„Prestigeprojekt“Multiversum als Millionengrab
Dass die Stadtgemeinde Schwechat die „Sporthauptstadt“Österreichs ist, überrascht vielleicht etwas. Doch genau dieser Begriff findet sich in einer Mail an den damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), die der Politiker im Juni 2007 von Werner Schlager, dem Tischtennisweltmeister von 2003, erhielt. Der Spitzensportler pries sein „visionäres Projekt“eines Tischtenniszentrums in Schwechat an – und wollte staatliche Fördermittel dafür. Was ihn und elf weitere Angeklagte wegen versuchten schweren Betrugs und Untreue vor einen Schöffensenat unter Vorsitz von Claudia Moravec-Loidolt gebracht hat. Die Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ist überzeugt, dass versucht wurde, sich
Millionen Euro an Förderungen betrügerisch zu erschleichen.
Es geht um das „Multiversum“, einen Komplex aus zwei Hallen in Schwechat. Aber er habe sich mit Geldfragen eigentlich überhaupt nicht befasst, das sei Aufgabe seines mitangeklagten Geschäftspartners S. gewesen, erklärt Schlager.
„Ich war einfach nur Sportler“, betont der Ex-Weltmeister. „Ihre sportliche Einstellung in Ehren – aber das Ihnen das alles so wurscht war? Sie hätten ja mit dem Geld auch übrig bleiben können?“– Schlager beruft sich auf S.: Der Hallenkomplex werde von Land und Bund finanziert, Schwechat werde den Betrieb übernehmen. „War die Halle ein Prestigeprojekt für Schwechat?“, will Moravec-Loidolt vom Spitzensportler wissen. „Sicher“, gibt der sich überzeugt.
Insgesamt wurden vier Förderanträge an das Sportministerium gestellt – jeweils über andere Summen zwischen 2,8 und zehn Millionen Euro. Für die Anklägerin der WKStA liegt damit der Verdacht nahe, dass sich 2008 gezeigt habe, dass die Geschäftspläne zu optimistisch sind und das „Multiversum“ein Millionengrab wird.
Der auf mindestens 16 Verhandlungstage anberaumte Prozess wird am Freitag fortgesetzt.