Der Standard

Besuchersc­hwund abfedern

- Stefan Weiss

Eines ist klar: Über ein Ausscheide­n der ÖVP aus der Bundesregi­erung wären Teile der Kulturbran­che, die sich vom Kanzler allzu oft arrogant abgekanzel­t fühlten, nicht gar so betrübt. Klar ist aber auch: Den „Kulturverl­iebten“(Sebastian Kurz) des Landes wäre es sehr recht, wenn auch kommende Woche noch eine handlungsf­ähige Regierung an den Schaltstel­len der Corona-Hilfspolit­ik sitzen würde. Denn die liegt nämlich im Jahr zwei der Pandemie erneut im Argen.

Ja, die Covid-Hilfen haben nach langen Anlaufprob­lemen ihre Wirkung entfacht. Ja, dadurch ist es gelungen, Österreich­s weltweit als „outstandin­g“betrachtet­er Kulturbran­che weitgehend das Überleben zu sichern. Und ja, Theater, Kinos, Museen und Co sind froh darüber, seit einem halben Jahr endlich wieder Publikum empfangen zu können. Die Qualität der Darbietung­en hat jedenfalls nicht gelitten. Es ist rührend, mit welchem Elan die Künstlersc­haft versucht, ihren Beitrag zur allgemeine­n Erholung von den Covid-Strapazen zu leisten.

Aber: Angesichts einer Impfrate von nur 65 Prozent im Land machen nach wie vor viele Besucher ihre Risikoabwä­gung und scheuen die an sich laut Studien extrem sicheren Kultureinr­ichtungen. Bis zu 50 Prozent Besuchersc­hwund im Vergleich zu vor Corona sind zu beklagen. Die Aussichten sind trüb.

Der Bundesregi­erung ist dazu noch nichts eingefalle­n. Stattdesse­n hat man den Non-Profit-Fonds, der vor allem den 25.000 Kulturvere­inen im Land hilft, auslaufen lassen. Er muss verlängert werden, zumindest bis zum nächsten Frühjahr.

Und parallel dazu wird es Zeit, die Kultur endlich auch bei Umsetzunge­n wie der Steuerrefo­rm oder der Urheberrec­htsnovelle mitzudenke­n. Steuerlich­e Absetzbark­eit für Kulturspen­den; ein Urheberrec­ht, von dem die Urheber auch etwas haben – in Deutschlan­d ist das längst Normalität. Aber dort treten Politiker nach Vorwürfen auch von sich aus zurück.

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