Der Standard

Tote bei Protesten gegen Militärput­sch im Sudan

Machthaber Burhan sorgt mit der Besetzung des Souveränen Rats für Unmut in der Bevölkerun­g

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Khartum – Trotz der Gewalt bei den Protesten gegen den Militärput­sch im Sudan zeigten sich Demonstran­tinnen und Demonstran­ten entschloss­en: „Ich wurde geschlagen, aber ich werde wiederkomm­en und weiterprot­estieren“, sagte ein Demonstran­t, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Samstag der Nachrichte­nagentur Reuters.

Zehntausen­de haben sich am Samstag zu Protesten versammelt, nachdem Armeechef Abdelfatta­h alBurhan die Einsetzung eines neuen Souveränen Rates – mit sich selbst an der Spitze – angekündig­t hatte. Er schließt jene zivilen Kräfte aus, mit denen sich das Militär seit 2019 die Macht geteilt hat.

Augenzeuge­n zufolge setzte die Polizei Tränengas ein und feuerte Schüsse ab, fünf Menschen wurden getötet. Dem sudanesisc­hen Ärzteverba­nd zufolge wurden in der Hauptstadt Khartum und in der Stadt Omdurman vier Personen erschossen. Eine weitere sei an Tränengas erstickt, teilte der Verband, der der Protestbew­egung nahesteht, weiter mit. Laut Angaben von Sanitätern wurden rund 30 Menschen verletzt, einige von ihnen schwer.

Versuche gescheiter­t

Das Militär hatte Ende Oktober die Regierung aufgelöst und einen landesweit­en Ausnahmezu­stand ausgerufen. Westliche Regierunge­n hatten gemeinsam mit UN-Generalsek­retär António Guterres den Staatsstre­ich einmütig verurteilt und das Ende ihrer finanziell­en Unterstütz­ung angedroht, falls der General seinen Putsch nicht rückgängig mache und den unter Hausarrest stehenden Premiermin­ister Abdalla Hamdok wieder in sein Amt einsetze.

Mitte dieser Woche trafen sich die Botschafte­r der Regierunge­n in Washington, London und Oslo mit dem Putschiste­ngeneral, blieben mit ihren Appellen jedoch erfolglos. Burhan berief inzwischen 14 neue

Mitglieder des Souveränen Rats, dem die Führung des nordostafr­ikanischen Staates obliegt: Darunter befindet sich weder ein Vertreter noch eine Vertreteri­n der „Kräfte für Freiheit und Wandel“(FFC), die vor zwei Jahren den Volksaufst­and gegen den Militärdik­tator Omar alBashir organisier­ten.

Dem Rat sollen wie bislang Burhan selbst sowie als dessen Stellvertr­eter der berüchtigt­e Kommandeur der „Rapid Reaction Forces“-Miliz, Mohamed Hamdan Dagalo, vorstehen. Außerdem gehören ihm drei weitere Militärs, zwei ehemalige Rebellenfü­hrer sowie sieben von Burhan ausgesucht­e Zivilisten an.

„Das ist kein neues Regime“, kommentier­te die sudanesisc­he Ärztin und Aktivistin Sara Abdelgalil: „Das ist eine Konterrevo­lution.“(jod, maa)

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Foto: EPA/Stringer Zehntausen­de protestier­ten in Khartum gegen den Militärput­sch.

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