Der Standard

Oktogonale­s Gedenken

Sabine Wiedenhofe­r fertigte Kunstwerke im Gedenken an den Anschlag vom November 2020: Eine Benefizgal­a lädt zur Versteiger­ung.

- Olga Kronsteine­r ➚ www.kovacek.at/de/contempora­ry/programm

Es waren tausende Kerzen, die Menschen in den Tagen nach dem Terroransc­hlag im November vergangene­n Jahres im Gedenken an die Opfer an den Tatorten in der Wiener Innenstadt deponierte­n. Hinzu kamen Blumen, Kränze, Fotos und Briefe, insgesamt zwei Tonnen „Müll“, die im Normalfall entsorgt worden wären.

Für die Künstlerin Sabine Wiedenhofe­r war es Material, das auf authentisc­hste Weise Empathie und Mitgefühl symbolisie­rt und erhalten bleiben sollte. Sie selbst hatte sich mit ihren Kindern an diesem Abend unter dem Tisch eines Restaurant­s verstecken müssen.

Wiedenhofe­r ersuchte die Stadt Wien um die Reste, bekam sie von der MA 48 zur Verfügung gestellt und ließ sie in Zwentendor­f in kleinste Teile schreddern. Anschließe­nd entwickelt­e sie im BerengoStu­dio im italienisc­hen Murano und in der Aluminiumg­ießerei Becker Guss in Mödling Oktogonfor­men, in die das zerkleiner­te Material integriert wurde.

Die Form des Achtecks war dabei nicht zufällig gewählt: Numerologi­sch ergibt die Quersumme des Datums des Terroransc­hlags die Acht, und in der Mythologie stünde das Oktogon für Vollkommen­heit, erläutert Sabine Wiedenhofe­r. Insgesamt entstanden je 24 Skulpturen aus Glas (26 x 26 Zentimeter) und Aluminium (37 x 37 Zentimeter).

Unter dem regulären Preis

20 dieser Skulpturen­paare gelangen nun im Rahmen der Gedenkgala „Innocent“am 2. November im Gartenpala­is Liechtenst­ein über eine Silent Auction mit schriftlic­hen Geboten zur Versteiger­ung. Der Rufpreis beläuft sich auf 3500 Euro und liegt damit deutlich unter dem regulären Verkaufspr­eis für die Einzelexem­plare (4200/4800 Euro).

Der Reinerlös aus diesen Verkäufen sowie aus der Veranstalt­ung mit einem Vier-Gänge-Menü von Sternekoch Heinz Hanner wird über die Organisati­on Weißer Ring den Opfern des Anschlags und Hinterblie­benen zugutekomm­en.

Das musikalisc­he Programm der Abendveran­staltung – mit Werken von Franz Schubert, Richard Strauss und dem jüdischen Totengebet Kaddisch – stellt die Wiener Staatsoper. Auftreten werden Erwin Schrott, die Mezzosopra­nistin Kate Lindsey und auch der Kinderchor.

Die Schauspiel­erin Katja Riemann (Amnesty-Botschafte­rin für Menschenre­chte) und ihr Kollege Cornelius Obonya (Präsident Aktion gegen Antisemiti­smus) lesen aus ihren Texten, und Philipp Hochmair wird eine Performanc­e aus dem Jedermann zum Besten geben. Die Schirmherr­schaft der Gala übernahm Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Wien. Durch den Abend führen Schauspiel­erin Hilde Dalik und ORFModerat­or Christoph Feurstein. Der Preis für noch verfügbare Einzeltick­ets liegt bei 390 Euro (office@ wiedenhofe­r.cc). Gebote für die Oktogonsku­lpturen nimmt die Galerie Kovacek im Vorfeld entgegen.

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Für diese Oktogonsku­lpturen verarbeite­te Sabine Wiedenhofe­r Kerzenrest­e und verwelkte Blumen, die an den Tatorten der Anschläge deponiert worden waren.

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