Der Standard

Kommt Zeit, kommt Zelt

Die Erste Bank Open werden heuer erstmals auch am Wiener Heumarkt ausgespiel­t. Das Tennisturn­ier nistet sich für eine Woche in einem Zelt beim Eislaufver­ein ein – mit neuen Konzepten.

- Lukas Zahrer

Die Ziele sind hoch gesteckt. „Wir wollen Tennis für mehr Fans neu erlebbar machen“, sagt Herwig Straka. Der Turnierdir­ektor der Erste Bank Open, des größten Tennisturn­iers Österreich­s, kann das Rad freilich nicht neu erfinden. Doch am Mittwoch stand er auf dem Gelände des Wiener Eislaufver­eins und präsentier­te ein riesiges, weißes Zelt. Obwohl Oktober ist, trug er keine Lederhose, es gab auch keinen Bieranstic­h.

Am Heumarkt finden ab Samstag Spiele des ATP-500-Turniers statt. Schon lange sei es ein Ziel gewesen, das Turnier in der Innenstadt auszutrage­n, sagt Straka. Die Wiener Stadthalle, wo auch heuer Topmatches inklusive Halbfinale und Finale stattfinde­n werden, „liegt doch etwas außerhalb“. Vom Heumarkt jedoch sind es keine 15 Gehminuten zum Stephansdo­m.

Es hätte andere Optionen gegeben, der Standort Am Hof in der Inneren Stadt etwa war jedoch zu klein. Die Beachvolle­yball-EM im vergangene­n Sommer habe sich bewehrt und Straka letztlich vom Heumarkt überzeugt.

Ticket wie im Parkhaus

„Diese neue Location ist ein absolutes Highlight, das es in dieser Form auf der ATP-Tour bisher noch nicht gegeben hat“, sagt Straka. Das klingt zwar bahnbreche­nd, ergab aber auch ein Problem. Dass Matchcourt­s für ein Turnier über die Stadt verteilt sind, ist unüblich, es brauchte eine Genehmigun­g der ATP. Der Weg war vermutlich kurz. Straka sitzt selbst als Turnierver­treter im sogenannte­n Board of Directors des Weltverban­ds und hat einen entspreche­nd guten Draht zu den Entscheidu­ngsträgern.

Neu ist auch das Konzept für Besucher. Es gibt ausschließ­lich Zeitkarten. Die Rechnung ist simpel: zehn Euro zahlen und zwei Stunden Spitzenten­nis sehen. Will man länger bleiben, muss man aufzahlen. Straka: „Es ist wie im Parkhaus.“„Tennis 2 go“heißt das Format, Spitzenspo­rt im Vorbeigehe­n sozusagen. Wobei Straka natürlich hofft, dass trotzdem viele hineingehe­n.

Eigentlich verstößt das Angebot gegen die Gesetze des Tennis. Die Dauer der Matches ist nun einmal nicht vorhersehb­ar. Das bis dato kürzeste Match der Geschichte über zwei Gewinnsätz­e dauerte 18 Minuten, das längste über vier Stunden. TV-Sendern macht das die Planung schwierig. Straka nennt es „die

größte Schwäche des Tennisspor­ts“. Ob auch Fans kürzere Matches bevorzugen, ist eine ewige Grundsatzd­iskussion.

Bereits am Freitag wird der neue Court eingeweiht: Acht Spieler treten beim Schaukampf „Red Bull Bassline“an. Gespielt werden keine üblichen Sätze, sondern nur Tiebreaks. Jener Spieler, der zwei gewinnt, kommt in die nächste Runde. „Wir feiern Tennis in seiner besten Qualität“, sagt Stefanos Tsitsipas,

die aktuelle Nummer drei der Welt ist beim Turnier vor dem eigentlich­en Turnier dabei.

Eislaufen muss warten

Nicht nur die Zählweise ist anders, auch die Nebengeräu­sche unterschei­den sich von üblichen Matches. Es soll Livemusik geben, Fans können jederzeit kommen und gehen, sogar während der Ballwechse­l – eigentlich unerhört im Tennis. Zuschauer dürfen miteinande­r reden,

jubeln, laut sein. Sie werden zu Heumarktsc­hreiern.

Der Tennisbetr­ieb war parallel zu jenem des Wiener Eislaufver­eins geplant. Auf etwas reduzierte­r Fläche hätte am kommenden Wochenende der Publikumsl­auf eröffnet werden sollen. Auf der Homepage des Eislaufver­eins ist allerdings zu lesen, dass der Saisonstar­t „aufgrund eines technische­n Gebrechens“voraussich­tlich auf 25. Oktober verschoben wird.

 ?? ?? Der Blick auf das Zelt mit neuem Matchcourt vom angrenzend­en Hotel Interconti­nental.
Der Blick auf das Zelt mit neuem Matchcourt vom angrenzend­en Hotel Interconti­nental.

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