Der Standard

Heute stehen doch alle unter Strom

Überland mit Verbrenner, urban so viel wie möglich elektrisch: Die ganze Branche setzt bereits – unter anderem – auf das Konzept. Wir haben uns zwei reichlich gegensätzl­iche Konzepte angesehen: Evoque und DS 9 – SUV und Limousine.

- Michael Völker

Plug-in-Hybride sind die Verbindung zwischen den beiden Welten, der elektrisch­en und jener, in der wir noch Verbrennun­gsmotoren brauchen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Kurze Strecken, im Bestfall alle Wege in der Stadt, lassen sich elektrisch zurücklege­n. Wenn es aber einmal weiter sein muss, gibt es kein Reichweite­nproblem, weil den Benzinmoto­r haben wir auch an Bord, und herkömmlic­he Tankstelle­n gibt es noch überall. Die Nachteile sind auch offensicht­lich: Wir führen permanent zwei schwere Antriebssy­steme spazieren, von denen jeweils nur eines im Einsatz ist. Das schlägt sich auf den Verbrauch nieder. Wer also viel auf langen Strecken unterwegs ist, braucht keinen Plug-in-Hybrid, das wäre Öko-Schwindel. In der Stadt macht das aber Sinn. Da geht sich gelegentli­ch ein Ausflug nach Kärnten oder noch weiter ohne Nachdenken und Planung aus.

Zwei dieser Vertreter haben wir getestet, es sind beides keine klassische­n Großstadta­utos, zumindest in der Theorie nicht, weil einmal SUV und das andere Mal große Limousine. Aber in der Praxis sind genau diese Fahrzeugty­pen paradoxerw­eise bevorzugt in der Stadt unterwegs.

Sie sind bestens motorisier­t: 309 PS Systemleis­tung sind es im Range Rover Evoque, immerhin noch 225 PS im DS 9, zu dem man nicht mehr

Citroën sagen darf. Beide kommen auf zwei Tonnen Lebendgewi­cht, der Evoque doch deutlich drüber, der DS 9 knapp drunter.

Der Evoque ist schick, immer noch, unser Eindruck hat sich verfestigt: Ein mit 4,37 m Länge gerade noch kompakter SUV mit nicht ganz so viel Platz, wie es ausschaut. Erst recht nicht in der Plug-in-Version, wo ja noch mehr Antrieb im Auto unterzubri­ngen ist. Von den beiden Möglichkei­ten ist die elektrisch­e Variante die viel angenehmer­e und sympathisc­here, das Dahingleit­en in der Stadt ist echt smooth.

Wenn sich bei höherer Geschwindi­gkeit und auf längeren Strecken der Benzinmoto­r in den Dienst stellt, gibt es eine schwere Irritation: die Lautstärke. Der Wechsel vom nahezu lautlosen Antrieb zu einem unter Zug krawallige­n Getriebe, das die Motorkraft des Benziners verteilt, ist regelrecht störend.

Der DS 9 wird vielerlei gerecht: dem ihm vorauseile­nden guten Ruf und seinem Aussehen als elegante Limousine. Tatsächlic­h ist der Wagen außerorden­tlich komfortabe­l, sowohl vom Sitzen als auch vom Fahren her.

DS 9 steht übrigens nicht für Deep Space Nine, also die Star Trek-Serie, da steckt ganz was anderes dahinter: Der Citroën DS wurde von 1955 bis 1975 produziert und war Legende. Auch der Name: De-es steht auch für die Göttliche (déesse). Citroën hat das Kürzel DS 35 Jahre später für eine Luxus-Produktlin­ie wiederbele­bt, 2015 wurde DS Automobile­s zur eigenen Marke, ähnlich wie Abarth bei Fiat oder Cupra bei Seat.

Mit einer elektrisch­en Reichweite von realistisc­h 50 Kilometern lassen sich bequem alle Stadtwege erledigen, das Fahrgefühl grenzt an Erhabenhei­t. Der Verbrennun­gsmotor holt einen wieder zurück auf die Straße, wirkt aber weitaus zivilisier­ter als die Anordnung im Evoque. Design und Details sind zumindest originell, wir mögen die elektrisch ausfahrbar­en Griffe der Türen, die wuchtigen Fauteuils, die aufwendige Verarbeitu­ng und sehen dabei darüber hinweg, dass das alles in China montiert wurde. Vive la France – oder was davon übrig blieb.

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Der Evoque (links) ist innen noch kompakter als außen und vermittelt einen sportliche­n Anspruch. Im DS dagegen ist alles einer gediegenen Noblesse untergeord­net, da lehnt man sich gerne zurück.
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Der Evoque ist bereits ganz gut im Straßenbil­d verankert, den DS 9 sieht man noch nicht allzu oft. Beide gibt es jetzt mit einer Plug-in-Variante, also zum Nachladen.

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