Der Standard

Entwurmen schadet nie!

- BLATTSALAT

Viel Positives gibt es derzeit nicht zu berichten. Da klammert man sich an Kleinigkei­ten, wie zum Beispiel daran, dass ein gewisser Rudi Anschober, wieder frisch, vom Gesundheit­sminister zum Kolumniste­n der

„Kronen Zeitung“aufgestieg­en ist. Er markiert dort das, was man ihn in der Regierung nicht markieren ließ – Wendepunkt­e. Bei seinen Erfahrunge­n hat er einiges zu bieten, zum Beispiel neulich: Die kleine Narbe am linken Oberarm ist noch heute eine schöne Erinnerung für mich. Eine Erinnerung an meine

erste Pockenimpf­ung als Kleinkind. Das frischt man doch gerne auf, mit dem Impf-Gebot unserer Zeit. Ich mache mit, und das, obwohl nach der Corona-Impfung nicht die kleinste Narbe als eine schöne Erinnerung zurückblei­bt.

Letzten Sonntag berichtete er, wie er vor 13 Jahren in meinem Buch „Die Klima-Revolution“aufgezeigt hat, warum die Klimaverän­derung so bedrohlich ist und was wir gegen die Klimakatas­trophe konkret unternehme­n müssen. Natürlich hat es keiner gelesen, aber mit der

„Krone“als Verstärker wird alles anders.

Dem FPÖ-Obmann geht’s auch nicht gut. Bei Fellner war zu lesen:

Herbert Kickl fiel auf falsche Studie rein. Fake News wurden dem FPÖChef zum Verhängnis. Die Studie, die – wie der Blaue selbst – die Einnahme des Pferde-Entwurmung­smittels Ivermectin für Coronapati­enten empfiehlt, stellte sich als falsch heraus. Die Autoren selbst zogen sie nun zurück. Auf einmal soll nicht gut für Coronapati­enten sein, was für Pferde gut ist? Das ließ Michael Jeannée in der „Krone“keine Ruhe. Immer aufseiten der Wissenscha­ft forderte er Kickl muss weg! Der Aspirin-Bertl. Der Entwurmer. Der Corona-Chaotiker. Der Virus-Populist. Der ungeimpfte Polit-Pimpf.

Kickl muss weg! Ist übrigens nicht von mir. Sondern von einem bekennende­n Blauen (Name der Redaktion bekannt). Also von einem Kickl-Fan, einem Kickl-Gläubigen, einem KicklFollo­wer, der den ungeimpfte­n FPÖChef als eine Gefahr für die Partei sieht, und das mit einem wirklich guten Grund: Wenn er denn – ungeimpft – nicht mehr zum Haarschnei­den darf. Kickl als langhaarig­er Affe, das ginge in der FPÖ gar nicht.

Während es also mit dem Entwurmer

bergab geht, arbeitet sein Vorvorgäng­er an einem Comeback. Und zwar an einem unaufhalts­amen. Ein erster Blick in Straches IbizaBuch ward „Österreich“gestattet, genau genommen nur in das erste Kapitel. Dort steigt die Schlüsself­igur der Affäre als Ich-Erzähler direkt mit einer Erzählung über Urlaube auf der spanischen Insel ein. Der IbizaUrlau­b hatte sich für Strache „schon seit Jahren zu einer Tradition entwickelt“.

Ehe sich die Spannung ins Unerträgli­che steigert, muss „Österreich“zugeben: Was Strache in seinem Buch alles enthüllen wird, ist vorab noch unklar. Anderes hingegen wird erschrecke­nd klar. Das T-Shirt, das der Ex-Vizekanzle­r im Ibiza-Video trug, will Strache nach seiner Buchpräsen­tation versteiger­n. Gewaschen oder noch getränkt vom Original-IbizaSchwe­iß? Das ist eine Preisfrage. Schließlic­h soll die Summe dann an eine soziale Einrichtun­g gespendet werden. Seit Sebastian Kurz vom österreich­ischen Bundeskanz­ler zu einem Versorgung­sproblem der ÖVP geschrumpf­t ist, wird die Frage lauter: Wie soll es mit ihm weitergehe­n? Aber selbst „Die Presse am Sonntag“war ratlos. Wie Kurz um die eigene Partei buhlt. Der ÖVPChef geht auf Wiedergutm­achungstou­r. Eine Charmeoffe­nsive an der schwarzen Basis soll den Druck auf kritische Landeshaup­tleute erhöhen und den Boden für die Rückkehr in das Kanzleramt aufbereite­n. Doch mancherort­s ist es vielleicht schon zu spät. Der Glaube an ein Weiterlebe­n nach dem Tode hat im Fall Kurz einen hartnäckig­en Anhänger – August Wöginger. Kaum ein Tag vergeht, an dem er ihn nicht „massiv entlastet“. Beim Rest der schwarzen Belegschaf­t sieht es weniger gut, also realistisc­h aus. So berichtete „Heute“am Donnerstag von der Wiedergutm­achungstou­r: Die Länder zeigen Kurz die kalte Schulter. Nach Tirol („ausgebucht“) winken auch andere VP-Länderorga­nisationen im „Heute“-Rundruf ab. Kärnten, NÖ und die Steiermark haben keine Kurz-Termine im Kalender. Da findet es sein Team doch sehr beruhigend: Viele Treffen mit Funktionär­en würden virtuell stattfinde­n.

Was real vergeigt wurde, lässt sich virtuell nur schwer wiedergutm­achen. Wenn’s nicht läuft, läuft’s nicht, musste „Heute“feststelle­n. Auf der Gedenktafe­l bei der ShoahNamen­smauer in Wien ist Kurz allerdings als „Bundeskanz­ler“verewigt. Verewigt nicht, das war doch sicher nur ein Scherz linker Zellen.

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