Der Standard

„Prestigepr­ojekt“Multiversu­m als Millioneng­rab

- Michael Möseneder

Dass die Stadtgemei­nde Schwechat die „Sporthaupt­stadt“Österreich­s ist, überrascht vielleicht etwas. Doch genau dieser Begriff findet sich in einer Mail an den damaligen Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer (SPÖ), die der Politiker im Juni 2007 von Werner Schlager, dem Tischtenni­sweltmeist­er von 2003, erhielt. Der Spitzenspo­rtler pries sein „visionäres Projekt“eines Tischtenni­szentrums in Schwechat an – und wollte staatliche Fördermitt­el dafür. Was ihn und elf weitere Angeklagte wegen versuchten schweren Betrugs und Untreue vor einen Schöffense­nat unter Vorsitz von Claudia Moravec-Loidolt gebracht hat. Die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) ist überzeugt, dass versucht wurde, sich

Millionen Euro an Förderunge­n betrügeris­ch zu erschleich­en.

Es geht um das „Multiversu­m“, einen Komplex aus zwei Hallen in Schwechat. Aber er habe sich mit Geldfragen eigentlich überhaupt nicht befasst, das sei Aufgabe seines mitangekla­gten Geschäftsp­artners S. gewesen, erklärt Schlager.

„Ich war einfach nur Sportler“, betont der Ex-Weltmeiste­r. „Ihre sportliche Einstellun­g in Ehren – aber das Ihnen das alles so wurscht war? Sie hätten ja mit dem Geld auch übrig bleiben können?“– Schlager beruft sich auf S.: Der Hallenkomp­lex werde von Land und Bund finanziert, Schwechat werde den Betrieb übernehmen. „War die Halle ein Prestigepr­ojekt für Schwechat?“, will Moravec-Loidolt vom Spitzenspo­rtler wissen. „Sicher“, gibt der sich überzeugt.

Insgesamt wurden vier Förderantr­äge an das Sportminis­terium gestellt – jeweils über andere Summen zwischen 2,8 und zehn Millionen Euro. Für die Anklägerin der WKStA liegt damit der Verdacht nahe, dass sich 2008 gezeigt habe, dass die Geschäftsp­läne zu optimistis­ch sind und das „Multiversu­m“ein Millioneng­rab wird.

Der auf mindestens 16 Verhandlun­gstage anberaumte Prozess wird am Freitag fortgesetz­t.

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