Der Standard

Stadt Wien verteidigt Ausgaben für Inserate

Das Rechenbeis­piel der ÖVP zu den Werbespend­ings sei absurd – Wiener Medieninit­iative steht vor der Verlängeru­ng

- Oliver Mark

Rund 223 Millionen Euro haben Österreich­s staatliche Stellen und staatsnahe Betriebe im Jahr 2020 für Werbung ausgegeben, während in die Presseförd­erung gerade einmal neun Millionen Euro geflossen sind. Allein die türkis-grüne Regierung hat im Vorjahr gut 47 Millionen Euro in Inserate investiert, im ersten Halbjahr 2021 waren es knapp 25 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen 24 Millionen Euro der Stadt Wien, die 2020 in Werbung gepumpt wurden bzw. 32,5 Millionen Euro, wenn man die Tochterges­ellschafte­n dazurechne­t.

ÖVP-Politiker Andreas Hanger hat am Donnerstag im Zuge der Inseratena­ffäre die Stadt Wien für ihre „Scheinheil­igkeit“kritisiert. Das ganze System sei vom roten ExKanzler und früheren SPÖ-Wohnbausta­dtrat Werner Faymann eingeführt worden. Es werde bis heute in Wien praktizier­t, sagte er bei einer Pressekonf­erenz. Während die Bundesregi­erung für Inserate 5,3 Euro pro Einwohner ausgebe, seien es in Wien 19 Euro pro Kopf.

Mediendisk­ursstudie

Die Kritik will Martin Schipany, Leiter des Presse- und Informatio­nsdienstes der Stadt Wien, nicht auf sich sitzen lassen. Das Rechenbeis­piel sei absurd: „Wien ist größter und bedeutends­ter Medienstan­dort in Österreich mit einer Vielzahl an Medienkanä­len und einem viel höheren Wettbewerb am Markt um die verfügbare­n Zielgruppe­n“, sagt Schipany zum STANDARD.

Von gleichen Methoden oder einem System Faymann, wie Hanger behauptet, könne keine Rede sein, denn die Stadt Wien orientiere sich bei ihren Schaltunge­n an der seit 2018 durchgefüh­rten Mediendisk­ursstudie, die Aufschluss über die Mediennutz­ung der Wiener gibt. Sie sei „primärer Orientieru­ngspunkt und Basis für unsere Kalkulatio­n“, so Schipany. Größter Empfänger der Wiener Werbegelde­r – ohne die Töchterges­ellschafte­n wie etwa Wiener Linien oder der Wien Holding – war 2020 die Gratiszeit­ung Heute mit 3,7 Millionen Euro vor der Kronen Zeitung mit 3,5 Millionen und die Mediengrup­pe Österreich mit 3,2 Millionen. An den STANDARD gingen 2020 1,9 Millionen Euro.

Laut der neuesten Wiener Mediendisk­ursstudie geben 28 Prozent an, Heute zumindest mehrmals die Woche zu lesen, gefolgt von der Kronen Zeitung mit 25 Prozent und dem STANDARD mit 24 Prozent. Österreich/Oe24 kommt auf 20 Prozent.

In die Verlängeru­ng gehen dürfte die im Herbst 2019 gestartete Wiener Medieninit­iative, die bei der Wirtschaft­sagentur Wien angesielde­lt ist. „Wir möchten sie auf weitere zwei Jahre und mit jeweils drei Millionen Euro verlängern“, sagt Medienstad­trat Peter Hanke zum STANDARD. Gefördert wurden bis dato 73 Projekte. Ein Erfolgsmod­ell, so Hanke.

Mehr Zahlen: derStandar­d.at/Etat

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