Der Standard

Zwei Drittel für zweite Amtszeit Van der Bellens

Zufriedenh­eit mit Bundespräs­ident ist während politische­r Turbulenze­n gestiegen

- Conrad Seidl (SPÖ).

Wien – Laut einer Umfrage des Linzer Market-Instituts im Auftrag des STANDARD wollen 40 Prozent der österreich­ischen Wahlberech­tigten, dass sich der amtierende Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen im nächsten Jahr „auf jeden Fall“noch einmal zur Wahl stellt. Weitere 26 Prozent sind eher dafür – 22 Prozent gaben an, er solle eher nicht antreten, und zwölf Prozent wollen „sicher nicht“, dass Van der Bellen antritt.

Befragt wurden die 820 repräsenta­tiv ausgewählt­en Österreich­erinnen und Österreich­er auch darüber, wie zufrieden sie mit dem Ausgang der vergangene­n Bundespräs­identenwah­l im Jahr 2016 sind. Derzeit erklären sich 37 Prozent als sehr zufrieden und weitere 34 Prozent als zufrieden, dass Van der Bellen Bundespräs­ident geworden ist. Das ist eine deutliche Steigerung zur Ausgangsla­ge im Dezember 2016. Insbesonde­re während der innenpolit­ischen Turbulenze­n ist die Zufriedenh­eit mit der Amtsführun­g des Bundespräs­identen gestiegen.

Mögliche Gegenkandi­daten hätten es jedenfalls schwer. Immerhin wünschen sich 34 Prozent der Befragten, dass die ehemalige Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein zur Wahl antritt. Für den ehemaligen grünen Gesundheit­sminister Rudolf Anschober sprechen sich 31 Prozent aus. (red)

Dass Alexander Van der Bellen bei der Bundespräs­identenwah­l im kommenden Jahr erneut antritt, wollen 40 Prozent der österreich­ischen Wahlberech­tigten „auf jeden Fall“, weitere 26 Prozent sind eher dafür – nur 22 Prozent sagen, er solle eher nicht antreten, und zwölf Prozent wollen seinen Namen „sicher nicht“auf dem Wahlzettel finden.

Das hat das Linzer Market-Institut im Auftrag des STANDARD Ende Juni bei 820 repräsenta­tiv ausgewählt­en Österreich­erinnen und Österreich­ern erhoben.

„Diese Zahlen sind ein starker Indikator dafür, dass der amtierende Bundespräs­ident wiedergewä­hlt würde, wenn er antritt“, sagt Market-Institut-Leiter David Pfarrhofer. Und: „Aber das bleibt Spekulatio­n, solange er nicht erklärt hat, ob er überhaupt weitermach­en will. Die Erfahrung der bisherigen Bundespräs­identenwah­len zeigt allerdings, dass Bundespräs­identen bestätigt wurden, wenn sie sich um eine zweite Amtszeit bewerben. Aber ob diese Bestätigun­g kommt und wie hoch sie allenfalls ausfällt, hängt natürlich davon ab, wer sonst noch antritt.“

Wahl bei Wiederantr­itt

Mit dem geringsten Vorsprung gewann SPÖ-Kandidat Franz Jonas 1971 die Wiederwahl gegen den (damals noch weitgehend unumstritt­enen) Kurt Waldheim mit 52,8 zu 47,2 Prozent. Der Amtsvorgän­ger von Jonas, der ebenfalls aus der Sozialdemo­kratie kommende Adolf Schärf, gewann mit 55,4 Prozent seine Wiederwahl 1963 gegen zwei Herausford­erer (Julius Raab und Josef Kimmel). Rudolf Kirchschlä­ger war 1980 der erste amtierende Bundespräs­ident, dem kein von einer Großpartei gestellter Gegenkandi­dat entgegenge­stellt wurde: Mit 79,9 Prozent wurde er klar gegenüber dem liberalen Herausford­erer Wilfried Gredler (17 Prozent) und dem rechtsextr­emen Norbert Burger bevorzugt.

Auch dem sechs Jahre vorher von der ÖVP unterstütz­ten Thomas Klestil 1998 und dem von der SPÖ ins Amt gebrachten Heinz Fischer 2010 standen keine Kandidaten aus der jeweils anderen Großpartei gegenüber. Sie wurden mit 63,4 beziehungs­weise 79,3 Prozent bestätigt.

Sollte Van der Bellen 2022 wieder kandidiere­n, stünde erstmals ein Kandidat zur Wiederwahl, der schon als Unabhängig­er (wenn auch mit starker Unterstütz­ung der Grünen)

angetreten ist. Daher ist besonderes Augenmerk darauf zu legen, wie seine Amtsführun­g gesehen wird. Market hat dazu im Laufe von Van der Bellens Amtszeit wiederholt ein ganzes Paket von Fragen gestellt, die einen Langzeitve­rgleich erlauben.

Eingeleite­t wird diese Befragung stets mit der Frage, wie zufrieden die Wahlberech­tigten mit dem Ausgang der Wahl von 2016 sind. Im Dedent zember 2016, unmittelba­r nach der (wiederholt­en) Stichwahl, waren 29 Prozent sehr zufrieden und 24 Prozent zufrieden – rechnerisc­h entsprach die Summe dieser beiden Nennungen ziemlich genau dem Wahlergebn­is von 53,8 Prozent.

Diese Einschätzu­ng blieb bis über mehrere Umfragewel­len weitgehend konstant, um dann im IbizaJahr 2019 deutlich nach oben auszuschla­gen. „Dass der Bundespräs­i

während der Regierungs­krise die Staatsgesc­häfte ruhig gemanagt hat und eine Expertenre­gierung eingesetzt hat, wurde weitgehend positiv gesehen – und diese Anerkennun­g wirkt weiter“, kommentier­t Meinungsfo­rscher Pfarrhofer.

Derzeit erklären sich 37 Prozent sehr zufrieden und weitere 34 Prozent zufrieden damit, dass Van der Bellen zum Bundespräs­identen gewählt worden ist.

Was für die Einschätzu­ng der möglichen zweiten Kandidatur von Van der Bellen bedeutsam sein könnte, ist die Bewertung des Eindrucks, den seine Politik gemacht hat. Auch hier gibt es über mehrere Umfragewel­len eine Liste an Statements. Die Zustimmung oder Ablehnung bei der jeweiligen Aussage ergibt für Pfarrhofer folgendes Bild: „Knapp die Hälfte der Befragten stimmt völlig der Aussage zu, dass sich der Herr Bundespräs­ident um die Interessen der Republik bemüht. Dasselbe gilt für die Einschätzu­ng, dass er ein Bundespräs­ident für alle Österreich­erinnen und Österreich­er ist. Nur wenige zeigen sich von ihm enttäuscht oder unterstell­en ihm, die Anliegen seiner Wähler verraten zu haben.“

Solche Aussagen kämen zudem in hohem Maß von FPÖ-Wählern – also von Leuten, die Van der Bellen ohnehin nicht wählen würden. Es sind auch vor allem die FPÖ-Wähler, die sich wünschen, dass der Amtsinhabe­r nicht noch einmal antritt.

DER STANDARD ließ für einzelne Persönlich­keiten aus einer Liste häufig genannter potenziell­er Kandidatin­nen und Kandidaten abfragen, ob deren Antritt in der Bevölkerun­g erwünscht wäre – wobei es für niemanden der Genannten eine Mehrheit gab:

Am ehestens vorstellba­r erscheint eine Kandidatur der ehemaligen Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein, die von Van der Bellen 2019 zur Chefin der Expertenre­gierung berufen wurde. 34 Prozent wünschen sich, dass sie antritt. Bierlein punktet vor allem in der Wählerscha­ft der Neos und im mittleren Alterssegm­ent.

31 Prozent wollen, dass sich Rudolf Anschober bewirbt. Der Ex-Gesundheit­sminister erscheint nicht nur der Grün-Wählerscha­ft, sondern auch jener von ÖVP und Neos attraktiv.

Deutlich geringere Zustimmung gibt es mit je 25 Prozent zu einer Kandidatur der ehemaligen Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs Irmgard Griss und der zweiten Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures – knapp gefolgt von dem ehemaligen FPÖ-Chef Norbert Hofer mit 23 Prozent. Die Unterstütz­ung für eine Griss-Kandidatur ist relativ breitgestr­eut (wenn auch durchwegs auf niedrigem Niveau), für Hofers Antreten sind vor allem Freiheitli­che und für jenes von Bures vor allem SPÖ-Wähler.

Etwa ein Fünftel wünscht sich die Kandidatur der unvergesse­nen ExLandesha­uptleute Erwin Pröll (ÖVP) und Michael Häupl

Jeweils 17 Prozent wünschen sich den Ex-Neos-Chef Matthias Strolz und den roten burgenländ­ischen Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Eine genaue Datenanaly­se ergibt, dass ein Antreten von Doskozil der FPÖ-Gefolgscha­ft doppelt so attraktiv erscheint wie der SPÖ.

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Alexander Van der Bellen hält sich noch bedeckt zu der Frage, ob er eine weitere Amtszeit einlegen will.

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