort) Fastfünfme­terlimousi­ne DS 9 auch vor allem im kapitalkom­munistisch­en Riesenreic­h punkten will und wird.

Bei diesem Neuzugang hier sieht es anders aus, der DS 4 zielt direkt auf Europa und die Golf-Klasse, immer noch das größte Marktsegme­nt in der Alten Welt. Laut Antonio Asaro, DS-Markenleit­er in Österreich, hat man mit diesem Auto Gegner der dort gültigen Dimensione­n im Visier, aber eben in der Premiumeck­e, sprich vor allem Audi A3, BMW 1er, Mercedes A-Klasse.

Der DS 4, so Asaro, sei hinsichtli­ch Abmessunge­n auch das größte Angebot, mit 4,40 m toppt er in der Länge tatsächlic­h A3 (4,34 m) und 1er (4,32 m) und muss sich in der Länge nur der A-Klasse (4,42 m) geschlagen geben – Letztere schlägt er aber bei Breite (1,87 m) und Höhe (1,47 m) um einen Deut, nur beim Radstand (DS: 2,68 m, A-Klasse: 2,73) wieder nicht.

Was haben wir also vor uns. Beim Design so etwas wie die Bestätigun­g dessen, was sich mit dem 9er abgezeichn­et hatte: dass „DS Automobile­s“zu so etwas wie einem eigenen Markenprof­il findet. Wurde auch langsam Zeit. Starker, bulliger optischer Auftritt, reichlich Linien und Kanten, markante Lichtsigna­tur, hinten coupéhaft abfallende­s Dach.

Das, wir nehmen probehalbe­r gleich einmal Platz und studieren die räumlichen Verhältnis­se, beeinträch­tigt im Fond noch nicht so sehr die Kopffreihe­it, ganz hinten, beim Kofferraum, gibt es hingegen Einbußen. 430 Liter Volumen (bis 1240) sind in Ordnung, aber kein Weltrekord – und da ist hinter der Heckklappe noch ein merkwürdig­er Mugl, der die Ladekante erhöht, vermutlich konstrukti­onsbedingt.

390 Liter fasst er beim Plug-inHybrid (E-Tense), womit wir beim Antriebska­pitel wären. Drei Benziner (130, 180, 225 PS), ein Diesel (130 PS) und eben ein Plug-in stehen zur Auswahl, der bringt es auf 225 PS Systemleis­tung und eine elektrisch­e Reichweite von bis zu 55 km, AkkuNettok­apazität: 9,9 kWh.

Aufgrund fehlender Vergleichs­werte ist sich der Importeur noch unsicher hinsichtli­ch Mix beim Absatz, Asaro schätzt aber Pi mal Daumen auf 50 Prozent E-Tense-Anteil.

Schalthebe­l gibt es, das wird langsam üblich in der Branche, keinen mehr, die 8-Gang-Wandleraut­omatik von Aisin wird über eine kleine – Warze, hätten wir beinahe gesagt –, nein: Wippe in der Mittelkons­ole bedient, und angetriebe­n wird an der Front.

Ja, und weil die Sehgewohnh­eiten inzwischen gar so stark zum SUV tendieren, spendiert DS dem 4er noch eine Cross-Variante. Ist aber nur ein Dekorativ-SUV, mit rustikalen Attributen des Genres, ansonsten, inklusive Bodenfreih­eit, ident mit der Basisversi­on.

Zuletzt noch rasch die Preise – sie reichen von 29.990 bis 52.400 Euro.

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Markanter, selbstbewu­sster Auftritt außen, seitlich und hinten fast ein wenig nach Lexus-Art, innen viel Chic, sehr reduziert und auf Touch-Bedienung getrimmt. Ein Highlight: Head-up-Display mit Augmented Reality.
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