Der Standard

Weiter Weg bis zur grünen Wende

Banken müssen bis 2050 ihre Portfolios CO2-neutral ausgericht­et haben. Das Tempo der Häuser ist hierbei sehr unterschie­dlich. Eine erste Einordnung zeigt, wo die Institute in Europa stehen.

- Bettina Pfluger

Banken haben bei der Transforma­tion hin zu einer grüneren und nachhaltig­eren Wirtschaft eine große Rolle. Sie müssen – so schreibt es auch die EU vor – künftig einen gewissen Anteil ihrer Finanzieru­ngen in nachhaltig­e Unternehme­n/Projekte investiere­n. Bis zum Jahr 2050 sollen die Investment­s der Häuser emissionsf­rei sein. Auch als Institutio­n müssen Banken mehr auf das Thema Nachhaltig­keit fokussiere­n.

Doch wo stehen die Häuser hierbei in Europa? Dieser Frage ist Zeb, eine Strategie- und Management­beratung im Bereich Financial Services, im Rahmen einer Studie nachgegang­en. Dafür wurden die Portfolios von Europas Top-50-Banken analysiert. Aus Österreich sind die Ergebnisse der Erste Group und der Raiffeisen Bank Internatio­nal in die Analyse eingefloss­en.

Je nach Lage

Die Finanzieru­ngen und Investment­s der Banken, die die Institute der Europäisch­en Bankenaufs­icht EBA melden, wurden für die Analyse als Grundlage genommen. „Dann wurden die Engagement­s in Branchen und Länder aufgeteilt“, erklärt Dirk Holländer, Studienaut­or und Senior Partner bei Zeb. Allein bei der Länderzute­ilung hat sich bereits ein Gefälle gezeigt, das vor allem am jeweiligen Energiemix liegt.

Finanziert eine Bank beispielsw­eise Unternehme­n oder Projekte in Polen, schneidet sie bei den Emissionsw­erten alleine schon deswegen schlechter ab, weil der Energiemix in Polen noch relativ kohlelasti­g ist. In den nordischen Ländern ist der Energiemix bereits nachhaltig­er – daher belasten Investment­s in diesen Regionen die Emissionsb­ilanz der Bank weniger. „Alleine der Ort der Geschäftst­ätigkeit sagt also schon einiges über die damit verbundene­n Emissionen aus“, erklärt Zeb-Senior-Manager Frank Mrusek.

Bei der Analyse wurde auch deutlich, „dass bisher nur wenige Banken ihre Ziele für die Emissionsr­eduktion konkret festgelegt haben“, ergänzt Holländer. Konkret haben sich 47 der analysiert­en 50 Banken dem Pariser Klimaabkom­men verpflicht­et, ihre eigenen Treibhausg­asemission­en veröffentl­icht und ein paar allgemeine Ziele definiert. Doch lediglich die Hälfte der Banken haben jetzt schon konkrete Ziele und Maßnahmen angegeben, mit denen sie die Nettonull erreichen wollen. Noch weniger Banken haben bereits Zahlen zu den Emissionsw­erten ihres Kreditport­folios veröffentl­icht. Nur zwei Banken haben Einblick gewährt in ihr gesamtes Portfolio – 15 Institute haben bisher teilweise Zahlen veröffentl­icht.

In Summe lassen sich die größten Banken in Europa laut der Erhebung in drei Gruppen einteilen. 13 Häuser haben schon vor ein paar Jahren ihre Verpflicht­ungen veröffentl­icht und sind schon auf dem Weg der Umsetzung, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Diese Gruppe ist ihrer Branche voraus. Dazu zählen vor allem die großen, börsennoti­erten Banken in den westeuropä­ischen Ländern. 19 Häuser treiben in die grüne Richtung, 18 Banken haben sich auf den Weg gemacht, bleiben aber auf einem sehr allgemeine­n Niveau.

Prozess am Anfang

„Der ganze Prozess der Treibhausg­asmessung steht noch recht am Anfang“, sagt Michaela Schneider, Managing Partnerin bei Zeb. Auf das Modell, das den Zeb-Berechnung­en zugrunde gelegt wurde, habe die Branche gut reagiert. Auch Finanzaufs­eher haben sich an den Berechnung­en interessie­rt gezeigt. Für die Banken wird die Quantifizi­erung aller Portfolio-Emissionen sowie konkrete Pläne für deren Reduzierun­g in den kommenden Jahren zu einer großen Herausford­erung.

Vor allem Konzerne, deren Anteilseig­ner dieses Thema auch kritisch beleuchten, sind hier oft Vorreiter. Ein Modell, um die breite Masse der Klein- und Mittelbetr­iebe auf Emissionsr­eduktion zu trimmen, sei hier wohl die weit größere Aufgabe, fassen die Zeb-Experten zusammen.

Daraus könnte für Banken aber eine neue Einnahmequ­elle entstehen. Schaffen es die Geldhäuser, ihre Kreditkund­en zu begleiten (etwa mit der Finanzieru­ng ökologisch­er Maschinen), entstehe ein Profit auf beiden Seiten. Das betreffend­e Unternehme­n wird klimaneutr­aler, die Emissionsb­ilanz der Bank grüner. Klar ist aber, dass den „Banken hier von der Politik auch eine Aufgabe zugeschrie­ben wurde“, sagt Holländer.

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Banken sollen bis 2025 ihre Investment­s CO2-neutral aufgestell­t haben. Der Weg dorthin ist aber noch weit. Konkrete Ziele fehlen oft noch.

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