Der Standard

125 Intensivbe­tten in Oberösterr­eich „tagesaktue­ll frei“?

Zahlen im Ages-Dashboard laut Hasibeder Schwachsin­n

- David Krutzler

Es gibt sie noch, selbst in der aktuellen massiven Corona-Krisensitu­ation: Corona-Nachrichte­n, die positiv stimmen. Wenn sie denn stimmen würden.

So weist das öffentlich zugänglich­e Dashboard der Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit) mit aktuellem Stand Mittwoch für das Bundesland Oberösterr­eich 125 Intensivbe­tten als „tagesaktue­lle freie Betten“aus. In Salzburg gibt es im Intensivbe­reich laut der Ages-Darstellun­g ebenfalls noch Puffer: Hier werden zum Beispiel noch neun „tagesaktue­lle freie Betten“angeführt. Demgegenüb­er stehen aber gleichzeit­ig Meldungen etwa aus den Salzburger Landesklin­iken, die bereits ein Triageteam nominiert haben. Und in Oberösterr­eich mehren sich ebenfalls Berichte von Kliniken, die nur noch mit Notfallint­ensivbette­n und OP-Verschiebu­ngen auf den Anstieg von schwerkran­ken Covid-Fällen reagieren können.

„Ein Schwachsin­n“

Walter Hasibeder findet im Interview mit dem STANDARD deutliche Worte. „Diese Zahlen im Ages-Dashboard sind ein Schwachsin­n und ein Mordsschma­rrn. Eigentlich sind sie eine Sauerei. Dieser Unsinn muss aufhören.“

Hasibeder ist Präsident der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Anästhesio­logie, Reanimatio­n und Intensivme­dizin (ÖGARI) und übt an der Zahlendars­tellung im Bereich Hospitalis­ierung im Ages-Dashboard heftige Kritik. Diese hätten nichts mit der Realität zu tun. Das Problem dabei: Kritiker der Corona-Maßnahmen oder Impfskepti­ker verweisen aber gerne auf die Ages-Darstellun­g, wonach wie aktuell erst 23 Prozent der insgesamt 2117 Intensivbe­tten in Österreich durch Covid-Intensivpa­tienten belegt sind. Ohne Angaben aus Wien sind demnach aktuell noch 673 Intensivbe­tten tagesaktue­ll frei.

Nur inklusive Notbetten

Hasibeder nimmt aber die Ages in Schutz. Die Zahlen würden nur das wiedergebe­n, was von den neun Landesbehö­rden eingemelde­t wird. In Oberösterr­eich gibt es aber schlicht keine 125 „tagesaktue­llen freien Betten“– bei bereits belegten 106 im Covid- und 102 im Non-Covid-Bereich –, wie auch die Gesundheit­sholding bestätigt. Die von Oberösterr­eich gemeldete Gesamtsumm­e von 333 Intensivbe­tten würde nur dann existieren, wenn alle möglichen Notbetten so umfunktion­iert werden, dass hier auch eine intensivme­dizinische Betreuung möglich ist. Das betrifft etwa Betten in Aufwachräu­men oder in anderen Bereichen, wenn OP-Säle gesperrt werden. Regulär hat Oberösterr­eich 250 Intensivbe­tten zur Verfügung.

Die Ages verweist auf Anfrage auf das Gesundheit­sministeri­um und zeigt sich mit der Darstellun­g im Dashboard „nicht glücklich“. Intensivme­diziner-Präsident Hasibeder meint: „Die Ages hat mir versproche­n, dass die Zahl der tagesaktue­ll freien Betten vom Dashboard genommen wird.“

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