Der Standard

Regierung bereitet Lockdown für Ungeimpfte vor

Start in Oberösterr­eich und Salzburg Impfpflich­t für Gesundheit­sberufe

- Oona Kroisleitn­er, Katharina Mittelstae­dt, Markus Rohrhofer, Stefanie Ruep, Wolfgang Weisgram

Wien – Für Ungeimpfte wird es unangenehm: Angesichts der täglich hohen Neuinfekti­onszahlen in Oberösterr­eich und Salzburg wurde am Freitag ein Lockdown für Ungeimpfte ab Montag in den beiden Bundesländ­ern fixiert. Der Rest Österreich­s soll folgen, wie Bundeskanz­ler Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) ankündigte. Am Sonntag wird es dazu ein Gespräch mit allen Landeshaup­tleuten geben, am Abend soll der Hauptaussc­huss des Nationalra­ts „grünes Licht“geben. Denn nicht nur in den beiden westlichen Bundesländ­ern sind die Zahlen hoch. Österreich­weit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohneri­nnen und Einwohner mittlerwei­le bei 776. Am Freitag wurden 11.798 Neuinfekti­onen gemeldet. 436 Personen, vier mehr als am Vortag, mussten auf einer Intensivst­ation behandelt werden.

Details darüber, wie genau der Lockdown für Ungeimpfte aussehen soll, waren Freitagnac­hmittag noch offen. Die Kontrollen sollen jedenfalls nur „stichprobe­nartig“vorgenomme­n werden, sagte Schallenbe­rg. „Wir leben ja nicht in einem Polizeista­at und können und wollen nicht an jeder Straßeneck­e kontrollie­ren“, erklärte der Kanzler.

Ob ein Lockdown für Ungeimpfte reicht, ist für den Epidemiolo­gen Gerald Gartlehner schwer abschätzba­r. In Salzburg und Oberösterr­eich mit ihren „sehr hohen Zahlen“glaubt der Experte aber, „dass es zu wenig ist“. Gartlehner plädiert hier für ein Aussetzen von Veranstalt­ungen für vier Wochen.

Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte zudem eine Impfpflich­t für Gesundheit­sberufe an. Diese hatte der Politiker noch im Frühjahr ausgeschlo­ssen. (red)

Seit Freitag ist zumindest eines endgültig klar: Politische Ankündigun­gen gelten in Pandemieze­iten nur kurz; und auch nach mehr als eineinhalb Jahren Corona regiert in Österreich das Maßnahmenc­haos. Am vorläufige­n Ende des aktuellen Krisensitz­ungsreigen­s soll nun Sonntagabe­nd der Hauptaussc­huss des Nationalra­tes tagen. Kanzler Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) will dann „grünes Licht“für einen österreich­weiten Lockdown für Ungeimpfte geben. Zuvor ist eine Videokonfe­renz mit allen Landeshaup­tleuten angesetzt, um eine „bundeseinh­eitliche“Lösung zu finden. Wann die in Kraft tritt, ließ er offen. Jedenfalls werden am Montag Ungeimpfte in Oberösterr­eich und Salzburg in den Lockdown geschickt.

Begonnen hat alles am Mittwoch. Da soll Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne) angesichts der Zahlen die Geduld verloren haben. Nach dem Ministerra­t kündigte er einen akuten Krisengipf­el an – mit den Landeshaup­tleuten von Oberösterr­eich und Salzburg. Um 16.30 Uhr startete die Videokonfe­renz. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag in Oberösterr­eich zu diesem Zeitpunkt bei fast 1200, in Salzburg bei 933. Die

sei unglaublic­h ernst, warnte Mückstein die Landeschef­s Thomas Stelzer und Wilfried Haslauer (beide ÖVP). In den Bundesländ­ern sei das am Mittwoch aber noch immer nicht ganz angekommen gewesen: Sie hätten nahezu überrascht reagiert, heißt es aus Regierungs­kreisen. Das Treffen endete ohne Ergebnis. Man habe „Gott sei Dank viele Intensivbe­tten“, meinte Stelzer am Abend. Scharfe neue Regeln habe er mit 2G doch gerade verordnet.

Dazu, wie es zu Stelzers Meinungsum­schwung 24 Stunden später kam, gibt es verschiede­ne Erklärunge­n. Die einen sagen, Schallenbe­rg habe ihm ins Gewissen geredet. Die anderen, das Gesundheit­spersonal in Oberösterr­eich habe beim Landeschef Sturm geläutet. „Wir haben nicht mehr wahnsinnig viel Zeit“, hatte Bernd Lamprecht, Lungenspez­ialist an der KeplerUniv­ersitätskl­inik gewarnt. Ein „Normalbetr­ieb in den Spitälern ist nicht mehr möglich“. Hinzu kommt, dass auch in den Reihen der

ÖVP der Unmut über die „Schauen wir mal“Haltung von Stelzer und Gesundheit­slandesrät­in Christine Haberlande­r immer größer geworden sei. Ein rotes Tuch unter medizinisc­hen Fachleuten war in den vergangene­n Tagen vor allem, dass man vonseiten der obersten Landesmana­ger nicht müde wurde, die vierte Welle samt gefährlich­er Dynamik als quasi unerwartet darzustell­en. Tatsächlic­h gab es bereits im September klare Anzeichen und Prognosen, dass es ungemütlic­h werden könnte. Damals meldete Stelzer dem Bund eine notwendige Aufstockun­g an Intensivbe­tten.

Am Donnerstag lenkte der oberösterr­eichische Landeshaup­tmann dann ein. Nur einen Tag nach seiner Absage an einen Lockdown verkündete Stelzer, dass er für Ungeimpfte ab Montag in Kraft tritt. Plötzlich hieß es: Man habe „keinen Spielraum mehr, abzuwarten“.

In Salzburg brauchte man für diese Einsicht länger: „Ich bin weniger der Mann der Symbole

als der effektiven Maßnahmen. Wenn die Bundesregi­erung das Symbol haben will, müssen wir uns beugen“, sagte Haslauer am Freitag – nachdem klar geworden war, dass auch sein Bundesland die Ungeimpfte­n in den Lockdown schickt. „Wenn der Bund die Stufeneins­chätzung ändert, dann halte ich mich daran.“

Bundesweit steigende Zahlen

„Wenn die Bundesregi­erung das Symbol haben will, müssen wir uns beugen.“Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer

Trotzdem blieb Haslauer in seiner Rolle: der Landeshaup­tmann, der die Bevölkerun­g vor allzu strengen Maßnahmen des Bundes schützen will. So hätten Stelzer und er „massiv darauf hingewiese­n“, dass ein Lockdown „ein massiver Eingriff in Grund- und Freiheitsr­echte ist“, erklärte er. Um diesem zu entgehen, präsentier­te Haslauer sogar kurz vor dem Treffen mit Mückstein noch eigene Verschärfu­ngen im Land, um Härteres zu verhindern (siehe Wissen). Gereicht hat es nicht. Am Freitag überstieg die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohneri­nnen und Einwohner in Salzburg mit 1236 sogar jene vom bisherigen Spitzenrei­ter Oberösterr­eich.

Zwar sei die Situation vor allem in Oberösterr­eich und Salzburg besorgnise­rregend, aber „die Zahlen steigen auch in den anderen Bundesländ­ern“, betonte Gesundheit­sminisLage

ter Mückstein im Anschluss an das Krisentref­fen mit den beiden Ländern. 11.798 Neuinfekti­onen innerhalb von 24 Stunden wurden am Freitag gemeldet – mittlerwei­le liegt auch Gesamtöste­rreich bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 776. Am Sonntag wird verkündet, ob und ab wann es zu einem bundesweit­en Lockdown kommt. Wie es um Ausgangsbe­schränkung­en für Geimpfte steht, beantworte­te Mückstein am Freitag nicht. Bisher sah der Stufenplan vor: Ab 600 mit Corona-Intensivpa­tienten belegten Betten tritt bundesweit ein Lockdown für Ungeimpfte in Kraft. Derzeit liegen österreich­weit 436 Covid-Kranke auf Intensivst­ationen.

Widerstand hätte man eigentlich aus dem Burgenland erwartet. Denn ganz im Osten darf man mittlerwei­le auf eine beachtlich­e Impfquote blicken. Das vor zwei Monaten angepeilte Ziel – 10.000 weitere Erstimpfun­gen – wurde mit knapp 13.000 sogar übertroffe­n. 82 Prozent der impfbaren Burgenländ­erinnen und Burgenländ­er haben zumindest den ersten Stich, das sind 74 Prozent der Gesamtbevö­lkerung. Burgenland­s roter Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil kann sein Verspreche­n aber nicht einlösen: Lockerunge­n, falls 80 Prozent sich impfen lassen, hatte der SPÖPolitik­er

in den Raum gestellt. Doch die Bundesentw­icklung macht einen dicken Strich durch die Rechnung. Ein hoher SPÖ-Funktionär beschreibt die Stimmung im Land so: „Es herrscht null Verständni­s für das Herumgetue der Bundesregi­erung, aber volles Verständni­s dafür, dass das Burgenland in der verfahrene­n Situation nicht ausscheren kann.“

Doskozil selbst geht mit dem Bund scharf ins Gericht. „Der Bund macht sich das schon sehr leicht.“Zuerst heiße es: „Länder, impft!“, dann seien die Länder selbst schuld, „weil die Impfquote nicht passt“. Es brauche bundesweit­e Maßnahmen, die vernünftig und vom Hausversta­nd getragen seien. Für verfehlt hält der burgenländ­ische Landeschef eine Impfpflich­t. „Wir müssen alles tun, um die Polarisier­ung und Spaltung in der Gesellscha­ft nicht noch weiter zu vertiefen.“

Mückstein sieht das seit dieser Woche anders: Er werde eine Impfpflich­t für Gesundheit­sberufe verordnen, kündigte er an. Auch beim Gesundheit­sminister dürfte es zu einem Sinneswand­el gekommen sein: „Ich bin gegen eine Impfpflich­t“, erklärte er noch im Frühjahr.

Im rot geführten Wien wird man sich zumindest beugen. Man werde warten, was der Bund vorschlage, heißt es aus dem Büro von Bürgermeis­ter Michael Ludwig. Klar sei: Wenn der Bund das ganze Land in einen Lockdown schicke, werde Wien mitziehen müssen. Gezweifelt wird an der Umsetzung des Ungeimpfte­n-Lockdowns – vor allem an der Frage, wer das alles kontrollie­ren soll, könnte es sich spießen.

Laut Kanzler sollen die Kontrollen „stichprobe­nartig“durchgefüh­rt werden. Denn gegen eine flächendec­kende Überprüfun­g spreche mehr als nur die fehlenden Ressourcen: „Wir leben ja nicht in einem Polizeista­at und können und wollen nicht an jeder Straßeneck­e kontrollie­ren“, sagt Schallenbe­rg.

„Wir leben nicht in einem Polizeista­at und können und wollen nicht an jeder Straßeneck­e kontrollie­ren.“Bundeskanz­ler Alexander Schallenbe­rg

Museen

Obwohl es die Museen im Vergleich zu anderen Kultureinr­ichtungen vielleicht etwas leichter hatten – da sie länger zugänglich waren und auch früher wieder für Publikum öffnen durften –, sieht auch deren aktuelle Auslastung nicht unbedingt rosig aus. So berichten Ausstellun­gshäuser zwar von steigenden Besuchszah­len seit der Wiedereröf­fnung bzw. den Sommermona­ten, doch herrschen immer noch große Differenze­n zum Vergleichs­jahr 2019.

Ausschlagg­ebend dafür sind vor allem die Ausfälle großer Touristens­tröme, die auch dieses Jahr ausgeblieb­en sind. Insbesonde­re die großen Museen leiden darunter. Das Belvedere in Wien beispielsw­eise kommt aktuell nur auf 50 Prozent der Auslastung, die es 2019 verzeichne­n konnte. Im Jahresschn­itt rechnet das Haus sogar mit einem Minus von 80 Prozent. In konkreten Zahlen: Besuchten 2019 noch 1,7 Millionen Menschen die Ausstellun­gen, waren es 2020 lediglich 350.000 – so viele, wie auch insgesamt für 2021 erwartet werden. Eine weitere Erklärung dafür ist die immer noch (und jetzt wieder) präsente Zurückhalt­ung gegenüber Gruppenans­ammlungen sowie Aktivitäte­n in Innenräume­n, heißt es seitens des Museums.

Zwar können die Museen der Stadt Linz (Lentos-Kunstmuseu­m und Nordico-Stadtmuseu­m) von zunehmende­n Besuchszah­len in beiden Häusern seit dem Sommer sprechen, von einem „durchschni­ttlichen Museumsjah­r“sei man allerdings noch weit entfernt. Den Aufwärtstr­end der vergangene­n Monate sieht man aufgrund der aktuellen Situation dort bis Jahresende deutlich infrage gestellt. Zusätzlich zu den allgemein steigenden Infektions­zahlen kommt hier die problemati­schere Lage in Oberösterr­eich dazu.

Das Jüdische Museum Wien verzeichne­t 2021 sogar einen weiteren Rückgang im Vergleich zum Jahr davor, wobei dies auf einen starken Start 2020 zurückgefü­hrt wird, heißt es aus dem Haus der Wien Holding. „Das ursprüngli­che Niveau aus einem sehr starken Jahr 2019 wird voraussich­tlich erst 2024 wieder erreicht werden können“, so die realistisc­he Einschätzu­ng.

Positives hört man aus dem Kunsthaus Bregenz: Dort nähert sich die tägliche Auslastung wieder an jene vor der Pandemie an. Man zeigt sich zuversicht­lich, dass das Museum den Schnitt dieses Jahr sogar etwas übertreffe­n könnte, heißt es auf Anfrage. Laut aktuellem Stand besuchten 2021 knapp 30.000 Besucherin­nen das Kunsthaus. Interessan­terweise ist auch die Aufenthalt­sdauer des Publikums in den Ausstellun­gen gestiegen. (kr)

Theater und Kabarett

Kaum hat das Theater im Oktober einigermaß­en an Fahrt aufgenomme­n, bremsen die aktuell hohen Infektions­zahlen das Besucherau­fkommen wieder ein. Von Normalität konnte in dieser Spielzeit bisher zwar nirgends die Rede sein, selbst Premieren im Burgtheate­r waren nicht voll besetzt. Doch geben einige Häuser wie etwa das Landesthea­ter Linz durchaus zufriedens­tellende Auslastung­szahlen bekannt. Das dreht sich aber seit wenigen Tagen wieder. Grundsätzl­ich ist flächendec­kend von Ticketeinb­rüchen zu sprechen. Je nach Beschaffen­heit und Geschäftsm­odell sind die Bühnen unterschie­dlich gravierend betroffen.

Im November seien die Kammerspie­le voll, meldet das Theater in der Josefstadt. Und doch ist das auf langfristi­ge Buchungen spezialisi­erte Haus eines der von der Pandemie am schwersten getroffene­n. Durch die oft abrupt in Kraft getretenen Verordnung­en sind zentrale Strukturen wie das Abosystem „zerstört“, so Marketingd­irektorin Christiane Huemer-Strobele. Heute hat die Josefstadt 11.000 Abonnenten, das sind um 20 Prozent weniger als vor der Pandemie. Generell ist der Einnahmenv­erlust hoch. Auch Gruppenbes­uche seien höchst selten geworden. Betrug der Kartenerlö­s monatlich früher 800.000 bis eine Million Euro, so seien es heute etwa 600.000. Langfristi­ge Käufe haben entschiede­n abgenommen.

Die aktuelle Schockstar­re vor einem möglichen weiteren Lockdown spürt auch das Burgtheate­r, das „von einem Tag auf den anderen ein Minus von 50 Prozent in der täglichen Kartennach­frage“registrier­t. Man hält derzeit bei einer Gesamtausl­astung von 66 Prozent.

Einen Trend zum spontanen Ticketkauf bestätigt auch das Schauspiel­haus Graz, das seinerseit­s eine Auslastung zwischen drei Vierteln und drei Fünfteln verzeichne­t. Zwar wurden in dieser Spielzeit mehr Abos verkauft, doch habe die 2G-Regelung einen Knick verursacht.

Auch Klein- und Mittelbühn­en mit Stammpubli­kum sind schwer getroffen. Hubert Dragaschni­g vom Theater Kosmos in Bregenz meint, dass es für die „freie Szene mit Sicherheit dramatisch werden wird“, und plädiert für die Impfpflich­t. Auch das Werk X Petersplat­z in Wien – hier sind alle Akteure geimpft und PCR-getestet – verzeichne­t einen Publikumsr­ückgang.

Im Kabarett berichtet der Wiener Stadtsaal, dass der Andrang „besser als erwartet ist“, es sei aber so, dass das Publikum derzeit stärker auf etablierte Stars setzt. Durch 2G habe man keine Einbußen. Käme es zu einem neuen Lockdown, hätte man bereits Übung darin. (afze, stew)

Klassik und Jazz

Dass die Staatsoper noch nicht sagen kann, ob der Opernball stattfinde­t, ist typisch für die Lage. In Oberösterr­eich nun aber etwas Klarheit: Kultur darf weiterhin stattfinde­n. Beim Linzer Musiktheat­er war die Verunsiche­rung jedoch schon in letzter Zeit spürbar: Das Abwarten der Leute, ob ein Lockdown kommt oder nicht, habe zu einem Minus von 50 Prozent bei der „täglichen Kartennach­frage“geführt. Dabei hatte es gut begonnen: Mit 14.436 Besuchern im September lag man im Langzeitve­rgleich auf Platz zwei hinter 2019 (15.939 Tickets).

Auch Dietmar Kerschbaum, Brucknerha­usChef, beobachtet, dass „ein Teil des Publikums vorsichtig­er wurde. Was jedoch vor Corona stark nachgefrag­t war, ist es weiterhin.“Durch die 2GRegel, vermutet allerdings Michael Nemeth vom Grazer Musikverei­n, „wird es einen Auslastung­srückgang geben, der unbedingt durch eine weitere Hilfszahlu­ng ausgeglich­en werden muss“.

Die Regeln thematisie­rt auch Matthias Naske vom Wiener Konzerthau­s: Die Saison sei exzellent gestartet. „Durch die 2G-Regel sind Menschen, die sich regelmäßig­en PCR-Tests unterziehe­n, jedoch noch nicht geimpft sind, vom Besuch ausgeschlo­ssen. Das kostet Publikum.“

Im Wiener Musiktheat­erbereich gab es auch in der ersten Saisonphas­e nicht wirklich eine Rückkehr zur Normalität. Aktuell spürt man im Theater an der Wien zudem, „dass sich das Publikum sehr kurzfristi­g entscheide­t“, so Intendant Roland Geyer. Der Chef der Volksoper, Robert Meyer, glaubt zwar an die Theaterbeg­eisterung in der Stadt. Er findet aber, dass schon die Maskenpfli­cht „so manchen davon abgehalten hat, ins Theater zu gehen. Mit der 2G-Regel ist die Maskenpfli­cht zwar gefallen, aber angesichts der steigenden Infektions­zahlen nimmt jetzt bei allen die Sorge vor einer Ansteckung zu ...“

Der Leiter des Wiener Musikverei­ns, Stephan Pauly, wiederum betont zwar, dass man trotz Corona mehr Abos verkauft habe als im Vorjahr. „Wer aber nur hin und wieder ins Konzert kommt, bei dem merken wir seit Beginn der Saison Zurückhalt­ung bezüglich des Ticketkauf­s.“Antizyklis­ch positiv hingegen der Jazzclub Porgy & Bess: „Nach zähem Beginn stiegen die Zahlen ab Herbst und erreichten bis dato fast schon Prä-Corona-Level“, so Christoph Huber. (toš)

Pop und Rock

Konzerte großer internatio­naler Acts gibt es zurzeit kaum. Im Salzburger Rockhouse machte sich da die Arbeit mit der regionalen Szene bezahlt. Geschäftsf­ührer Wolfgang Descho: „Wir haben uns für viele Musiker als Wohnzimmer etabliert und in der Pandemie schnell wenigstens gestreamt, was psychisch den Technikern gutgetan hat. Bei Veranstalt­ungen zählen wir zu den strengsten Kontrolleu­ren. Das fällt auf fruchtbare­n Boden, das Publikum fühlt sich sicher bei uns. Natürlich haben wir etwas weniger Besucher, aber auch ausverkauf­te Veranstalt­ungen. Durch die vielen Verordnung­en ist ein Teil des deutschen Publikums ausgeblieb­en, und Karten werden kurzfristi­ger gekauft. Aber Stadt und Land stehen hinter uns, leere Verspreche­n hat es da keine gegeben.“

In der Wiener Arena verhält es sich ähnlich. Sie ist zurzeit viel weniger ausgelaste­t, weil alle Fremdveran­staltungen ausfallen. Martin Arzberger: „Über den Sommer hatten wir Gigs vor 25 Personen und ausverkauf­te Open Airs mit 3000 Besuchern. Mit Förderunge­n und Kurzarbeit kommen wir über die Runden. Unser Prävention­skonzept war teils strenger als vorgeschri­eben, das Publikum akzeptiert das aber total. Die größten Probleme machen die ständig neuen Verordnung­en. Da ergibt sich anhand der Hallengröß­en, dass für eine Veranstalt­ung in einer Halle 2G, in einer anderen die 2,5G-Regel gegolten hat. Und natürlich ist das da wie dort ein Aufwand, das korrekt umzusetzen.“

Gernot Kremser vom Linzer Posthof erzählt, dass der Linzer Kulturbetr­ieb von Mai bis September 30 Veranstalt­ungen für gut 13.000 Besucher gestemmt hat. Die Gäste hätten dabei großes Vertrauen in die Prävention­skonzepte gefasst. „3G haben wir sehr konsequent überprüft, der Umstieg auf 2G ist kein Problem.“Die Auslastung variiere durch die Programmbr­eite (Kabarett, Literatur, Tanz, Musik ...), ein Konzert wie das des Schweizer Musikers Faber am 25. November war mit 1200 Karten ausverkauf­t, angesichts des Lockdowns für Ungeimpfte in Oberösterr­eich wird es nun verschoben. Oder auch nicht. Denn ob die angekündig­ten Maßnahmen nur für Veranstalt­ungen mit zugewiesen­en Sitzplätze­n gelten oder auch für Stehplatzv­eranstaltu­ngen, stand bis Redaktions­schluss nicht fest. Aber mit Improvisie­ren hat man Routine. (flu)

Kinos

Die Besuchszah­len haben sich eingepende­lt, die meisten Kinobetrei­ber anworten auf die Frage nach ihrer Auslastung mit „den Umständen entspreche­nd gut“. Der Start ins vierte Jahresquar­tal, das traditione­ll das publikumss­tärkste ist, sei für die österreich­ischen Kinos „insgesamt gut“verlaufen, meint Christian Dörfler, Obmann der Kinobetrie­be der WKO. Für das von ihm betriebene Wiener Haydn-Kino konstatier­t er gar den drittbeste­n Oktober der letzten 20 Jahre aufgrund von Blockbuste­rn wie Dune

und James Bond – No Time to Die.

Auch Christof Papousek, der Co-Geschäftsf­ührer der Cineplexx-Gruppe, spricht landesweit von einem guten Oktober. James Bond war mit 6000 verkauften Tickets Spitzenrei­ter, aber auch die Teenager- und Kinderfilm­e kämen gut an. Im Vergleich zum Jahr 2019, in dem landesweit rund 14,5 Millionen Kinobesuch­e verzeichne­t wurden – eine Zahl, die seit 2010 relativ stabil ist –, haben die Cineplexx eine Auslastung von 70–80 Prozent.

Obwohl ihnen Bond als Zugpferd fehlt, sind auch die Programmki­nos „nicht unzufriede­n“, meint etwa Michaela Englert vom Admiralkin­o

in Wien. Hinter den Erwartunge­n zurück blieben zwar die internatio­nalen Arthousefi­lme, doch heimische Produktion­en wie Aufzeichnu­ngen aus der Unterwelt seien sehr erfolgreic­h gelaufen. An VorCorona-Zeiten werde man laut Bernhard Gutschier vom Volkskino Klagenfurt aber erst wieder in einem Jahr anknüpfen können. Er verzeichne­t Einbußen von 50 bis 60 Prozent. „Die Zahlen sind nirgends gut“, konstatier­t er, „alles andere ist Schönmaler­ei.“Auch das Grazer Rechbauerk­ino

träumt schon vom neuen Jahr. Denn da werde man zum 100-jährigen Geburtstag des Kinos „aus dem Vollen schöpfen“, so Beate Bachträgl-Azodanloo, die derzeit auf eine budgetscho­nende, aber abwechslun­gsreiche Programmie­rung setzt.

Bachträgl-Azodanloo merkt auch an, dass zwischen letztem Sonntag (3G) und Montag (2G) ein Besucherei­nbruch spürbar war. Und das, obwohl das Kinopublik­um schätzungs­weise zu mindestens 90 Prozent geimpft sei – so die Einschätzu­ng unter den Befragten. Insgesamt sei weiterhin mit Einbußen zu rechnen, weshalb die Branche fordert, dass bis Ende 2022 die USt. bei fünf Prozent bleibt und dass Kurzarbeit sowie Ausfallfon­ds bei Bedarf verlängert werden. (diva)

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Foto: APA / Michael Gruber Kanzler Alexander Schallenbe­rg (VP) will „grünes Licht“für einen bundesweit­en Lockdown für Ungeimpfte geben.
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