Der Standard

HALLO, WIE GEHT’S?

- fragt Manfred Rebhandl Manfred Rebhandl ist Schriftste­ller („Sommer ohne Horst“) und Reporter. Er fragt Menschen in seiner Umgebung, wie es ihnen so geht. www.hallowiege­hts.net

Petros ist 84, es geht ihm gut. Der griechisch­e Kriminalsc­hriftstell­ersupersta­r sitzt in der Bar des Hotels Imperial, wo er an der Eröffnung der Wiener Kriminacht teilnimmt. Mit Wien verbinden ihn gute Erinnerung­en: „Ich habe während meiner Studienzei­t am Matzleinsd­orfer Platz gelebt!“, erzählt er in perfektem Deutsch. „Eine kleine Wohnung mit Freunden zusammen, es war immer sehr lustig!“Wien hat er genossen, nur sein Studium der Volkswirts­chaft hat er gehasst.

Sein Vater war Armenier, die Mutter Griechin, er selbst wurde in Istanbul geboren und besuchte dort das St.-Georgs-Kolleg. Nach Abbruch seines Studiums begann er in Wien als Übersetzer zu arbeiten und übertrug Brecht, Goethe und Heiner Müller ins Griechisch­e. Ende 1964 ging er nach Athen und begann, Romane in seiner Mutterspra­che zu schreiben – auf einer Erika, der Reiseschre­ibmaschine made in der DDR. „Damals war ich sehr links“, sagt er, „aber mit den Linken habe ich 1983 gebrochen.“Die heutigen, jungen Linken gefallen ihm wieder besser, sie erinnern ihn an die 68er, denen er sich zugehörig fühlt.

Liebste Krimiautor­en kennt er viele, Chandler unter den Amerikaner­n, Simenon und Vázquez Montalbán unter den Europäern. Und seinen alten Freund Andrea Camilleri. Kurz vor dessen Tod 2019 war er noch bei ihm in Rom, er war bereits blind, aber trotzdem haben sie viel gelacht. „Bei ihm war immer Lachtherap­ie“, sagt Petros. Damals war die Hochblüte von Salvini, und er fragte seinen Freund, was er von ihm halten würde. Der sagte nur: „Ich vermisse Berlusconi!“Worüber sie dann wieder sehr viel lachen mussten.

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