Warum Handys und Stromversorgung im Krisenfall versagen
Hohe Anfälligkeit in schweren Unwettern – Experten raten, für Energieausfälle zu proben
Die Unwetter der letzten Tage haben zu massiven Strom- und Handynetzausfällen geführt. Menschen fanden sich im Dunkeln wieder und hatten keine Möglichkeit, Hilfe zu holen. Besonders stark betroffen war die Bevölkerung in den Krisengebieten Deutschlands und der Niederlande – doch auch hierzulande geht man davon aus, dass solche Situationen durch die fortschreitende Klimakrise künftig öfter eintreten werden.
Die Ausfall- und Störungsstatistik der E-Control aus dem Jahr 2020 zeigt, dass die „kundenbezogene Nichtverfügbarkeit“von Strom abseits von „regional außergewöhnlichen Ereignissen“im Jahr 2019 bei 39,10 Minuten lag. Laut Bericht sind genau diese „regional außergewöhnlichen Ereignisse“Ursache dafür, dass es Jahr für Jahr mehr Ausfallzeiten gibt – seien es Schneefälle im Winter oder Niederschläge in den Sommermonaten.
Um sich gegen Stromausfälle zu wappnen, empfehlen sowohl das Rote Kreuz als auch die Krisenvorsorge, den Ernstfall zu proben. Dazu soll man einen Tag lang den Strom abschalten, um zu merken, was dann im Haushalt fehlt. Empfohlen wird, eine Taschenlampe mit Ersatzbatterien sowie einen Vorrat an nicht kühlpflichtigen und lang haltbaren Lebensmitteln
anzuschaffen. Für den Winter lohnen sich zusätzliche Decken oder Schlafsäcke. Bargeld und ein Batterieradio sollten ebenfalls vorhanden sein. Auch Tankstellen sind von Stromausfällen betroffen, weshalb im Auto ein voller Reservekanister mitgeführt werden sollte.
Verwundbare Handymasten
Dass im Krisenfall das Handynetz ausfallen kann, liegt daran, dass Handymasten mehrere verwundbare Punkte haben. Zunächst einmal müssen sie mit Strom versorgt werden. Daher ist jeder Mast laut Jochen OhnewasSchützenauer von A1 für den Fall eines Stromausfalls mit einem Notstromaggregat ausgerüstet. „Masten für eine große Menschenanzahl haben Strom für etwa zwei bis drei Tage gespeichert. Kleinere Masten halten etwa zwei bis drei Stunden ohne Strom durch“, sagt Ohnewas-Schützenauer.
Auch die Verbindung zum Mobilnetz kann unterbrochen werden, etwa durch Murenabgänge. Servicetechniker müssen dann an die Unfallstelle vordringen, um den Schaden zu beheben. Ist der Standort nicht erreichbar, kann es zu längeren Ausfällen kommen. Ganz vermeiden könne man diese nicht, überhaupt wäre es zu teuer, Sender vollständig gegen jedes Unwetter präventiv zu schützen, erklärt Ohnewas-Schützenauer: „Im schlimmsten Fall wird der ganze Sender umgerissen oder mechanisch zumindest beschädigt.“
Für solche Fälle gibt es Notfallcontainer mit installierter Senderanlage, die vom Bundesheer via Helikopter eingeflogen werden können. Sie werden aber nur Einsatzkräften zur Verfügung gestellt, damit diese in Krisengebieten miteinander kommunizieren können.
Für Events wie das Donauinselfest stehen neuerdings sogenannte 5G-Trucks zur Verfügung, die vor Ort für eine zusätzliche Netzabdeckung sorgen. Diese Trucks künftig auch in Notsituationen einzusetzen erscheint überlegenswert, sofern das Krisengebiet nicht vom Straßenverkehr abgeschnitten ist.
Euronotruf 112
Wenn das Handynetz nicht mehr funktioniert und man in Not ist, kann man versuchen, den Euronotruf 112 zu erreichen. Dieser funktioniert auch ohne SIM-Karte, ist gratis und versucht sich in das verfügbarste Netz einzuwählen. Der Missbrauch des Notrufs ist strafbar. (aam)