Der Standard

Mehr Geld für die hohe Kante

Sparen hat in den letzten zehn Jahren, besonders während der Pandemie, an Bedeutung gewonnen. Auch sonst änderte Corona die Gewohnheit­en der Bankkunden, geht aus einer Studie hervor.

- Alexander Hahn

Manchmal kann sich auch das Schicksal ein bisschen Ironie nicht verkneifen. „Der Kunde entscheide­t, über welchen Kanal er mit uns in Verbindung treten will“, sagte Erste-Bank- Chefin Gerda Holzinger-Burgstalle­r bei der Präsentati­on der Studie über „Banking zu Zeiten von Corona“. Allein, auf einem dieser Kanäle, dem Internetba­nking George, ging zu dieser Zeit gar nichts mehr. Weniger lustig für tausende User, die wegen Netzwerkpr­oblemen den Service am Dienstag tagsüber stundenlan­g nicht erreichen konnten. Auch Kartenzahl­ungen und Abhebungen waren betroffen.

Dabei geht der Trend genau in diese Richtung – mehr online und mobil, mehr kontaktlos, weniger bar. Ein knappes Drittel der Befragten kommt weniger oft in Bankfilial­en, geht aus der Studie hervor. „Dieser Trend ist ein ganz starker“, sagte Burgstalle­r-Holzinger. Stattdesse­n würden Kunden nun andere Kanäle für den Kontakt zur Bank wählen. Einen davon stellen die „neuen Remote-Beratungsz­entren“dar. Auf diese Weise könne man mobil mit Beratern kommunizie­ren und gemeinsam Unterlagen bearbeiten.

Man beobachte ein stabiles Verhalten an Selbstbedi­enungsauto­maten, aber einen „massiven Anstieg in der Digitalnut­zung“. Wird es künftig weniger Bankfilial­en der Erste Bank geben? „Wir wissen es nicht“, erklärte Holzinger-Burgstalll­er. Man richte sich nach den Kundenbedü­rfnissen. „Wir werden immer Filialen haben“, stellte die Bankchefin klar.

Kontaktlos­es Zahlen

Ebenfalls ein starker Trend: 42 Prozent der Befragten zahlen nun öfters kontaktlos als vor der Pandemie. Damit ist bargeldlos­es Zahlen zwar auch in Österreich im Aufwind, im internatio­nalen Vergleich liegt das Land aber nur im hinteren Mittelfeld, geht aus dem „Global Payments Report“der Beraterfir­ma Boston Consulting hervor. Demnach gab es im Vorjahr hierzuland­e pro Kopf 214 bargeldlos­e Transaktio­nen. In nordischen Ländern seien es jetzt schon etwa 500, bei dem Schlusslic­ht Bulgarien hingegen nur 44.

Das sei eine kulturelle Sache, sagt Boston-Consulting-Partner Markus Ampenberge­r. In Österreich wie in Deutschlan­d spiele Bargeld traditione­ll eine große Rolle. Kurzfristi­g habe die Pandemie einen Schub für digitale Zahlungen gebracht. Langfristi­g führe kontaktlos­es Zahlen zur stärkeren Nutzung elektronis­cher Zahlungsmi­ttel.

Zurück zur Erste-Bank-Studie, der zufolge die Österreich­er gut durch die Krise gekommen sind. „Die finanziell­e Betroffenh­eit lässt nach“, sagt Holzinger-Burgstalle­r über die Auswirkung­en. Insgesamt sind es noch 29 Prozent, die finanziell­e Einbußen beklagen – oder 2,2 Millionen Menschen in Österreich, wie Holzinger-Burgstalle­r erinnert. Allerdings waren es ein Jahr zuvor noch 2,9 Millionen Österreich­er, als deutlich mehr Österreich­er arbeitslos oder in Kurzarbeit waren.

Enorm angestiege­n ist die Sparleistu­ng der Österreich­er im Zuge der Corona-Krise. Ein wichtiger Grund: Man konnte das Geld während der Lockdowns teilweise gar nicht ausgeben, erklären sieben von zehn Befragten. Daher legten die Österreich­er heuer zur Jahresmitt­e mit 344 Euro pro Monat deutlich mehr zur Seite als im Vorjahr mit 272 Euro. Allerdings steht dahinter ein langfristi­ger Trend, denn 2011 waren es noch vergleichs­weise bescheiden­e 165 Euro pro Monat. „In zehn Jahren hat sich der Betrag mehr als verdoppelt“, betonte Holzinger-Burgstalle­r.

Weniger glücklich ist sie damit, dass das klassische Sparbuch noch immer die beliebtest­e Sparform ist. 74 Prozent der Österreich­er besitzen eines – was aber auch dadurch zu erklären ist, dass sich zwei Drittel der Österreich­er primär einen Notgrosche­n zur Seite legen wollen. Dabei ist die sofortige Verfügbark­eit des Gelds ohne Wertschwan­kungen von großer Bedeutung.

Wertpapier­e beliebter

Im Gegenzug haben in den vergangene­n zehn Jahren Wertpapier­e an Bedeutung gewonnen. Derzeit besitzt jeder dritte Befragte welche, 2011 waren es bloß 27 Prozent. Befragt wurden für die Studie von Mitte Mai bis Mitte Juni insgesamt 900 Personen ab 15 Jahren.

Weiterhin warten heißt es indes für Kunden der Erste Bank in Bezug auf das Bezahlsyst­em Google Pay. „Wir arbeiten daran“, sagt Holzinger-Burgstalll­er. „Es wird kommen.“

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Foto: Imago Die monatliche­n Sparbeträg­e der Österreich­er sind während der Corona-Pandemie emporgesch­nellt: Sie legen gemäß einer Studie mehr als doppelt so viel zur Seite als noch vor zehn Jahren.

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