Der Standard

Schallenbe­rg sucht aktive EU-Rolle

Bundeskanz­ler auf Antrittsbe­such bei von der Leyen in Brüssel

- Thomas Mayer

Die Gestaltung der österreich­ischen Innenpolit­ik ist in der Sache engstens mit der gemeinsame­n Politik auf EU-Ebene verbunden. Es gibt praktisch keine großen Problemfel­der und Themen mehr, bei denen die Mitgliedss­taaten auf längere Sicht allein auf sich gestellt erfolgreic­h sein können. Diese in Corona-Krisenzeit­en gewachsene Erfahrung zeigt sich in den ersten Tagen der Amtszeit von Bundeskanz­ler Alexander Schallenbe­rg.

Er reist am Donnerstag zu einer Blitzvisit­e nach Brüssel, wo er Arbeitsges­präche mit Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen und dem Ständigen Ratspräsid­enten Charles Michel führen wird. Eine Woche später wird er erneut in die EU-Hauptstadt fliegen, wenn der nächste reguläre EU-Gipfel stattfinde­t.

Daher sei es logisch, dass die Gespräche mit von der Leyen und Michel nicht nur um Pläne seiner Regierung und die Fortsetzun­g der türkisgrün­en Koalition kreisen, sondern auch der Vorbereitu­ng des Gipfels dienen, hieß es am Mittwoch aus dem Kanzleramt: Es gehe um Energiepre­ise, den Wiederaufb­au, aber auch um das Migrations­paket und den nächsten Weltklimag­ipfel im November in Glasgow. Ex-Außenminis­ter Schallenbe­rg, der sein Berufslebe­n lang als

Diplomat und langjährig­er Sprecher unter Ministerin Ursula Plassnik und deren Nachfolger Michael Spindelegg­er gedient hatte, gilt in Brüssel als erfahrener, wohlbekann­ter Profi. Zwischen 2000 und 2005 hatte er die Rechtsabte­ilung der Ständigen Vertretung Österreich­s in Brüssel geleitet.

Wie er in den vergangene­n Tagen rund um den Rücktritt seines Vorgängers Sebastian Kurz betonte, wolle er den europapoli­tischen Kurs fortsetzen. Er betonte dabei die strikte Haltung in Sachen Migrations­politik ebenso wie den Wunsch, die weitere Integratio­n der Union „tatkräftig mitzugesta­lten“.

Bei der Aufteilung der Aufgaben in der Regierung ändert sich bis auf weiteres nichts. Europamini­sterin Karoline Edtstadler wird Schallenbe­rg im Kanzleramt weiter zur Verfügung stehen, sie will sich um EU-Reformen und die Konferenz zur Zukunft der EU bemühen.

Sein Vorgänger Sebastian Kurz hatte in den vergangene­n Jahren wechselnde Bündnisse mit verschiede­nen EU-Staaten gesucht, teils Kritik an EU-Institutio­nen geübt, beim EU-Budget gebremst, sich bei Kritik an Visegrád-Staaten – vor allem an Ungarn und Premier Viktor Orbán – zurückgeha­lten, bis zu dessen Ausschluss aus der Europäisch­en Volksparte­i.

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Foto: Heribert Corn Schallenbe­rg fliegt erstmals als Kanzler nach Brüssel.

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