Eine Buhlschaft mit klaren Ansagen
Die Buhlschaft trägt Glatze. Die Haare sind mittlerweile zwar etwas nachgewachsen, trotzdem war die Aufregung groß, als sich
Verena Altenberger vor einigen Wochen mit einem radikalen Kurzhaarschnitt zeigte. Bei den Salzburger Festspielen wird die 33-jährige jene Figur geben, die im
Jedermann sinnbildlich für die Weiblichkeit steht. Das Rollenklischee besagt, dass die Buhlschaft ihre Haare lang und möglichst offen trägt. Ein Grund mehr, dass Altenberger, als sie vor kurzem eine Krebskranke in einem Liebesdrama spielte, zum Rasierer griff.
Schönheitsideale oder stereotype Vorstellungen von Weiblichkeit sind für die im Pongau als Tochter einer Schuldirektorin und eines Bankers geborene Schauspielerin ein Graus. Das machte sie bereits bei ihrer Vorstellung als neue Buhlschaft an der Seite von Jedermann Lars Eidinger klar. „Mich interessiert an der Buhlschaft ein feministisches, emanzipatorisches Coming of Age“, sagte sie in einem der ersten Interviews dem STANDARD.
Für jemanden, der Altenberger nur aus dem Fernsehen kennt, etwa als polnische Putzfrau aus der RTL-Sitcom
Magda macht das schon oder aus dem Polizeiruf 110, mögen das überraschende Worte sein. Als Seriendarstellerin ist
Altenberger im leichteren Fach zu Hause, anschmiegsam und gefällig gibt sich die Schauspielerin aber deshalb noch lange nicht. Auf Instagram oder bei Interviews äußert sie sich regelmäßig zu gesellschaftspolitischen Fragen, die Festlegung von Frauen auf bestimmte Rollen (vor und abseits der Kamera) moniert sie vehement.
Ihr selbst mache, sagt sie, als Schauspielerin ganz Unterschiedliches Spaß, auch was die Genres anbelangt. Als ihr der Salzburger Filmregisseur Adrian Goiginger vor nunmehr fünf Jahren die Rolle einer drogenabhängigen, aber sehr liebevollen Mutter in seinem Langfilmdebüt anbot, sagte sie sofort zu. Der Film Die beste aller Welten bedeutete nicht nur für Goiginger, sondern auch für Altenberger den Durchbruch. Fortan konnte sich die Absolventin der Musik- und Kunst-Uni der Stadt Wien die Rollen selbst aussuchen.
Meist entschied sie sich für Filmrollen, aus dem einfachen Grund, weil ihr hier die fordernderen Rollen angeboten wurden. Mit dem Jedermann kehrt die Schauspielerin jetzt zu ihren Anfängen im Theater zurück. Altenberger ist die erste Salzburgerin in der Geschichte der Buhlschaft. Noch wichtiger, sagt sie, sei ihr aber, dass sie die erste mit Kurzhaarschnitt ist.