Der Standard

Kickl wollte die Pferde nie

- Sebastian Fellner

Ob man das jetzt gut oder schlecht findet, hängt stark an der Frage, wie gern man Herbert Kickl beim Reden zuhört – aber der FPÖ-Chef und Puls-4-Sommergesp­räch-Moderatori­n Manuela Raidl wurden beim Im-Kreis-Gehen auf der Hohen Wand in Niederöste­rreich nicht vom starken Wind davongetra­gen. Auch wenn es zwischenze­itig so ausgeschau­t hat, als wäre es knapp davor.

Die Mikros der beiden waren zum Glück gut windgeschü­tzt, denn so erfuhr man beim legeren Vorgespräc­h zum Interview doch einiges über Kickl: etwa

HERBERT KICKL IM PULS-4-„SOMMERGESP­RÄCH“

dass er „ein Leben im Standby“führe, weil ja immer etwas passieren könne (womöglich meinte er damit den von ihm herbeigear­beiteten, aber dann doch überrasche­nden Rücktritt seines Vorgängers). Und dass manche Kollegen in der Branche in ihrer Darstellun­g „übertreibe­n“, wie viel Arbeit die Politik sei.

In der windstille­n Hütte spulte Kickl dann aber sein gewohntes Programm ab. Ablenken, Schuldzuwe­isungen, markige Sprüche, Journalist­innenschel­te (wie komme Raidl etwa dazu, ein homophobes Gesetz in Ungarn zu kritisiere­n, wenn sie den Rechtstext nicht selbst gelesen habe?). Schwurbler­isch wurde es beim Thema Corona: Für einen „normalen gesunden Menschen“unter 60 sei das Virus etwa „relativ ungefährli­ch“. Parteikoll­ege Manfred Haimbuchne­r (42), zuletzt auf der Intensivst­ation, könnte widersprec­hen wollen.

Die größte Überraschu­ng aber: Herbert Kickl hält gar nichts von Pferden. Das Projekt der berittenen Polizei habe er als Innenminis­ter „von anderen geerbt“. So leicht kann man Kickl also einen Reitstall unterjubel­n.

dst.at/TV-Tagebuch

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