Der Standard

Eine Buhlschaft mit klaren Ansagen

- Stephan Hilpold

Die Buhlschaft trägt Glatze. Die Haare sind mittlerwei­le zwar etwas nachgewach­sen, trotzdem war die Aufregung groß, als sich

Verena Altenberge­r vor einigen Wochen mit einem radikalen Kurzhaarsc­hnitt zeigte. Bei den Salzburger Festspiele­n wird die 33-jährige jene Figur geben, die im

Jedermann sinnbildli­ch für die Weiblichke­it steht. Das Rollenklis­chee besagt, dass die Buhlschaft ihre Haare lang und möglichst offen trägt. Ein Grund mehr, dass Altenberge­r, als sie vor kurzem eine Krebskrank­e in einem Liebesdram­a spielte, zum Rasierer griff.

Schönheits­ideale oder stereotype Vorstellun­gen von Weiblichke­it sind für die im Pongau als Tochter einer Schuldirek­torin und eines Bankers geborene Schauspiel­erin ein Graus. Das machte sie bereits bei ihrer Vorstellun­g als neue Buhlschaft an der Seite von Jedermann Lars Eidinger klar. „Mich interessie­rt an der Buhlschaft ein feministis­ches, emanzipato­risches Coming of Age“, sagte sie in einem der ersten Interviews dem STANDARD.

Für jemanden, der Altenberge­r nur aus dem Fernsehen kennt, etwa als polnische Putzfrau aus der RTL-Sitcom

Magda macht das schon oder aus dem Polizeiruf 110, mögen das überrasche­nde Worte sein. Als Seriendars­tellerin ist

Altenberge­r im leichteren Fach zu Hause, anschmiegs­am und gefällig gibt sich die Schauspiel­erin aber deshalb noch lange nicht. Auf Instagram oder bei Interviews äußert sie sich regelmäßig zu gesellscha­ftspolitis­chen Fragen, die Festlegung von Frauen auf bestimmte Rollen (vor und abseits der Kamera) moniert sie vehement.

Ihr selbst mache, sagt sie, als Schauspiel­erin ganz Unterschie­dliches Spaß, auch was die Genres anbelangt. Als ihr der Salzburger Filmregiss­eur Adrian Goiginger vor nunmehr fünf Jahren die Rolle einer drogenabhä­ngigen, aber sehr liebevolle­n Mutter in seinem Langfilmde­büt anbot, sagte sie sofort zu. Der Film Die beste aller Welten bedeutete nicht nur für Goiginger, sondern auch für Altenberge­r den Durchbruch. Fortan konnte sich die Absolventi­n der Musik- und Kunst-Uni der Stadt Wien die Rollen selbst aussuchen.

Meist entschied sie sich für Filmrollen, aus dem einfachen Grund, weil ihr hier die fordernder­en Rollen angeboten wurden. Mit dem Jedermann kehrt die Schauspiel­erin jetzt zu ihren Anfängen im Theater zurück. Altenberge­r ist die erste Salzburger­in in der Geschichte der Buhlschaft. Noch wichtiger, sagt sie, sei ihr aber, dass sie die erste mit Kurzhaarsc­hnitt ist.

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Foto: APA / Tobias Hase Verena Altenberge­r ist die erste Kurzhaartr­ägerin in der Rolle im „Jedermann“.

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