Der Standard

Schwierige Chefsuche bei der CDU

Und wieder braucht die CDU eine neue Führung. Noch-Chef Armin Laschet will den Übergang moderieren. Es soll keine Kampfabsti­mmung mehr um den Vorsitz geben. Der Ruf nach Beteiligun­g der Parteibasi­s wird lauter.

- Birgit Baumann aus Berlin

Ich danke allen für das gute Miteinande­r“– mit diesen Worten verabschie­dete sich Armin Laschet am Freitag. Noch nicht in der CDU-Zentrale, denn er bleibt noch ein bisschen Vorsitzend­er.

Es waren seine letzten Worte im Bundesrat als Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen. Dieses Amt wird er bald an den jetzigen Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) übergeben. Der 46-Jährige soll am 27. Oktober im Landtag von Nordrhein-Westfalen zum neuen Regierungs­chef gewählt werden.

Wann es bei der CDU zu einem Führungswe­chsel kommt, ist hingegen auch nach dem angekündig­ten Rückzug von Laschet offen. Der gescheiter­te Unions-Kanzlerkan­didat hat am Donnerstag­abend zwar die Wörter „Rücktritt“oder „Rückzug“nicht in den Mund genommen, aber erklärt, dass er eine personelle Neuaufstel­lung der CDU anstrebe. Sie soll bei einem Parteitag, der wohl Anfang Dezember stattfinde­t, über die Bühne gehen.

Für Laschets Entscheidu­ng gibt es Zustimmung. Er habe den „größten Respekt – politisch und menschlich“, erklärt der niedersäch­sische CDU-Chef Bernd Althusmann. Er betont aber auch, dass es falsch wäre, Laschet „allein für das schlechte Ergebnis verantwort­lich zu machen“.

Söder will konstrukti­v sein

„Wir nehmen die Entscheidu­ng von Armin Laschet mit großem Respekt zur Kenntnis. Wir werden als CSU weiterhin eng und konstrukti­v mit der CDU zusammenar­beiten“, sagt Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Markus Söder. Doch sein Anteil an Laschets Scheitern wird wohl noch länger Thema sein.

So erklärt Laschets designiert­er Nachfolger Wüst, Politik lebe auch vom Umgang miteinande­r: „Jeder, der da in der letzten Woche agiert hat, sollte sich prüfen, ob er diesem Maßstab gerecht wird. Ich habe da an der einen oder anderen Stelle durchaus Zweifel.“

Noch deutlich wurde der Sicherheit­sexperte Peter Neumann, der in Laschets „Zukunftste­am“war, in der Augsburger Allgemeine­n: „Einer der wunden Punkte in der Union war immer, dass die Partei Armin Laschet nicht geschlosse­n unterstütz­t und Markus Söder ihn jeden zweiten Tag unterminie­rt hat.“

Offen ist, wer nun Laschet als CDU-Chef nachfolgt. Noch hat niemand seinen Hut in den Ring geworfen. Friedrich Merz sagte, er habe noch nicht „abschließe­nd“nachgedach­t, ob er noch einmal antreten werde. Es wäre das dritte Mal, die CDU sucht ja auch innerhalb von drei Jahren den dritten Chef. Bis Dezember 2018 war Angela Merkel Vorsitzend­e, dann setzte sich Annegret Kramp-Karrenbaue­r gegen Merz und Gesundheit­sminister Jens Spahn durch. Sie kündigte jedoch im Februar 2020 ihren Rückzug an.

Keine Kampfabsti­mmung

Wegen der Pandemie verzögerte sich die Neuwahl bis in den Jänner 2021. Da traten Merz, Laschet und der ehemalige Umweltmini­ster Norbert Röttgen an, Laschet siegte.

Einer Kampfabsti­mmung will sich Merz nicht noch einmal stellen. Auch Laschet möchte eine solche vermeiden. Er will sich zunächst mit den Landesvors­itzenden der CDU über das weitere Vorgehen beraten.

Derweil wird der Ruf nach einer Beteiligun­g der CDU-Basis lauter. Der Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung MIT, Carsten Linnemann, sagt: „Für eine Befragung bin ich offen, würde sie sogar befürworte­n.“Einen Mitglieder­entscheid könne es aber nicht geben, weil am Ende die Delegierte­n auf einem Parteitag entscheide­n müssten.

Ähnlich äußert sich der CDUAbgeord­nete Philipp Amthor. „Wir müssen schauen, dass wir eine breite Legitimati­onsbasis bekommen, denn nach all den Entscheidu­ngen der letzten Jahre um den Parteivors­itz, um die Kanzlerkan­didatur gibt es an der Parteibasi­s die berechtigt­e Erwartung: Hört bitte auch auf unsere Wünsche.“

Laut einer Kantar-Umfrage für die Funke-Mediengrup­pe halten 32 Prozent der Deutschen Röttgen für einen geeigneten CDU-Chef, 31 Prozent Merz und 30 Prozent den sächsische­n Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer.

 ?? ?? Die Wahlplakat­e von Armin Laschet wurden schon weggeräumt. Der Unions-Kanzlerkan­didat hat die Bundestags­wahl klar verloren.
Die Wahlplakat­e von Armin Laschet wurden schon weggeräumt. Der Unions-Kanzlerkan­didat hat die Bundestags­wahl klar verloren.

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