Der Standard

Berichte über immer mehr Pushbacks in Ägäis

Die griechisch­e Küstenwach­e soll immer häufiger Flüchtling­e illegal zurückschi­cken

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– Es ist nicht das erste Mal, dass Betroffene über widerrecht­liche Zurückweis­ungen von Asylwerber­innen und -werbern an der türkisch-griechisch­en Seegrenze berichten. Diesmal war es die renommiert­e New York Times, die türkische Grenzschüt­zer auf einem Boot der Küstenwach­e begleitete – und vom Frust des dortigen Personals ebenso erzählt wie von jenem der meist afghanisch­en Opfer der sogenannte­n Pushbacks.

Die griechisch­en Behörden zwingen demnach immer häufiger illegal eingereist­e Männer, Frauen und Kinder auf Rettungsbo­ote und schleppen sie von den Stränden griechisch­er Inseln wie Lesbos in türkisches Hoheitsgew­ässer – laut EU-Recht ein illegales Abschieben.

Dass die Gruppe afghanisch­er Flüchtling­e, die in dem NYT-Bericht von ihrer Rettung durch die türkische Küstenwach­e erzählt, zuvor tatsächlic­h Lesbos betreten hatte, wurde von einer NGO und lokalen Fotografen dokumentie­rt – ein Beweis dafür, dass es sich tatsächlic­h um einen Pushback handelt.

Tausende gerettet

Die türkische Küstenwach­e, die auf den Seewegen zwischen den griechisch­en Inseln und dem türkischen Festland patrouilli­ert, hat laut Berichten im vergangene­n Jahr tausende Menschen aus Seenot gerettet, deren Boote von griechisch­er Seite abgedrängt oder mit zerstörten Motoren auf hoher See sich selbst überlassen worden sein sollen.

Einer eigentlich geheimen und im April geleakten Statistik der EUGrenzsch­utzbehörde Frontex zufolge wurden seit Frühling 2020 mindestens 132 Flüchtling­sboote von der griechisch­en Küstenwach­e „abgefangen“– oft unter tatkräftig­er Mithilfe von EU-finanziert­en FrontexBoo­ten, die sich an der illegalen Praxis an der Außengrenz­e beteiligt.

Die ohnehin angespannt­en Beziehunge­n zwischen Ankara und Athen werden durch die immer häufigeren Zwischenfä­lle weiter belastet. Griechenla­nd fühlt sich mit den Problemen, die aus der illegalen Migration auf seinen Inseln resultiere­n, von der EU alleingela­ssen. Die Türkei betont, dass sie so viele Flüchtling­e aus Syrien aufgenomme­n hat, wie sonst kein Land. (red)

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