Welcome to Absurdistan
Auch wenn die letzte Klappe von Monty Pythons Flying Circus längst gefallen ist, die geniale Truppe um John Cleese und Terry Giliam fast schon eine Ewigkeit Geschichte ist, Humor in Zeiten wie diesen längst „ad patres“gegangen ist, Ironie und Satire gerade verpönt sind; wahrscheinlich weil die gesellschaftspolitische Realität diese schon längst links überholt hat, lebt der Geist der Monty Pythons subkutan weiter. Man könnte Planungen (sofern der Terminus in diesem Fall überhaupt angebracht erscheint) wie beim Bau der sinnlosesten UBahn-Linie der Welt im siebenten Bezirk als Hommage an den „gespielten Witz“von Didi Hallervorden interpretieren, manch NLP-Gebrabbel der P. T. Würdenträger als Realsatire sehen – von behördlich dekretierter Soziopathie ganz zu schweigen. Nichtsdestoweniger existieren subversive Kräfte, sublime Elemente, die sich nicht kampflos in innere Emigration zurückziehen, als wäre ein Schneckenhaus der Evolution Ultima Ratio. Mäddel Fuchs zählt offensichtlich zur seltenen, vom Aussterben bedrohten Spezies von Freigeistern, die weder ihr Gehirn an der Garderobe abgeben noch sich den Mund verbieten lassen. Der 1951 in Zürich geborene Fotograf arbeitete, nachdem er als Autodidakt in seinem Beruf seine Berufung gefunden hatte, zunächst als Reporter für die Neue Zürcher Zeitung und seit den 80er-Jahren freischaffend an Langzeitprojekten. Topoi sind Absurditäten, Clownerien und Grotesken des Alltags: Schilderwälder, Graffiti, Menükarten, Plakate – in ihrer Ordnung und Unordnung, mit orthografischen Fehlern, grammatikalischen Schwachsinnigkeiten und sinnentleerten Verhaltensoriginalitäten. Fuchs zeigt nicht mit dem Finger auf jemanden, sondern feiert das Leben als große Schmierenkomödie. Applaus!
Mäddel Fuchs, „Irgendwo und überall“. € 47,10 / 168 Seiten. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2021
Gedicht
Was sich wohl Sternschnuppen wünschen, so kurz vor ihrem Tod?
Und wie begatten sich Sonnenstrahlen? Im Untergehen?
Im Auferstehen?
Es steigt der Nacht die Morgenröte ins Gesicht.
Andrea Drumbl, unveröffentlicht