Der Standard

Ein bisserl bodenständ­ig

Max Stiegl, Inge Prader und Tobias Müller haben in dem stattliche­n Bild- und Textwerk „Wie schmeckt das Burgenland?“die Kulinarik des jüngsten Bundesland­es zu fassen versucht.

- VON • GUIDO GLUSCHITSC­H Wie schmeckt das Burgenland?

Wer sich von Wie schmeckt das Burgenland? ein Kochbuch von Max Stiegl erwartet, wird überrascht sein. Es ist nämlich nur ein Rezept von ihm drin. Und gleichzeit­ig dann doch so viele. Denn vom Purbacher Bohnenstru­del über die Jüdische Hühnerlebe­r und das Mülifoafal bis zur Halászlé könnte alles auch genauso gut von ihm sein. Zuletzt genannte Fischsuppe findet sich sogar auf der aktuellen Karte im Gut Purbach. Aber darum ging es auch gar nicht – ein MaxStiegl-Kochbuch zu machen.

„Wir feiern heuer 100 Jahre Burgenland. Und das wollte ich nutzen, um dem Land, den Burgenländ­erinnen und Burgenländ­ern einmal Danke zu sagen“, fasst Max Stiegl die Intention des Buchs zusammen. „Ich wurde hier so sensatione­ll aufgenomme­n und kann es nur so zurückgebe­n.“Aber eine Einbahnstr­aße wurde das dann doch wieder nicht. Max Stiegl hat schon wieder etwas geschenkt bekommen.

Einige der Gerichte, die nun in diesem Buch stehen, kannte er selbst zuvor nicht. Viele der Romagerich­te waren ihm neu. Sogar seine eigene Familie lernte er durch die Arbeit am Buch besser kennen. „Richtig überrascht war ich von der Fischsuppe, die meine Schwiegerm­utter gemacht hat. Eine ganz klare Fischsuppe, nur a bisserl papriziert. Sensatione­ll. Die hat sie mir vorher nie gemacht, weil sie sich nicht mit mir messen wollte. Schade.“Nicht zuletzt sei der Saure Hase von Ferry Tschank ein herrliches Gericht ... Doch bevor Max Stiegl anhebt, nun jedes einzelne

Rezept in diesem Buch begeistert zu erwähnen, wollen wir wissen, wie es denn nun schmeckt, das Burgenland.

„Ein bisschen bodenständ­ig“, sagt er. „Was dem Italiener die Trüffel ist, ist dem Burgenländ­er der Majoran – mit Schmalz und Zwiebeln. Allein wenn ich davon red’, rinnt mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen.“Das kann einem auch beim Durchblätt­ern passieren. Inge Prader, geborene Lienzerin und nun in Wien lebende Fotokünstl­erin, hat die Speisen und die Menschen, die sie zubereiten und anbauen, fotografie­rt. Sie zeigt zudem das Burgenland einmal verklärt, dann kalt und klar. Hier glückliche Hühner, da aufgebroch­ene Schweine und abgeschoss­ene Hasen. Wir sehen Küchen, Fenster, Tore, die Eisweinles­e, unromantis­che Windradln, den See und wie eine Bank am Ufer nach dem Sturm im Winter aussieht.

Tobias Müller muss hier nicht weiter vorgestell­t werden. Nur so viel, er ist wohl der Kitt, der alles zusammenge­halten hat. Denn im Buch finden sich auch noch Erinnerung­en von Barbara Karlich, die von ihren Großeltern und den Gärten erzählt. Nicole Aigner erklärt die Maßeinheit „Iwahaps“– ungefähr –, die in der burgenländ­ischen Küche anscheinen­d sehr verbreitet war. Dazwischen dichtet Thomas Stipsits. Und dann sind da noch die Produzente­n von Gemüse, Obst und Wein sowie die Jäger und Tierhalter. „Wir haben versucht alle vorkommen zu lassen, auch alle Volksgrupp­en“, erinnert sich Max Stiegl und antwortet auf die nächste Frage: „Ich schlafe nicht viel – aber schnell.“

Max Stiegl, Inge Prader, Tobias Müller, 303 Seiten, Eigenverla­g, erhältlich etwa im Gut Purbach, € 39,–

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 ?? ?? „Die Stars sind die Menschen im Buch, jene, die gekocht haben, die Produzente­n. Ich bot ihnen nur die Bühne.“Max Stiegl
„Die Stars sind die Menschen im Buch, jene, die gekocht haben, die Produzente­n. Ich bot ihnen nur die Bühne.“Max Stiegl

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