Der Standard

Die Gelegenhei­tsfahrer

- DerStandar­d.at/Steuerfrau

Wir dachten, sie wären längst ausgestorb­en, die berühmt-berüchtigt­en „Audi-Fahrer mit Hut“. Damit keine Missverstä­ndnisse entstehen: Wir meinen die echten mit Wackeldack­el und kunstvoll umhäkelter Klopapierr­olle auf der Hutablage, die heute auch nicht mehr so heißt, weil die grauen Hutträger längst aus der Zeit gefallen sind.

Pardon, das stimmt so nicht ganz, denn sommers waren es einst kunstvoll geflochten­e Strohhüte, mit denen der legendäre Audi-80-Fahrer – für kleinere Geldbörsen gab’s den Audi 60 – sein schütteres Haar zu schützen pflegte.

So tief wollten wir eigentlich gar nicht wühlen in den grauen Erinnerung­szellen der gehobenen Mobilität der 60er- und 70er-Jahre. Die Audi-Limousinen der Bürohengst­e mit Vierzylind­er-Viertaktmo­tor und Frontantri­eb waren topmodern!

Heutzutage haben die fahrenden Spaßbremse­n nicht minder topmoderne Autos und sogar einen modernen Namen: Carsharer. Als solche sind sie bisweilen verhaltens­originell unterwegs, fühlen sich mit missionari­scher Arroganz allerdings als Klimaschüt­zer, weil das Kfz ja nur geborgt ist. Dabei sind sie mangels Routine, erraten, Sonntagsfa­hrer: auf der Autobahn – bevorzugt auf der zweiten Spur unterwegs und das betulich langsam.

Im Stadtverke­hr krebsen sie herum, weil sie sich nicht auskennen (warum auch? Mit Öffis kommt man auch so ans Ziel). Und beim Parken beanspruch­en sie für ihr Gefährt, um dessen Nachnutzun­g sie sich nicht zu kümmern brauchen (die Karre wird schon jemand abholen), mehr Platz als Otto Normalverb­raucher. (ung)

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