Pakete überholen Briefe der Post
Auslandsgeschäft gleicht Rückgang bei Briefen aus
Wien – In der gelben Post überholte das Paketgeschäft erstmals den traditionell stärksten Geschäftsbereich des teilstaatlichen Logistikkonzerns. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres stammten von dem auf 1,831 Milliarden Euro gestiegenen Konzernumsatz 905,6 Millionen Euro aus dem Paketgeschäft. Das Segment Brief und Werbepost hingegen spielte 893,4 Millionen Euro ein.
Ohne Auslandsgeschäft wäre die Kompensation der Rückgänge im Briefgeschäft nicht gelungen. Gut die Hälfte stamme aus dem Ausland, sagte Post-Chef Georg Pölzl bei Vorlage der Neunmonatszahlen. Insbesondere die türkische Logistiktochter Aras liefere wertvolle Ergebnisbeiträge – und mehr Pakete als die Post in ihrem Heimmarkt Österreich. Getragen ist der Anstieg von Onlinehandel und Privatpaketen, wo die Margen allerdings niedriger sind als bei Geschäftspaketen.
Zeit zum Ausruhen gibt es nicht, die Konkurrenz wächst. Der Onlineriese Amazon verfüge bereits über fünf Prozent des Gesamtmarktes. Allerdings baue nicht nur Amazon aus, sondern auch die Post. Im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft erwartet Post-Chef Pölzl allerdings nicht mehr die Dynamik des Vorjahres, bei Elektronikartikeln machten sich Lieferkettenprobleme bemerkbar.
Engpässe gibt es auch beim Personal, das in den nächsten Monaten um bis zu 1500 Beschäftigte aufgestockt werden soll. Um Nachwuchs zu bekommen, finanziere man Paketzustellern inzwischen den Führerschein, sagt Pölzl. Auch bei der AMS-Aktion für Mitarbeiter über 50 Jahre mache man mit.
Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg im Vergleich zu 2020 um 76,9 Prozent auf 144 Millionen Euro. Das Geschäft mit Bankdienstleistungen ist ebenfalls gestiegen, aber nur leicht von 45,5 auf 48,8 Millionen Euro. Die um die Sparkunden von ING angereicherte Bank 99 braucht aber noch massive Investitionen. Angekündigt sind 80 bis 100 Millionen Euro, davon heuer 30 Millionen Euro (im Vorjahr waren es 40). (ung)