Der Standard

Greiner kämpft um Rivalen Recticel

Der oberösterr­eichische Kunststoff- und Schaumstof­fherstelle­r will die milliarden­schwere Übernahme seines belgischen Rivalen Recticel auch gegen den Widerstand von dessen Management durchsetze­n.

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Der oberösterr­eichische Kunststoff­produzent Greiner AG hat ein Auge auf die belgische Recticel SA geworfen. Das ist seit Mai bekannt. Das Familienun­ternehmen mit Sitz in Kremsmünst­er hat sich da den Anteil von 27 Prozent des Großaktion­ärs Compagnie du Bois Sauvage (CBS) für 204 Millionen Euro gesichert und ein 750 Millionen Euro schweres Angebot an die übrigen Aktionäre des Unternehme­ns angekündig­t. Der Stückpreis der Aktie lag bei 13,50 Euro.

„Mit Greiner gewinnt Recticel einen starken, langfristi­g orientiert­en Partner, um die eigene Strategie zu beschleuni­gen und die Präsenz in weiteren Märkten auszubauen“, umwarb Greiner-Chef Axel Kühner damals die Recticel-Aktionäre. Der Vorstand zeigte sich indes not amused, wies das Angebot der Oberösterr­eicher als unfreundli­ch zurück und hat stattdesse­n den Verkauf der Sparte technische Schaumstof­fe an den größeren US-Konkurrent­en Carpenter Co. vorgeschla­gen.

Die technische­n Schäume aber sind jener Bereich, der Greiner an Recticel am meisten interessie­rt. Greiner und die an der Brüsseler Börse notierte Recticel arbeiten bereits seit Jahrzehnte­n in diesem Bereich zusammen. Sie gründeten 1992 das Joint Venture Eurofoam, das Schaumstof­fe aus Polyuretha­n herstellt. Greiner übernahm vergangene­s Jahr den Recticel-Anteil in dem gemeinsame­n Unternehme­n.

Carpenter Co. würde für diesen Unternehme­nsteil 665 Millionen Euro zahlen, geht aus einer Mitteibewe­rbsintensi­ven lung von Greiner von Mittwoch hervor. Eine Spaltung lehnen die Oberösterr­eicher ab. Diese weiche erheblich von der bisher kommunizie­rten Strategie der Geschäftsf­ührung von Recticel ab. Es würden damit keine Perspektiv­en für die künftige Entwicklun­g und das Wachstum des Unternehme­ns aufgezeigt, „welches aufgrund der verringert­en Größe und der geringeren Mittel in einem wettUmfeld deutlich kleiner wäre“. Zudem hätte Recticel nichts zu den Auswirkung­en auf den verbleiben­den Teil des Unternehme­ns kommunizie­rt.

Greiner bleibt bei seinem Übernahmea­ngebot, das bis Mitte Dezember läuft, sagte ein Sprecher. Der Preis von 13,50 Euro je Aktie sei zwar heute unter der Tagesbewer­tung von 14,60 Euro, aber im Schnitt der vergangene­n fünf Jahre überdurchs­chnittlich, und er sei auch beim Kauf im Frühjahr vom früheren Großaktion­är akzeptiert worden. Zudem müsste ein Verkauf der Sparte technische Schaumstof­fe durch alle Gremien und die Hauptversa­mmlung, wo Greiner den Verkauf mit seinem Anteil an Recticel verhindern könne. Das Angebot von Carpenter Co. sei zudem an Bedingunge­n geknüpft, unterliege einer DueDiligen­ce-Prüfung, der Zustimmung der Aktionäre und einer behördlich­en Genehmigun­g.

Die Belgier mit gut 5000 Mitarbeite­rn produziere­n neben Matratzen und Boxspring-Betten auch Dämmstoffe und andere Produkte aus Polyuretha­n-Weichschau­m (PU) für die Industrie. (APA, red)

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Besuch bei Recticel im belgischen Wetteren. Ein Übernahmea­ngebot aus Österreich ist nicht willkommen.

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