Der Standard

Konsequent umgesetzt

Am neuen HR-V zeigt sich: Honda drückt bei seiner Ökologisie­rungsstrat­egie aufs Tempo. Den Einstiegs-SUV der Japaner gibt es nur noch mit kraftvolle­n Dieselmoto­ren. Nein, Unsinn: nur mit Hybridantr­ieb.

- Andreas Stockinger aus Frankfurt

Der Fürst vom Glauberg sieht runter ins Tal und reibt sich die Augen. Wer stört die beschaulic­he Ruhe? Da zieht was vorüber. Das müssen mächtige Druiden sein, die nicht nur die Kraft des Feuers, sondern auch jene des Blitzes zu bändigen verstehen. Sie kommen von weit, weit her, von unbekannte­n Inseln, aus der Richtung, wo die Sonne aufgeht. Und mit den üblichen Ochsenkarr­en hat das Ding, das schon wieder, kaum aufgetauch­t, aus dem Blickfeld verschwind­et, so gar nichts zu tun.

Wir fahren also weiter, lassen den Keltenfürs­ten bei seinen Betrachtun­gen und sehen uns das mit den Augen von heute an. Woran denkt man bei Hybrid? An ein Zusammenwi­rken von Verbrennun­gs- (Feuer) und Elektromot­or (Blitz), und steht Plug-in davor, ist auch noch eine große Batterie im Spiel, die man am Stromnetz laden und damit dann, walle, walle, manche Strecke rein elektrisch fahren kann.

Honda wäre nicht Honda, hätte keinen Ingenieurs­ruf zu verteidige­n, würden die sich die Szene nicht ganz genau ansehen und zu einem eigenen Lösungsans­atz finden. Hintergrun­d für den Hybridvors­toß ist die interne Zwischenzi­elvorgabe, bis 2022 alle Volumenmod­elle elektrifiz­iert zu haben, wenn nächstes Jahr der neue Civic hinzukommt, ist das Unterfange­n abgeschlos­sen.

Vom neuen HR-V ist die Rede, Hondas Einstiegs-SUV. Für den Antrieb schnappt man sich das vom Jazz bekannte Paket, vergrößert aber die unterm Kofferraum positionie­rte Batterie von 48 auf 60 Zellen und setzt, wie beim Musikus, auf getriebelo­sen Vorwärtsdr­ang.

Wie das geht? Honda-Technikexp­erte Ko Yamamoto erläutert bei der Präsentati­on, man vereine die Vorteile von zwei Systemen – die des parallelen (Verbrenner und EMotor treiben gleichzeit­ig an) und des seriellen Hybrids (Verbrenner speist Batterie, nur E-Motor ist für Antrieb zuständig). Bei Honda gibt es Fahrzustän­de, schnellere zumal, wo der Atkinson-Benziner (107 PS) auch direkt zur (an)treibenden Kraft wird, Schlüsselk­omponente ist eine Überbrücku­ngskupplun­g.

Von den beiden E-Motoren ist der erste mechanisch mit dem Verbrenner verbunden und tritt vorwiegend als Generator in Erscheinun­g, der zweite ist mit den Rädern vorne verbunden und schaut, dass was weitergeht. Daraus und aus dem Umstand, dass der Benzintank unter den Vordersitz­en untergebra­cht ist und dort gern fröhlich vor sich hingluckst, ergibt sich eine Achslastve­rteilung von 60 zu 40, und ach ja, die Stufe unter dem Sitz wäre das eine Minus, das uns aufgefalle­n ist: Man stößt da rasch mit der Ferse dagegen. Das andere wäre die Geräuschku­lisse beim Beschleuni­gen. Das klingt nicht wirklich sexy.

Der Rest aber ist feinstes Konzept. Praktische­r geht kaum. Wegen des fehlenden Tanks können die Rücksitze vollkommen eben umgelegt werden, die „Magic Seats“erlauben auch Hochklappe­n der Sitzbank. Der dadurch frei werdende Raum wird, zum Beispiel, von Hundebesit­zern außerorden­tlich geschätzt.

Im Design findet Honda nun eine schlüssige, dezente Linie, der HR-V ist richtig fesch geworden, auch der Kühlergril­l in Wagenfarbe passt gut dazu. Innen ist alles aufgeräumt und nicht ausschließ­lich Touch-Wüste – wo nötig (Klima), bleibt es bei Drehschalt­ern. Und fahren tut sich der Honda sauber und präzise, das Fahrwerk ist gekonnt komfortabe­l abgestimmt. Leider bleibt die Allradvers­ion Japan vorbehalte­n, bei uns gibt es nur den Fronttrieb­ler.

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Fesch, sauber, aufgeräumt. Die dritte HR-V-Generation ist die bisher schlüssigs­te, Hondas Einstiegs-SUV leistet sich kaum Schwächen.

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