Das langsame Ende der Telefonzelle
Die Münzen sind gefallen. Die letzten 11.000 Telefonzellen, auf Bürokratendeutsch auch „öffentliche Sprechstellen“genannt, werden in den nächsten Monaten abgebaut. Damit endet eine Ära, die 1899 mit dem Patent für einen „Telephon-Automaten“begonnen hat, 1903 mit dem Aufstellen eines solchen am Wiener Südbahnhof weitergeführt wurde und mit der aktuellen Novelle des Telekomgesetzes baldigst beendet wird.
Ursprünglich als zentrales Kommunikationsinstrument konzipiert, wurde das Bestehen der Telefonzelle vom Gesetzgeber später für den „Universaldienst“abgesichert, da bestimmte Unternehmen, in diesem Fall die Österreichische Post und die A1 Telekom, einen Telefonanschluss zu einem erschwinglichen Preis flächendeckend anbieten müssen. Kämpfte der Gesetzgeber also lange für das Fortbestehen der Telefonzelle, findet sich diese im jüngsten Entwurf des Telekomgesetzes gar nicht mehr.
Die Begründung für den geplanten Abbau ist einleuchtend: Sie werden einfach nicht mehr genutzt. Während Kinder den grauen Kasten mit dem bunten Hut gelegentlich als Versteck nutzen und Menschen mit starkem Harndrang darin abendlich eventuell noch ihre Notdurft verrichten, verbinden nur noch ältere Generationen emotionale Erinnerungen mit den viereckigen Hütterln. Wenn man etwa die Eltern vom Skikurs angerufen hat, dass „eh alles passt“, oder den älteren Bruder kontaktierte, ob er einen nicht aus der Stadt abholen könne, weil die Öffis nicht mehr fahren. Auch von Gastarbeitern wurden sie viel genutzt, um in die Heimat zu telefonieren.
Diese Erlebnisse haben sich mit der Einführung des Handys und immer günstiger werdenden Tarifen in ihrer Quantität zunehmend verringert. Langsam wurden aus den verbliebenen 30.000 Zellen die eingangs erwähnten 11.000. Diese stehen oft verloren im Wald, auf dem Dorfplatz und auf den Hauptstraßen der Landeshauptstädte. Manche sind zu kleinen Buchläden umfunktioniert worden, andere werden dem Geruch nach zufolge ausschließlich als Toilette benutzt.
Bald werden auch die letzten dieser Relikte vor unseren Augen verschwinden und dann nur noch in alten Filmen wie Kottan ermittelt auftauchen. Wenn dann Kinder fragen, warum der Mann damals kein Handy dabeihatte, dann werden wir nostalgisch von der Telefonzelle und den Erlebnissen darin erzählen. Ganz vergessen sein wird sie hoffentlich nie.