Fünf Angeklagte und der Bürgerkrieg
Drei Männer, zwei Frauen, über 200 Seiten Anklageschrift: Der Wiener IS-Prozess, der noch mindestens bis nächste Woche dauert, ist eine komplexe Angelegenheit. Kurz zusammengefasst wirft die Staatsanwaltschaft Graz den Angeklagten vor, 2013 islamistische Terrororganisationen in Syrien unterstützt zu haben. Auf unterschiedliche Weise:
Turpal I.: Der 32-jährige ■ Tschetschene soll unter dem Kampfnamen „Abu Aishe“untergebenen Islamisten Kriegsverbrechen angeordnet haben. Er saß die maximal möglichen zwei Jahre in Untersuchungshaft und musste freigelassen werden, da die Anklage nicht rechtzeitig fertig war. Der ehemalige Spitzensportler I. bekennt sich nicht schuldig – er sei nur in Syrien gewesen, um das Grab seines Schwagers zu suchen, sagt er. „Abu Aishe“sei jemand anderer.
Mirsad O.: Der 39 Jahre ■ alte Serbe predigte als „Ebu Tejmar“in Wien und soll die Mitangeklagten so rekrutiert haben. Er wurde 2016 bereits zu 20 Jahren Haft verurteilt und bekennt sich großteils schuldig, will aber nicht zu Gräueln gegen Zivilisten aufgefordert haben.
Bernd T.: Der heute 32 ■ Jahre alte Steirer liebäugelte zunächst mit der rechten Szene, konvertierte aber zum Islam. Er soll laut Anklage nicht nur in Syrien gewesen, sondern dort auch gekämpft haben. Letzteres bestreitet er, dass er ein radikaler Islamist war, der für Kampfeinsätze nach Syrien kam, gesteht er zu. Er belastet auch den Erstangeklagten.
Zalina A.: Die 28 Jahre ■ alte Tschetschenin soll als Gattin des Erstangeklagten mit diesem nach Syrien gezogen sein. Sie behauptet, in der Türkei auf ihren Mann gewartet zu haben.
Vesna N.: Die 30-jährige ■ Bosnierin ist mit dem Drittangeklagten verheiratet, auch sie sagt, sie sei damals nur in der Türkei gewesen. (moe)