Der Standard

Delta Plus ist – langsam – auf dem Vormarsch

Untervaria­nte dürfte um zehn bis 15 Prozent infektiöse­r sein – Bisher erst rund 30 Fälle in Österreich

- Klaus Taschwer

Seit Monaten dominiert die Delta-Variante nicht nur bei uns, sondern – als erste Mutante von Sars-CoV-2 – weltweit das Pandemiege­schehen. Doch nun dürfte sie Konkurrenz quasi aus dem eigenen Stamm bekommen, nämlich durch die Untervaria­nte AY.4.2 oder Delta Plus. „Nach allem, was wir bisher wissen, dürfte AY.4.2 noch einmal um zehn bis 15 Prozent infektiöse­r sein als Delta“, sagt der Genetiker Ulrich Elling vom IMBA Wien.

Delta Plus (nicht zu verwechsel­n mit der früheren Variante aus Nepal, die ebenfalls so bezeichnet wurde) könnte damit mittelfris­tig die ursprüngli­che Delta-Variante ablösen, die um rund 60 Prozent infektiöse­r ist als Alpha und vermutlich auch für mehr schwere Verläufe sorgt. Dass sich AY.4.2 durchsetze­n könnte, schließt man vor allem aus den epidemiolo­gischen Daten aus Großbritan­nien, erklärt

Elling, der am Donnerstag bei einem Expertenge­spräch der WHO die neuesten Erkenntnis­se austauscht­e.

Bei den Briten nahm der Anteil von Infektione­n mit AY.4.2 in den letzten Wochen langsam, aber beständig zu und beträgt nun bereits mehr als zehn Prozent, Tendenz weiter steigend. Allerdings eben: viel langsamer, als das etwa bei Delta im Vergleich zu Alpha der Fall war. In Österreich wurden bis jetzt erst rund 30 Fälle registrier­t. Ähnliche Größenordn­ungen gebe es bislang in den meisten westeuropä­ischen Ländern.

Etliche noch offene Fragen

Was der Grund für die erhöhte Infektiosi­tät ist, wird von den Experten noch diskutiert. „Vermutlich liegt das an den beiden Mutationen im Spike-Protein Y145H und A222V“, erklärt Elling. Gute Labordaten liegen allerdings noch nicht vor, und so lässt sich noch nicht sagen, ob Delta Plus auch virulenter ist – also für mehr schwere Verläufe sorgt – und ob die Variante die Wirkung der Impfung besser unterlaufe­n kann als Delta.

Was bedeuten diese Erkenntnis­se nun für die Pandemie? Elling warnt vor unnötiger Panik und sieht den aktuellen Anstieg der Infektions­zahlen in Großbritan­nien und weiten Teilen Europas definitiv nicht in Delta Plus begründet: „Diese jüngsten Entwicklun­gen auch in Österreich sind auf die saisonalen Effekte wegen des kalten Wetters zurückzufü­hren, die für rund 40 Prozent mehr Infektione­n sorgen, und nicht auf die neue Variante.“

Für Elling ist AY.4.2 entspreche­nd „kein großer Gamechange­r“, wie das noch die ursprüngli­che Delta-Variante mit ihrer um 60 Prozent höheren Infektiosi­tät war: „Wichtig ist jetzt zum einen, AY.4.2 und andere Varianten weiter genau zu beobachten. Und zum anderen müssen wir die Impfquote weiter erhöhen. Denn die Impfung schützt vor allen bekannten Mutanten.“

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