Söldner wollten im Jemen kämpfen
Zwei deutsche Ex-Soldaten wollten mit einer Söldnertruppe im jemenitischen Bürgerkrieg mitmischen. Nun droht ihnen wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung eine lange Haftstrafe.
Mithilfe einer selbstgegründeten Söldnertruppe wollten zwei ehemalige Bundeswehrsoldaten für Saudi-Arabien den Jemen „befrieden“. Das wirft die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe in einem Haftbefehl zwei deutschen Staatsbürgern vor. Arend-Adolf G. und Achim A. wurden am Mittwochmorgen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und in München von Spezialeinheiten der Polizei wegen des Versuches der Gründung einer terroristischen Vereinigung festgenommen. Die Wohnungen der beiden Verdächtigen wurden ebenso durchsucht wie jene von vier weiteren Personen in Bayern und Baden-Württemberg.
40.000 Euro Sold
Anfang des Jahres 2021 sollen die ehemaligen Fallschirmjäger G. und A. die Idee geboren haben, ihre militärische Ausbildung gewinnbringend zu nutzen und mit einer hundert bis 150 Mann starken Söldnertruppe unter ihrem Kommando lukrative Aufträge zu erhalten. Den beiden schwebte ein monatlicher Sold von 40.000 Euro pro Mitglied ihrer Privatarmee vor. Ziel des Einsatzes sollte der Jemen sein, wo seit 2014 ein blutiger Konflikt zwischen den Huthi-Rebellen und der von einer von Saudi-Arabien angeführten Koalition unterstützten jemenitischen Regierung unter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi tobt. Mit ihrer Truppe wollten G. und A. das Gebiet „befrieden“und die HuthiRebellen zu Verhandlungen mit der Regierung zwingen, vorzugsweise im Auftrag Saudi-Arabiens. Auch der Einsatz von Gas soll erwogen worden sein. Dass die Söldner bei dem Einsatz zwangsläufig auch Menschen töten müssten und auch Zivilisten zu Schaden kommen würden, war den Beschuldigten bewusst, sagt die Bundesanwaltschaft.
Der Jemen sollte der Truppe als Sprungbrett für eine Zukunft als privates Militärunternehmen dienen und in der Folge auch in anderen Konflikten auf der Seite zahlungskräftiger Auftraggeber eingreifen.
Während Arend-Adolf G. für die Rekrutierung und Anwerbung von Söldnern für die Truppe zuständig gewesen sein soll, versuchte Achim A., eine Finanzierung aufzustellen. G. nahm mit insgesamt sieben potenziellen Söldnern – ehemaligen Soldaten oder Polizisten – Kontakt auf, was schließlich auch zum Aufeiner fliegen der Pläne geführt haben dürfte: Einer der Kandidaten soll den Militärischen Abschirmdienst MAD informiert haben. A. wiederum versuchte der Bundesanwaltschaft zufolge über einen längeren Zeitraum hartnäckig und über verschiedenste Kanäle, mit der saudischen Regierung in Riad Kontakt aufzunehmen. Diese reagierte jedoch nicht auf die Avancen. Vor allem aus diesem Grund konnte „die angestrebte Gründung einer terroristischen Vereinigung (...) bislang nicht umgesetzt werden“, wie die Bundesanwaltschaft festhält.
Lange Haft droht
Auch wenn es den 52 respektive 60 Jahre alten Ex-Soldaten offensichtlich um Geld und keine politischen Motive ging, droht ihnen bei einer Verteilung wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung eine mehrjährige Haftstrafe. Unter § 129a des deutschen Strafgesetzbuches heißt es: „Wer eine Vereinigung gründet, deren Zwecke oder deren Tätigkeit darauf gerichtet sind, Mord oder Totschlag oder Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen zu begehen, oder wer sich an solchen Vereinigung als Mitglied beteiligt, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.“G. und A. waren nach ihrer Zeit bei der Bundeswehr für die Sicherheitsfirma Asgaard aktiv, G. gar in der Rolle als Geschäftsführer. Asgaard war unter anderem im Irak aktiv, wo sie die Botschaft Saudi-Arabiens bewachte.
Immer wieder wird über zweifelhafte Projekte von Asgaard berichtet. Schon 2010 wollte das Unternehmen in den Bürgerkrieg in Somalia eingreifen, um einen Geschäftsmann an die Macht zu bringen. Trotz wiederholter Versuche erreichte Asgaard bisher keine Basis für eine Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Das hinderte die Sicherheitsfirma jedoch nicht, ihre Söldner die deutsche Flagge über dem ein Wikingerschiff zeigendes Firmenwappen am Arm tragen zu lassen. Zwischen Asgaard und der rechtsextremen Szenen bestehen zahlreiche Verbindungen.
In der Edda ist Asgard der Wohnort der Asen, wo den Göttern zwölf Palästen aus Edelsteinen und Gold zur Verfügung stehen. Hier befindet sich auch Valhalla, wo die gefallenen Krieger ruhen.