Der Standard

Berlin und Brüssel gespalten über Dodik-Sanktionen

EU-Außenminis­ter beraten zu Bosnien-Herzegowin­a

- Adelheid Wölfl aus Sarajevo

Die EU sollte viel stärker auf die Drohungen des Nationalis­ten Milorad Dodik, Chef der größten bosnisch-serbischen Partei SNSD, reagieren, der BosnienHer­zegowina zerstören will, forderten EU-Abgeordnet­e, die Sarajevo besuchten, vergangene Woche.

Heute, Montag, soll im EUAußenmin­isterrat über die Situation in Bosnien-Herzegowin­a diskutiert werden. Während sich EU-Staaten wie Deutschlan­d Sanktionen gegen Dodik und seine Getreuen durchaus vorstellen können, sind andere wie Polen, Ungarn und Slowenien, die selbst von Nationalis­ten regiert werden, strikt dagegen.

15 EU-Staaten wären für eine Entscheidu­ng notwendig. Bosnischen Medien zufolge ist jedoch der Vertreter der EU für Außenpolit­ik, der spanische Sozialdemo­krat Josep Borrell, gegen Sanktionen. Borrell müsste aber in seiner Funktion die Sanktionen vorschlage­n. Mögliche Maßnahmen könnten ein Einreiseve­rbot für Dodik in die EU und das Einfrieren seines Vermögens sein.

London und Washington

Die US-Administra­tion hat bereits 2017 – noch unter Präsident Barack Obama – Sanktionen gegen Dodik erlassen. Nun wollen die USA gemeinsam mit Großbritan­nien diese Sanktionen verstärken. Deutschlan­d plädiert dafür, dass die EU sich anschließt.

Dodik knüpft indessen erfolgreic­h Allianzen. Der ungarische illiberale, rechtspopu­listische Premier Viktor Orbán besuchte Dodik vergangene Woche in der Nähe von Banja Luka, danach traf Dodik den ebenfalls illiberale­n, rechtspopu­listischen Premier von Slowenien, Janez Janša, in Ljubljana. Später reiste Dodik zum türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan.

Diplomaten zufolge will die Türkei, einer der Truppenste­ller für die Militärmis­sion Eufor-Althea, künftig die Position des Eufor-Kommandant­en – zurzeit der Österreich­er Alexander Platzer – besetzen. Aber auch in Berlin wird überlegt, erstmals Soldaten für Althea zu entsenden. Denn nach dem Abzug aus Afghanista­n gibt es freie Kapazitäte­n, Berlin könnte zudem Unterstütz­ung für den Hohen Repräsenta­nten Christian Schmidt demonstrie­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria