Spekulationen über Ausbreitung des Havanna-Syndroms
Auch in Wien sollen US-Geheimdienstmitarbeiter von der mysteriösen Krankheit betroffen gewesen sein
Havanna/Wien – Vor rund fünf Jahren machten unerklärliche Erkrankungen von US-Diplomaten in Kuba erstmals Schlagzeilen. Betroffene des sogenannten „Havanna-Syndroms“spürten nach eigenen Angaben eine Art Druckwelle in ihrem Kopf, klagten über Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen oder Tinnitus. Als Reaktion zogen die USA mehr als die Hälfte ihres Botschaftspersonals aus Havanna ab.
Nach Angaben des New Yorker dürften seit Jahresbeginn nun auch in Wien mehrere US-Entsandte über ähnliche Symptome klagen. Rund zwei Dutzend US-Geheimdienstmitarbeiter, Diplomaten und andere Regierungsbeamte sollen unter den geheimnisvollen Beschwerden leiden, wie sie zunächst Ende 2016 in der kubanischen Hauptstadt aufgetreten waren.
Zweitgrößte Fallzahl
Der erste Fall sei einige Monate nach dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden aufgetreten. Man habe die Fälle zunächst geheim gehalten, um die Ermittlungen der
US-Behörden nicht zu behindern, schreibt das US-Magazin. Inzwischen sei in Wien die zweitgrößte Anzahl an Fällen außerhalb Havannas gemeldet worden.
Das US-Außenministerium in Wien erklärte, man arbeite „mit höchster Priorität an der Aufklärung“. Alle Mitglieder der Botschaft, die einen ungeklärten Krankheitsfall
vermuteten, hätten „umgehend angemessene medizinische Betreuung“erhalten.
Behörden in den USA und Kanada, deren Botschaftsmitarbeiter ebenso in Kuba betroffen waren, hatten bislang mysteriöse „Akustikattacken“als Ursache genannt. Später wurde spekuliert, dass Pestizide die Gesundheitsvorfälle ausgelöst haben könnten. Das FBI hatte vermutet, dass die Betroffenen an einer psychogenen Massenkrankheit leiden: Eine Gruppe von Menschen, die glaubt, etwas Gefährlichem ausgesetzt gewesen zu sein, fühlt sich demnach gleichzeitig krank. Allerdings hat das FBI die Betroffenen nie selbst interviewt. Laut New Yorker dürfte die Behörde ihre These revidiert haben.
Russland beschuldigt
CIA-Direktor William Burns sieht die Vorfälle dem Magazin zufolge als „Attacken“und nicht als „Erkrankungen“. Er habe eine spezielle Einheit zusammengestellt, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Hochrangige Beamte der Regierungen von Ex-Präsident Donald Trump und Biden machen den russischen Geheimdienst verantwortlich. Sie vermuten Angriffe mit Mikrowellenstrahlung, möglicherweise um Daten von Computern oder Smartphones zu stehlen. Tatsächliche Beweise konnten bislang allerdings nicht vorgelegt werden. (fmo, maa, APA)