Mehr Geld für die hohe Kante
Sparen hat in den letzten zehn Jahren, besonders während der Pandemie, an Bedeutung gewonnen. Auch sonst änderte Corona die Gewohnheiten der Bankkunden, geht aus einer Studie hervor.
Manchmal kann sich auch das Schicksal ein bisschen Ironie nicht verkneifen. „Der Kunde entscheidet, über welchen Kanal er mit uns in Verbindung treten will“, sagte Erste-Bank- Chefin Gerda Holzinger-Burgstaller bei der Präsentation der Studie über „Banking zu Zeiten von Corona“. Allein, auf einem dieser Kanäle, dem Internetbanking George, ging zu dieser Zeit gar nichts mehr. Weniger lustig für tausende User, die wegen Netzwerkproblemen den Service am Dienstag tagsüber stundenlang nicht erreichen konnten. Auch Kartenzahlungen und Abhebungen waren betroffen.
Dabei geht der Trend genau in diese Richtung – mehr online und mobil, mehr kontaktlos, weniger bar. Ein knappes Drittel der Befragten kommt weniger oft in Bankfilialen, geht aus der Studie hervor. „Dieser Trend ist ein ganz starker“, sagte Burgstaller-Holzinger. Stattdessen würden Kunden nun andere Kanäle für den Kontakt zur Bank wählen. Einen davon stellen die „neuen Remote-Beratungszentren“dar. Auf diese Weise könne man mobil mit Beratern kommunizieren und gemeinsam Unterlagen bearbeiten.
Man beobachte ein stabiles Verhalten an Selbstbedienungsautomaten, aber einen „massiven Anstieg in der Digitalnutzung“. Wird es künftig weniger Bankfilialen der Erste Bank geben? „Wir wissen es nicht“, erklärte Holzinger-Burgstalller. Man richte sich nach den Kundenbedürfnissen. „Wir werden immer Filialen haben“, stellte die Bankchefin klar.
Kontaktloses Zahlen
Ebenfalls ein starker Trend: 42 Prozent der Befragten zahlen nun öfters kontaktlos als vor der Pandemie. Damit ist bargeldloses Zahlen zwar auch in Österreich im Aufwind, im internationalen Vergleich liegt das Land aber nur im hinteren Mittelfeld, geht aus dem „Global Payments Report“der Beraterfirma Boston Consulting hervor. Demnach gab es im Vorjahr hierzulande pro Kopf 214 bargeldlose Transaktionen. In nordischen Ländern seien es jetzt schon etwa 500, bei dem Schlusslicht Bulgarien hingegen nur 44.
Das sei eine kulturelle Sache, sagt Boston-Consulting-Partner Markus Ampenberger. In Österreich wie in Deutschland spiele Bargeld traditionell eine große Rolle. Kurzfristig habe die Pandemie einen Schub für digitale Zahlungen gebracht. Langfristig führe kontaktloses Zahlen zur stärkeren Nutzung elektronischer Zahlungsmittel.
Zurück zur Erste-Bank-Studie, der zufolge die Österreicher gut durch die Krise gekommen sind. „Die finanzielle Betroffenheit lässt nach“, sagt Holzinger-Burgstaller über die Auswirkungen. Insgesamt sind es noch 29 Prozent, die finanzielle Einbußen beklagen – oder 2,2 Millionen Menschen in Österreich, wie Holzinger-Burgstaller erinnert. Allerdings waren es ein Jahr zuvor noch 2,9 Millionen Österreicher, als deutlich mehr Österreicher arbeitslos oder in Kurzarbeit waren.
Enorm angestiegen ist die Sparleistung der Österreicher im Zuge der Corona-Krise. Ein wichtiger Grund: Man konnte das Geld während der Lockdowns teilweise gar nicht ausgeben, erklären sieben von zehn Befragten. Daher legten die Österreicher heuer zur Jahresmitte mit 344 Euro pro Monat deutlich mehr zur Seite als im Vorjahr mit 272 Euro. Allerdings steht dahinter ein langfristiger Trend, denn 2011 waren es noch vergleichsweise bescheidene 165 Euro pro Monat. „In zehn Jahren hat sich der Betrag mehr als verdoppelt“, betonte Holzinger-Burgstaller.
Weniger glücklich ist sie damit, dass das klassische Sparbuch noch immer die beliebteste Sparform ist. 74 Prozent der Österreicher besitzen eines – was aber auch dadurch zu erklären ist, dass sich zwei Drittel der Österreicher primär einen Notgroschen zur Seite legen wollen. Dabei ist die sofortige Verfügbarkeit des Gelds ohne Wertschwankungen von großer Bedeutung.
Wertpapiere beliebter
Im Gegenzug haben in den vergangenen zehn Jahren Wertpapiere an Bedeutung gewonnen. Derzeit besitzt jeder dritte Befragte welche, 2011 waren es bloß 27 Prozent. Befragt wurden für die Studie von Mitte Mai bis Mitte Juni insgesamt 900 Personen ab 15 Jahren.
Weiterhin warten heißt es indes für Kunden der Erste Bank in Bezug auf das Bezahlsystem Google Pay. „Wir arbeiten daran“, sagt Holzinger-Burgstalller. „Es wird kommen.“