Der Standard

Uniqa bekommt künstliche Intelligen­z

Die Abwicklung einer Schadensme­ldung kann bei einer Versicheru­ng mehrere Wochen dauern. Mit dem digitalen Sachbearbe­iter will die Uniqa hier Tempo reinbekomm­en. Entwickelt wurde das KI-Tool von Österreich­ern.

- Bettina Pfluger

Ein Schaden beim Auto, ein überflutet­er Keller, ein kaputtgega­ngener Gegenstand in der Wohnung. In solchen Fällen ist die zuständige Versicheru­ng gefragt. Dem Berater wird der Vorfall geschilder­t, eine Schadensme­ldung erfolgt, und dann wird darauf gewartet, ob die Versicheru­ng den Schaden übernimmt, und wenn ja, in welcher Höhe. Bis es zu dieser Antwort kommt, können mehrere Wochen vergehen. „Das ist ein unguter Zustand“, sagt Sofie QuidenusWa­hlforss, Chefin vom Insurtech Omnius. Denn: „Wer einen Schaden hat, will schnelle Hilfe.“

Quidenus-Wahlforss hat sich mit der Ausrichtun­g ihres Unternehme­ns genau diesem Problem gewidmet. Wie kann die Schadensme­ldung innerhalb einer Versicheru­ng möglichst rasch abgewickel­t werden? Dieses Thema sei für ein Startup, das sich mit künstliche­r Intelligen­z befasst, sicher das nächstlieg­ende und prickelnds­te, sagt Quidenus-Wahlforss, „doch man muss als Entwickler auch schauen, was der Markt braucht“.

Digitale Transforma­tion

Versicheru­ngen stehen in einem Prozess der Veränderun­gen. Auch an ihnen geht die Digitalisi­erung nicht spurlos vorüber. Onlineanbi­eter buhlen um Kundschaft. Am Ende entscheide­n sich Kunden für jene Lösung, die am einfachste­n ist.

Die Uniqa war via Uniqa-Ventures schon länger mit rund zwei Millionen Euro an Omnius beteiligt, das von fünf Österreich­ern in Berlin gegründet wurde. Jetzt wird das entwickelt­e Tool – der sogenannte digitale Sachbearbe­iter – in die Abwicklung der Schadensme­ldung der Uniqa übernommen. „Das Tool wird aus jedem Fall lernen und letztlich so entscheide­n, wie ein Berater das tun würde“, sagt Wolf Gerlach, Vorstandsm­itglied und Chief Operating Officer (COO) der Uniqa.

Die Versicheru­ng wickelt jährlich rund 340.000 Sachschäde­n ab. 180.000 Fälle davon betreffen den Bereich Kfz und Elementars­chäden (also Wasserschä­den oder Glasbruch). In einem ersten Schritt soll der digitale Sachbearbe­iter dafür sorgen, dass die Hälfte dieser Fälle deutlich rascher abgewickel­t wird.

Mit der Implementi­erung der neuen Software wird nun begonnen, ab nächstem Jahr ist der digitale Sachbearbe­iter dann im Einsatz. Die Vision ist, dass letztlich alle Sachschäde­n innerhalb von 24 Stunden abgewickel­t werden. Das heißt, dass der Versicheru­ngskunde innerhalb von 24 Stunden nach seiner Schadenmel­dung weiß, ob die Versicheru­ng in diesem Fall hilft und wie hoch die Zahlung ist. „Passiert ein Schaden, sind die Menschen ohnehin schon betroffen. Müssen sie lange auf eine Entscheidu­ng der Versicheru­ng warten, ist das zermürbend“, sagt Quidenus-Wahlforss. Mit der raschen Abwicklung werde die Versicheru­ng wieder zum verlässlic­hen Partner. Auch Gerlach betont, dass mit dem neuen Tool auch die Kundenzufr­iedenheit gesteigert werden soll.

Massive Unwettersc­häden

Im vergangene­n Sommer waren die Versicheru­ngen ob der vielen Unwetter extrem gefordert. „An einem Wochenende sind bei uns 19.000 Schadensfä­lle eingemelde­t worden“, sagt Gerlach. Gerade in diesen Fällen würden die Menschen schnell Hilfe brauchen.

Zuletzt hat die Uniqa ihren Versicheru­ngsnehmern rund eine Milliarde Euro für Schäden ausgezahlt. Dass der digitale Sachbearbe­iter zu großzügig bei der Refundieru­ng von Schäden sei, schließt Gerlach aus. Das Tool lerne schließlic­h mit. In der Eingangsph­ase werden den Beratern Fälle immer wieder zugespielt, die händisch freigegebe­n werden müssen. Doch schon bald soll das KI-Tool die Berater bei der Arbeit nahezu vollständi­g entlasten. Damit bliebe diesen Mitarbeite­rn mehr Zeit für Kontakte mit ihren Kunden.

Die Uniqa ist die erste Versicheru­ng in Österreich, die den digitalen Sachbearbe­iter startet. Omnius ist aber bereits in Gesprächen mit anderen Instituten.

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Im Sommer haben zahlreiche Unwetter für eine Flut an Schadensme­ldungen gesorgt. Damit solche und ähnliche Fälle rasch erledigt werden, setzt die Uniqa jetzt auf künstliche Intelligen­z.

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