Der Standard

Greyhound fährt Flixbus

Der Motor von Greyhound stotterte bereits vor Corona. Nun wurde die Ikone des US-Fernbusver­kehrs, Greyhound Lines, an die deutsche Flixmobili­ty verkauft. Die Vermittlun­gsplattfor­m soll die Intercityb­usse auf Trab bringen.

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Hundert Jahre sind keine Garantie für ewigen Bestand. Das spürt der amerikanis­che Intercityb­us-Betreiber Greyhound gerade. Der Verkauf des legendären Unternehme­ns kommt nicht unerwartet. Bereits im Mai hat der US-Fernbuslin­ienbetreib­er sein Geschäft in Kanada eingestell­t. Der Corona-bedingte Stillstand hatte dem 1914 gegründete­n Unternehme­n zugesetzt. Nun gehört die Ikone des Fernbusver­kehrs zur deutschen Vermittlun­gsplattfor­m Flixbus.

Die Dachgesell­schaft Flixmobili­ty kauft Greyhound Lines, den größten Fernbusbet­reiber der USA, für bis zu 172 Millionen Dollar (148 Millionen Euro) vom britischen Eisenbahnu­nd Nahverkehr­sunternehm­en First Group, teilten beide Seiten am Donnerstag mit.

„Eine stetige Weiterentw­icklung unseres Netzes durch Kooperatio­nen oder Zukäufe war schon immer ein wesentlich­er Teil unserer Wachstumss­trategie, um unsere globale Präsenz weiter auszubauen“,

erklärte Flixmobili­ty-Mitgründer und -Chef Jochen Engert. „Die Übernahme von Greyhound bringt uns hier einen entscheide­nden Schritt weiter und stärkt die Position von Flixbus in den USA.“

In den USA, Kanada und Mexiko verkehren 1300 Greyhound-Busse. Die in Dallas domizilier­te Greyhound beschäftig­t 2400 Mitarbeite­r und steuert 1750 Destinatio­nen in Nordamerik­a an. Pro Jahr werden 16 Millionen Passagiere befördert. Flixbus betreibt die Busverkehr­e im Allgemeine­n nicht selbst, sondern bedient sich lokaler Busunterne­hmen. In Österreich sind dies Blaguss und Dr. Richard. Flixbus vermittelt Fahrgäste und sorgt für Auslastung.

Seit 2018 in den USA

In den USA ist Flixbus seit 2018 präsent. Der Busbetrieb wurde im Frühsommer wieder hochgefahr­en. USA-Chef Pierre Gourdain kündigte im Juni an, Flixbus wolle bis 2023 das umfangreic­hste Netz anbieten. Weltweit hatte Flixbus im Vor-Coro

na-Jahr 2019 62 Millionen Passagiere befördert. Die Pandemie hat das Reisegesch­äft zeitweise zum Erliegen gebracht.

First Group hatte die Greyhound Lines 2007 übernommen und die Suche nach einem Käufer gestartet. Das Geschäft von Greyhound stand unter Druck der Billigflie­ger und litt unter den Covid-Reisebesch­ränkungen. Von April 2020 bis März 2021 lag der Umsatz bei 423 Mio. Dollar, von denen 1,8 Mio. als bereinigte­r operativer Gewinn blieben.

Flixmobili­ty zahlt zunächst rund 140 Mio. Dollar für Greyhound, 32 Mio. fließen in den nächsten 18 Monaten in Raten. Die Immobilien bleiben bei First Group, der neue Eigentümer mietet die für den Betrieb notwendige­n an. Die Staatszusc­hüsse von 108 Millionen Dollar, die Greyhound für Corona-Verluste von der US-Regierung erhielt, bleiben bei Greyhound und damit Flixmobili­ty. Unterm Strich werde Greyhound mit 46 Mio Dollar bewertet. (ung, Reuters, dpa)

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Als flink wie die Windhunde galten die Greyhound-Busse einst – bis ihnen die Billigflie­ger das Geschäft streitig machten. Corona machte das Geschäft noch einmal schwierige­r.

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