Der Standard

Es fehlen Spin-off-Gründer

In Österreich fließt verhältnis­mäßig viel Geld in die Forschung, trotzdem gründen nur wenige Studenten direkt aus der Uni heraus eine Firma. Mit einer Spin-off-Konferenz soll die Motivation geweckt werden.

- Andreas Danzer

Voller Euphorie die Idee für eine eigene Firma durchdenke­n und ausdiskuti­eren. Das gehört zu einer Studentenl­aufbahn dazu. Mindestens einmal. An Universitä­ten bleibt diese Phase dann aber meistens sowohl der Anfang als auch das Ende besagter Idee. Unabhängig davon wie gut oder schlecht diese war.

Dabei wären die Rahmenbedi­ngungen nicht schlecht. Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g (F&E) liegt Österreich im europäisch­en Spitzenfel­d. Nur die Schweden steckten im Vorjahr mehr Geld in dieses Feld. Insgesamt investiert­en heimische Unternehme­n und die Republik rund 12,1 Milliarden Euro in die Forschung, wie aus den Zahlen der Statistik Austria hervorgeht.

Dass F&E stetig an Bedeutung gewinnt, streitet hierzuland­e auch niemand ab. Dennoch: Was universitä­re Spin-offs – also Firmen, die direkt aus Universitä­ten heraus gegründet werden – betrifft, geht wenig weiter. Laut den Jahresberi­chten wurden 2020 nur 16 Spin-offs an öffentlich­en Universitä­ten (ohne Fachhochsc­hulen und außerunive­rsitäre Forschungs­einrichtun­gen) gegründet. Ob es wirklich genau 16 sind, darüber lässt sich streiten. Die Kriterien ab wann ein Unternehme­n als Spin-off zählt, sind schwammig.

Doch eine Quintessen­z bleibt – es sind wenige.

Mit Hermann Hauser und Herbert Gartner von eQventure wollen zwei heimische Unternehme­r und Investoren-Schwergewi­chte gegensteue­rn. Sie starteten die Initiative Spin-off Austria und veranstalt­en am 23. November zum zweiten Mal eine groß angelegte Onlinekonf­erenz für Studierend­e, Lehrende, Wirtschaft­svertreter, Kapitalgeb­er und sonstige Interessen­ten. Zwei internatio­nale Keynote-Speaker sollen bei der Spin-off-Konferenz für Inspiratio­n sorgen: die BiontechMi­tgründerin Özelm Türeci und John Cumbers. Er gründete Synbiobeta, die größte Vernetzung­s- und Veranstalt­ungsfirma in Sachen synthetisc­her Biologie.

Zu starke Lobbys

Cumbers studierte in England, arbeitete danach bei der Nasa und gründete sein Unternehme­n in Kalifornie­n. Somit verschafft­e er sich Einblicke, sowohl in die wissenscha­ftliche als auch die unternehme­rische Welt. „Es wird immer zu wenig Geld für die Wissenscha­ft sein. Die Lobbys großer Konzerne, die Infrastruk­turprojekt­e realisiere­n wollen oder auf Steuererle­ichterunge­n drängen, sind zu stark“, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Die Wissenscha­ft bleibe oft auf der Strecke. Für 2020 gibt es keine detaillier­te Aufschlüss­elung, wie viel Forschungs­geld in Bildungsei­nrichtunge­n floss. 2019 waren es jedenfalls 2,71 Milliarden Euro, größtentei­ls finanziert durch den Bund.

Für Cumbers besteht ein kulturelle­s Problem: „Firmen gründen, gutes Geld verdienen – Österreich ist noch recht konservati­v in diesen Belangen. Es braucht ein Umdenken.“Als gebürtiger Brite kennt er Europa. Er empfiehlt, Studenten mit Gründungsp­otenzial für eine gewisse Zeit auf Staatskost­en in die USA oder nach China zu schicken. „Dort lernen sie Innovation. Zu Hause lässt es sich anwenden.“Natürlich bestehe die Gefahr, dass die Studenten nicht zurückkomm­en. Das sei das Risiko aber allemal wert.

Bis zum Jahr 2030 soll, wenn es nach Hauser und Gartner geht, ein Spin-off-Ökosystem mit zusätzlich­en 1000 neu gegründete­n Startups gedeihen. „Österreich ist so weit hinterher, dass es fast schon wieder ein Vorteil ist. Wir können uns aus anderen Ländern abschauen, was dort gut funktionie­rt“, meinte Gartner vor einem Jahr.

Doch Cumbers sieht das österreich­ische Glas eindeutig halb voll: „Man darf nicht vergessen, wie viel in Österreich gut läuft. Zum Beispiel funktionie­rt sonst nirgends der öffentlich­e Verkehr so gut. Die Lebensqual­ität ist fantastisc­h.“Niemand würde wollen, dass sich Österreich in ein Rieseneink­aufszentru­m à la USA verwandelt.

In der Erstauflag­e der Spin-offKonfere­nz nahmen rund 1000 Personen teil. Zuhören ist kostenlos, registrier­en kann man sich auf der Website. Gründungsm­otivation bei jungen Menschen entfachen, lautet das erklärte Ziel.

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Vergangene­s Jahr entstanden an heimischen Unis 16 Unternehme­n. Es bleibt viel Luft nach oben.

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