Vermeintlich sicherer Hafen Südtirol
Lage südlich des Brenners verschärft sich zurzeit deutlich – Schlusslicht in Italien
Während es in Österreichs Skigebieten wegen der aktuell in Deutschland ausgesprochenen Reisewarnung Stornierungen hagelt, kann man sich jenseits des Brenners über großes Interesse deutscher Weihnachtstouristen freuen. Die Buchungslisten seien momentan gut gefüllt, freut sich etwa der Südtiroler Landesrat Thomas Widmann; doch auch der für die Gesundheitspolitik der autonomen Provinz im Norden Italiens zuständige Politiker muss zugeben: „Wir sind mitten in der vierten Welle.“Momentan müsse man auch in Südtirol eine dramatische Verschlechterung der Lage beobachten.
Tatsächlich stieg die Sieben-Tage-Inzidenz im vergangenen Monat steil an. Im inneritalienischen Vergleich nimmt die autonome Provinz Bozen eine traurige Spitzenreiterposition ein, gefolgt von der Region Friaul Julisch-Venetien, ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft zu Österreich gelegen.
Die Durchimpfungsrate in Südtirol liegt aktuell bei etwa 78 Prozent (zwei Dosen) – das ist aber bloß im Vergleich zu Österreich und Deutschland ein beeindruckender Wert: Im Vergleich zu den anderen Regionen und Provinzen Italiens ist man eindeutiges Schlusslicht. „In Südtirol sind rund zehn Prozent weniger Geimpfte als im italienischen Durchschnitt“, beklagt Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Die sich aktuell deutlich verschärfende Lage erklärt sich der Landeshauptmann nicht nur mit der Zahl vergleichsweise weniger Impfwilliger, sondern auch mit mangelnder Disziplin im öffentlichen Raum: „3G oder 2G macht keinen Unterschied, wenn niemand den Pass kontrolliert“, wird Kompatscher auf salto.bz zitiert.
Faktum ist: Südtirol – momentan auf der italienischen Corona-Ampel noch weiß eingefärbt – dürfte schon in den nächsten Tagen auf Gelb und später auf Orange springen. Dann müssen die Skilifte ihren Betrieb einstellen, und auch die Weihnachtsmärkte stehen vor dem Aus. So gesehen ist Südtirol mittelfristig doch kein gutes Ausweichrevier für Wintertouristen.