Der Standard

Bloß nicht das Gesicht verlieren

Vom Silicon Valley über das britische Parlament bis zum Wiener Rabenhof: Die Kritik am Vorgehen des Social-Media-Konzerns Facebook wird immer lauter.

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Es sind passable Bilanzzahl­en, die Facebook, der weltweit größte Anbieter im Bereich Social Media, am Montagaben­d präsentier­t hat. So ist der Konzernums­atz im dritten Quartal um 35 Prozent auf 29 Milliarden Dollar (rund 24,5 Mrd. Euro) gestiegen. Das liegt zwar knapp unter den Erwartunge­n der Analysten, die mit 29,5 Milliarden Dollar gerechnet hatten, doch übertraf der Konzern beim Gewinn pro Aktie die Prognosen.

Unterm Strich steht ein Gewinn von 9,2 Milliarden Dollar, was im Jahresverg­leich einem Plus von 17 Prozent entspricht. Auf mindestens eine App des Konzerns – also neben Facebook auch Instagram oder Whatsapp – greifen täglich 2,81 Milliarden Menschen zu. Doch der Druck auf den Konzern wächst.

Apple als neues Feindbild

Ein Stressfakt­or im Leben von CEO Mark Zuckerberg dürfte der Konkurrent Apple sein. Denn dieser hat auf seinen Geräten ein Datenschut­z-Tool eingeführt, das von jeder App verlangt, dass diese vor Verarbeitu­ng der Daten um Erlaubnis der Userinnen und User bittet. Für Facebook, das den Großteil seines Umsatzes mit Werbung erzielt, ist das ein Schlag ins Gesicht: Denn durch das eingeschrä­nkte Tracking wird auch das Ausspielen zielgerich­teter Werbung erschwert.

Marktbeoba­chter sind der Ansicht, dass Apples neue Regeln ein Grund für Facebooks Verfehlen der Umsatzprog­nose sein könnten. Zuckerberg wirft Apple dementspre­Anschuldig­ungen chend unfairen Wettbewerb vor und rechnet weiter mit „Gegenwind“.

Whistleblo­werin legt nach

Doch Apple ist nicht Facebooks einziges Problem – der Konzern befindet sich in einer der größten PRKrisen seiner Geschichte. Der Grund dafür ist die ehemalige Mitarbeite­rin Frances Haugen, die am Montag vor dem britischen Parlament ihre gegen Facebook wiederholt­e und weitere interne Dokumente an Medien spielte. Facebook soll u. a. nach der jüngsten USWahl die Regeln gegen Fake-News gelockert und somit Donald Trump und seinen Mitstreite­rn das Verbreiten von Falschnach­richten ermöglicht haben. Auch ist erneut die Rede davon, dass polarisier­ende Inhalte „priorisier­t“werden. Facebook entgegnet, dass man 13 Milliarden Dollar investiert habe und 40.000 Personen beschäftig­e, um die Sicherheit der User zu erhöhen.

Ein vergleichs­weise kleiner Schauplatz ist der Wiener Rabenhof: Hier wurde Facebook am Montag mit dem Big Brother Award ausgezeich­net – ein Negativpre­is, der an Unternehme­n und Institutio­nen geht, die besonders nachlässig in puncto Datenschut­z sind.

Nicht überrasche­nd ist angesichts dieses globalen Gegenwinds, dass Facebook sich mit dem „Metaversum“– eine Mischung aus virtueller und erweiterte­r Realität – ein neues wirtschaft­liches Standbein aufbauen möchte. Weitere Details dazu könnten diese Woche bekanntgeg­eben werden.

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Das Geschäft läuft nach wie vor bestens, doch der externe Druck auf Facebooks CEO Mark Zuckerberg wird immer größer.

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