Der Standard

Das lange Warten auf das Testergebn­is

Bei den Gurgel-PCR-Tests hinken die Bundesländ­er Wien hinterher. Auf Testergebn­isse wartet man derzeit mehrere Tage. Doch auch in Wien häufen sich bereits Meldungen, dass nicht genug Gurgeltest­kits in den Rewe-Filialen vorhanden sind.

- Manuel Escher, Verena Kainrath, Stefanie Ruep, Wolfgang Weisgram, Rosa Winkler-Hermaden

Der STANDARD machte die Probe aufs Exempel. Zu Beginn der Woche testeten wir das Gurgelange­bot von Spar in Niederöste­rreich und Salzburg. In Niederöste­rreich gelang die Probeabgab­e zwar – trotz weiter Anreise, um zu einem der wenigen Standorte zu kommen, an dem Testkits ausgegeben werden, und trotz des stressigen Countdowns, der gewährleis­ten soll, dass man Testkits zwar abholen kann, aber nicht zu viele davon zu Hause hortet. Der Haken aber: Rund 57 Stunden später, bis zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe, lag noch kein Testergebn­is vor.

Auch in Salzburg, wo das gleiche System wie in Niederöste­rreich zum Einsatz kommt, verlief der Versuch zunächst erfreulich. Testkits waren Montagfrüh beim Spar am Bahnhof ausreichen­d vorhanden. Die Kassiereri­n blickte auf Anfrage kurz auf den Handycount­down und nickte. Nach dem Gurgeln wurde es allerdings verwirrend: Der Registrier­ungscode wurde vom System auf der Homepage nicht akzeptiert. Dieser soll es dem Laborperso­nal ermögliche­n, die Probe mit dem Getesteten in Verbindung zu bringen, ist also zwingend nötig. Was in einem solchen Fall zu tun ist, verrät die Homepage nicht. Eigene Nachforsch­ungen im Netz ergaben: warten. Am nächsten Tag funktionie­rte es tatsächlic­h. Die Probe muss aber zwei Stunden nach dem Gurgeln eingeworfe­n werden – und war damit längst ungültig. Noch einmal gurgeln also, und dann ab zu Spar oder McDonald’s, deren Restaurant­s in Salzburg teilweise ebenfalls Proben entgegenne­hmen.

40 Prozent positive Pools

Vertragspa­rtner und damit verantwort­lich für die Gurgel-Test-Misere in Niederöste­rreich, Salzburg und Teilen Oberösterr­eichs ist die Firma Novogenia. Durch das hohe Testaufkom­men und die vielen positiven Fälle komme man nicht mehr hinterher, erklärte eine Sprecherin am Mittwoch dem STANDARD. Mehr als 40 Prozent der Pools, in denen Tests zusammenge­fasst werden, seien zurzeit positiv, sie müssen einzeln nachbearbe­itet werden. Manche Betroffene geben täglich eine Probe ab, um zu sehen, wann sie nicht mehr positiv und damit zum Freitesten bei der Behörde berechtigt sind.

Als großes Gurgel-Vorbild gilt Wien. Vor vielen Monaten wurde dort diese Form der PCR-Testung bereits von Rewe in Zusammenar­beit mit Lead Horizon ausgerollt. Es häufen sich jedoch nun auch in der Bundeshaup­tstadt die Meldungen über zu wenige Testkits. Man sei bemüht, Tests so rasch wie möglich nachzulief­ern, wenn sie vereinzelt nicht mehr verfügbar seien, sagt ReweKonzer­nsprecher Paul Pöttschach­er: „Wir liefern laufend Tests nach. Wir möchten aber auch daran appelliere­n, die Tests nicht daheim zu horten, sondern nur so viele, wie auch wirklich benötigt werden, abzuholen.“

Wie kann es sein, dass nach fast zwei Jahren, am vorläufige­n Höhepunkt der Pandemie, das Testmanage­ment immer noch nicht funktionie­rt? Ländervert­reter sehen die Schuld beim Bund. So sagt Anton Heinzl, Sprecher von Niederöste­rreichs Landesräti­n Ulrike Königsberg­er-Ludwig (SPÖ), die ständigen Maßnahmenä­nderungen erlaubten es nicht, sich auf den Bedarf einzustell­en. Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) wirft dem Bund vor, dieser habe es verabsäumt, für ausreichen­de Testkits und Laborkapaz­itäten zu sorgen. Das Burgenland verstärke daher sein niederschw­elliges Antigentes­tangebot. „In jedem Straßenbau­amt kann man ab fünf Uhr früh unter Aufsicht den Test machen“, hieß es am Dienstag. Der Antigentes­t gelte 24 Stunden.

Salzburg engagierte vorige Woche über Nacht das Wiener Labor Lifebrain, das nun die Tests aus den Salzburger Teststraße­nstraßen mit Testkits ausstattet und auch die Ergebnisse auswertet, nachdem es bei Novogenia so lange Wartezeite­n gegeben hat. Unzufriede­nheit mit den Gurgelange­boten herrscht auch in den südlichen Bundesländ­ern aufgrund von Lieferengp­ässen und langen Wartezeite­n bei der Auswertung. Während die Steiermark deshalb nächste Woche ein zusätzlich­es Labor des Vertragspa­rtners Procomcure Biotech GmbH in Graz in Betrieb nimmt, überlegen Kärntens Apotheken bereits den Ausstieg aus der Gurgeltest­Aktion.

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