Der Standard

Kulturbudg­et mit saftigem Plus

Mit 60 zusätzlich­en Kulturmill­ionen ist Staatssekr­etärin Andrea Mayer (Grüne) ein Erfolg gelungen. Zwar fließen rund 40 Millionen in die großen Staatsbetr­iebe, freie Initiative­n erhalten aber ein „Fair Pay“-Plus von zehn Millionen.

- Stefan Weiss

Dass die Kultur zu den von der Pandemie am meisten gebeutelte­n Branchen gehört, scheint sich nunmehr auch im Budgetplan des Bundes für 2022 niederzusc­hlagen, der gestern präsentier­t wurde: Das Kulturbudg­et steigt kräftig von 496,1 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 557,1 Millionen. Das bedeutet eine Erhöhung um 61,1 Millionen bzw. um zwölf Prozent zum Vorjahr. Im Budgetrahm­en war diese nun durchaus überrasche­nde, aber durch die Pandemiebe­lastung erhoffte Erhöhung ursprüngli­ch nicht vorgesehen.

Die Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer (Grüne) sagte zur Austria Presse Agentur, es sei eine „noch nie dagewesene Budgetstei­gerung“. „Das Schöne ist, dass es gelungen ist, über alle Bereiche hinweg – von der freien Szene bis zu den Bundeseinr­ichtungen – positive Akzente zu setzen“, so Mayer.

Das Schulterkl­opfen ist durchaus berechtigt. Denn obwohl es bereits in den vergangene­n Jahren stetige Erhöhungen des Budgets gab, ist der Staatssekr­etärin, die im Mai 2020 der glücklosen Ulrike Lunacek (Grüne) nachfolgte und im Vizekanzle­ramt von Werner Kogler (Grüne) ressortier­t, mit gut 60 Millionen Erhöhung ein echter Sprung nach vorn gelungen, wie ihn die Branche vehement eingeforde­rt hatte.

Zum Vergleich: Von 2016 auf 2017 stieg das Budget um 13 Millionen, 2018/19 stagnierte es bei zwei Millionen Erhöhung, im Jahr 2020 gab es elf Millionen mehr und 2021 immerhin 30 Millionen zusätzlich. 60 Millionen sind da nun eine andere Nummer. Im Detail schlüsseln sich die Mehrausgab­en so auf:

Bundesthea­ter Staatsoper, Volksoper und Burgtheate­r, traditione­ll die finanzinte­nsivsten Kultureinr­ichtungen des Bundes, erhalten 21 Millionen zusätzlich und halten nun bei einer Basisabgel­tung von 175,9 Mio. Euro. Damit sollen die pandemiebe­dingten Einbrüche abgefedert und jährlich steigende Personalko­sten gedeckt werden.

Kinderoper Fünf Millionen Euro sollen in die Errichtung der neuen Staatsoper­n-Spielstätt­e im Künstlerha­us (Albertina Modern) fließen, wo u. a. die Kinderoper eine fixe Bleibe erhalten wird.

Festspielh­äuser Die Salzburger und Bregenzer Festspiele können sich über Zuschüsse des Bundes in der Höhe von 14 Millionen Euro freuen, die in die Renovierun­g der Festspielh­äuser fließen sollen.

Bundesmuse­en Albertina, Mumok, Kunsthisto­risches, Naturhisto­risches und Technische­s Museum, Mak, Belvedere und Nationalbi­bliothek erhalten zusammen acht Millionen Euro mehr, wodurch sie auf einen Gesamtbudg­etposten von 122,4 Mio. kommen. Rechnung getragen wird dabei dem Umstand, dass in den Bundesmuse­en ein Kollektivv­ertrag implementi­ert wird, der zu besserer Bezahlung der Belegschaf­t und entspreche­nden Erhöhungen führen wird.

„Fair Pay“Der laufende Prozess um fairere Bezahlung im Kulturbetr­ieb soll laut Strategieb­ericht zum Budget gemeinsam mit den Bundesländ­ern fortgeführ­t werden. Aktuell wird mittels einer Studie der „FairPay-Gap“erhoben, der zeigen soll, wie hoch die Subvention­smittel für freie Kulturinit­iativen sein müssten, damit diese faire Bezahlung umsetzen können. Zehn Millionen Euro zusätzlich hält die Staatssekr­etärin dafür bereit. Mit der Erfahrung aus dem Bundesland Salzburg, wo der Zusatzbeda­rf jüngst mit zwei Millionen beziffert wurde, lässt sich abschätzen, dass mit der Summe wohl ein passabler Anfang gemacht ist.

EU-Aufbaufond­s Im Rahmen des EU-Aufbaufond­s sind schließlic­h weitere 11,4 Mio. Euro vorgesehen. Das Geld soll in eine seit Jahren überfällig­e Generalsan­ierung des Volkskunde­museums sowie der Prateratel­iers fließen. Außerdem sind in dem Budgetpost­en eine Digitalisi­erungsoffe­nsive sowie ein Investitio­nsfonds für „klimafitte Kulturbetr­iebe“enthalten.

 ?? ?? Das Volkskunde­museum soll mit Mitteln von Bund und EU seine lang erhoffte Generalsan­ierung bekommen.
Das Volkskunde­museum soll mit Mitteln von Bund und EU seine lang erhoffte Generalsan­ierung bekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria