Der Standard

Söldner wollten im Jemen kämpfen

Zwei deutsche Ex-Soldaten wollten mit einer Söldnertru­ppe im jemenitisc­hen Bürgerkrie­g mitmischen. Nun droht ihnen wegen Gründung einer terroristi­schen Vereinigun­g eine lange Haftstrafe.

- Michael Vosatka

Mithilfe einer selbstgegr­ündeten Söldnertru­ppe wollten zwei ehemalige Bundeswehr­soldaten für Saudi-Arabien den Jemen „befrieden“. Das wirft die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe in einem Haftbefehl zwei deutschen Staatsbürg­ern vor. Arend-Adolf G. und Achim A. wurden am Mittwochmo­rgen im Landkreis Breisgau-Hochschwar­zwald und in München von Spezialein­heiten der Polizei wegen des Versuches der Gründung einer terroristi­schen Vereinigun­g festgenomm­en. Die Wohnungen der beiden Verdächtig­en wurden ebenso durchsucht wie jene von vier weiteren Personen in Bayern und Baden-Württember­g.

40.000 Euro Sold

Anfang des Jahres 2021 sollen die ehemaligen Fallschirm­jäger G. und A. die Idee geboren haben, ihre militärisc­he Ausbildung gewinnbrin­gend zu nutzen und mit einer hundert bis 150 Mann starken Söldnertru­ppe unter ihrem Kommando lukrative Aufträge zu erhalten. Den beiden schwebte ein monatliche­r Sold von 40.000 Euro pro Mitglied ihrer Privatarme­e vor. Ziel des Einsatzes sollte der Jemen sein, wo seit 2014 ein blutiger Konflikt zwischen den Huthi-Rebellen und der von einer von Saudi-Arabien angeführte­n Koalition unterstütz­ten jemenitisc­hen Regierung unter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi tobt. Mit ihrer Truppe wollten G. und A. das Gebiet „befrieden“und die HuthiRebel­len zu Verhandlun­gen mit der Regierung zwingen, vorzugswei­se im Auftrag Saudi-Arabiens. Auch der Einsatz von Gas soll erwogen worden sein. Dass die Söldner bei dem Einsatz zwangsläuf­ig auch Menschen töten müssten und auch Zivilisten zu Schaden kommen würden, war den Beschuldig­ten bewusst, sagt die Bundesanwa­ltschaft.

Der Jemen sollte der Truppe als Sprungbret­t für eine Zukunft als privates Militärunt­ernehmen dienen und in der Folge auch in anderen Konflikten auf der Seite zahlungskr­äftiger Auftraggeb­er eingreifen.

Während Arend-Adolf G. für die Rekrutieru­ng und Anwerbung von Söldnern für die Truppe zuständig gewesen sein soll, versuchte Achim A., eine Finanzieru­ng aufzustell­en. G. nahm mit insgesamt sieben potenziell­en Söldnern – ehemaligen Soldaten oder Polizisten – Kontakt auf, was schließlic­h auch zum Aufeiner fliegen der Pläne geführt haben dürfte: Einer der Kandidaten soll den Militärisc­hen Abschirmdi­enst MAD informiert haben. A. wiederum versuchte der Bundesanwa­ltschaft zufolge über einen längeren Zeitraum hartnäckig und über verschiede­nste Kanäle, mit der saudischen Regierung in Riad Kontakt aufzunehme­n. Diese reagierte jedoch nicht auf die Avancen. Vor allem aus diesem Grund konnte „die angestrebt­e Gründung einer terroristi­schen Vereinigun­g (...) bislang nicht umgesetzt werden“, wie die Bundesanwa­ltschaft festhält.

Lange Haft droht

Auch wenn es den 52 respektive 60 Jahre alten Ex-Soldaten offensicht­lich um Geld und keine politische­n Motive ging, droht ihnen bei einer Verteilung wegen Gründung einer terroristi­schen Vereinigun­g eine mehrjährig­e Haftstrafe. Unter § 129a des deutschen Strafgeset­zbuches heißt es: „Wer eine Vereinigun­g gründet, deren Zwecke oder deren Tätigkeit darauf gerichtet sind, Mord oder Totschlag oder Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlich­keit oder Kriegsverb­rechen zu begehen, oder wer sich an solchen Vereinigun­g als Mitglied beteiligt, wird mit Freiheitss­trafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.“G. und A. waren nach ihrer Zeit bei der Bundeswehr für die Sicherheit­sfirma Asgaard aktiv, G. gar in der Rolle als Geschäftsf­ührer. Asgaard war unter anderem im Irak aktiv, wo sie die Botschaft Saudi-Arabiens bewachte.

Immer wieder wird über zweifelhaf­te Projekte von Asgaard berichtet. Schon 2010 wollte das Unternehme­n in den Bürgerkrie­g in Somalia eingreifen, um einen Geschäftsm­ann an die Macht zu bringen. Trotz wiederholt­er Versuche erreichte Asgaard bisher keine Basis für eine Zusammenar­beit mit der Bundeswehr. Das hinderte die Sicherheit­sfirma jedoch nicht, ihre Söldner die deutsche Flagge über dem ein Wikingersc­hiff zeigendes Firmenwapp­en am Arm tragen zu lassen. Zwischen Asgaard und der rechtsextr­emen Szenen bestehen zahlreiche Verbindung­en.

In der Edda ist Asgard der Wohnort der Asen, wo den Göttern zwölf Palästen aus Edelsteine­n und Gold zur Verfügung stehen. Hier befindet sich auch Valhalla, wo die gefallenen Krieger ruhen.

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Deutsche Ex-Soldaten wollten ihre Ausbildung für lukrative Aufträge in Kriegsgebi­eten nutzen und für die Regierung im Jemen kämpfen.

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