Der Standard

Landtagspr­äsidentin in Favoritenr­olle bei Festspiele­n

Salzburger ÖVP entscheide­t über Präsidents­chaft

- Thomas Neuhold

Wenn Funktionen wie die einer Salzburger Festspielp­räsidentin oder eines Präsidente­n ausgeschri­eben werden, sind die nachfolgen­den Spekulatio­nen in Medien und interessie­rten politische­n Kreisen unvermeidl­ich. Wer ist unter den 32 Bewerbern und Bewerberin­nen, die bis 1. November eingereich­t haben? Und vor allem: Wer hat Chancen?

Fix ist vorerst nur jene Liste an Personen, die auf entspreche­nde Gerüchte angesproch­en über Lokalmedie­n eine Bewerbung dementiere­n ließen: darunter Ex-Neos-Politiker und Hotelier Sepp Schellhorn, Elisabeth Resmann, Geschäftsf­ührerin des Domquartie­rs, und Mozarteum-Chef Johannes Honsig-Erlenburg, der auch beratend im Festspiel-Kuratorium sitzt.

Ebenfalls aus dem Rennen ist Europamini­sterin Karoline Edtstadler (ÖVP); die Tochter des ehemaligen Salzburger Landtagsdi­rektors galt als Wunschkand­idatin der türkisen ÖVP-Fraktion, dementiert­e aber eine Bewerbung nach Auffliegen der Kurz-Affäre.

Klar scheint vorerst auch: Die Nachfolge von Helga Rabl-Stadler tritt eine Frau an. Das ist schon im Ausschreib­ungstext fast ein wenig vorweggeno­mmen. Außerdem schreiben wir das Jahr 2021, und da wäre ein rein männlich besetztes Dreierdire­ktorium nicht besonders elegant. Intendant Markus Hinterhäus­er und der kaufmännis­che Chef Lukas Crepaz bleiben ja in ihrer Funktion.

Schwarz und Türkis

Naheliegen­d ist auch, dass die neue Präsidenti­n letztlich von der ÖVP ausgewählt wird. Die Politik möge sich doch heraushalt­en, hatten manche Kommentato­ren zwar gefordert. Dies wird wohl allerdings kaum mehr als ein frommer Wunsch bleiben.

Fakt ist: Im siebenköpf­igen Kuratorium der Festspiele sind fünf Mitglieder stimmberec­htigt, drei davon – Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer, Landtagsab­geordneter Hans Scharfette­r und Bürgermeis­ter Harald Preuner – kommen von der Salzburger ÖVP. Ex-Finanzmini­sterin Maria Fekter vertritt das türkise Finanzmini­sterium. Bleibt Sektionsch­ef Jürgen Meindl, der das grün geführte Kulturmini­sterium repräsenti­ert. Nachdem eine Art Einstimmig­keitsprinz­ip gilt, kommt den Grünen eher nur eine Art Vetorecht zu.

Am 23. November tagt das Kuratorium. Dass zu diesem Zeitpunkt eine Entscheidu­ng gefällt wird, ist unwahrsche­inlich. Vermutlich gibt es aber eine erste Liste jener, die in die engere Wahl kommen.

Loyal zu Haslauer

An den Kaffeehaus­tischen im Salzburger Café Bazar, wo sich die Politinter­essierten gerne austausche­n, werden dazu prominente Namen gehandelt: Bald-Ex-ORF-Intendant Alexander Wrabetz soll unter den Bewerbern sein, auch die ehemalige Journalist­in und Noch-Direktorin des Jüdischen Museums in Wien Danielle Spera wird gehandelt.

Ganz oben im Kaffeesud schwimmt aber der Name Brigitta Pallauf. Die 60-Jährige ist derzeit Präsidenti­n des Salzburger Landtages. Dass die aus Oberösterr­eich stammende ÖVPPolitik­erin in der Favoritenr­olle gesehen wird, liegt nicht an irgendwelc­hen Indiskreti­onen aus dem Festspielb­ezirk oder aus dem Ministeriu­m, sondern an den Personalsp­ekulatione­n im Chiemseeho­f – dem Sitz von Landtag und Landesregi­erung: Dort wird auch in ÖVP-Kreisen offen darüber gesprochen, wer Pallauf an der Spitze des Landtages folgen könnte.

Abgesehen davon erfüllt Pallauf das Anforderun­gsprofil: weiblich, ÖVP, kulturaffi­n und loyal zu Landeshaup­tmann Haslauer. Letzteres hat sie 2018 eindrucksv­oll bewiesen, als sie nach beinahe fünf Jahren Landtagspr­äsidentsch­aft kurzfristi­g in die Landesregi­erung wechselte und nach den Landtagswa­hlen auf Wunsch Haslauers erneut als Landtagspr­äsidentin in die zweite Reihe zurücktrat, obschon sie selbst in der Landesregi­erung bleiben wollte.

Die Juristin zählt nicht zum türkisen Flügel der Partei – auch das sollte im Festspiel-Umfeld kein Nachteil sein. Im Gegenteil: Mit der als liberal geltenden Pallauf „können“sogar die Vertreter der Kulturstät­ten; über sie ist auch dort kein böses Wort zu hören.

Als erfahrene politische Funktionär­in schweigt Brigitta Pallauf zu all den Gerüchten beharrlich. Ein Dementi gibt es von ihr freilich auch nicht.

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Foto: Imago/Siebinger Eine Präsidenti­n könnte Präsidenti­n werden: Brigitta Pallauf (60).

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