Superreiche finden immer mehr Gefallen an Bitcoin und Co
Die jüngsten Kurssprünge beunruhigen wohlhabende Family-Offices nicht – Für fast die Hälfte ist Krypto ein Investment wert
Zürich – Es geht wieder einmal auf und ab in der Kryptobranche. In wenigen Stunden fiel der Bitcoin-Kurs zu Wochenbeginn deutlich ab und rutschte vorübergehend unter die 60.000-Dollar-Marke. Das ist in diesem Markt nichts Neues, doch die Summen, um die es mittlerweile geht, sind beträchtlich. Mit dem Kurssturz waren im Handumdrehen rund 200 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung weg.
Beunruhigen lassen sich von solchen Sprüngen nur noch wenige. Vor allem nicht jene Gruppe, die jüngst vermehrtes Interesse an digitalen Assets gewonnen hat. Immer mehr Großanleger steigen bei Kryptowährungen ein. 28 Prozent der superreichen Familien rund um den Globus seien bereits in Bitcoin, Ethereum und Co investiert, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Beratungsorganisation
Campden Wealth hervorging. 385 Family-Offices wurden befragt.
Der Tenor klingt optimistisch. Viele würden davon ausgehen, dass die Cyberdevisen ihren zweifelhaften Ruf bald völlig ablegen und sich als ernst zu nehmende Anlageklasse etablieren. Mehr als ein Viertel der Befragten plant, ihre Positionen im kommenden Jahr aufzustocken.
Family-Offices verwalten die Privatvermögen ihrer Eigentümerfamilien,
die sich der Umfrage zufolge auf durchschnittlich 1,1 Milliarden Dollar (967,63 Millionen Euro) belaufen. Nach Großbritannien ist die Schweiz eines der Zentren für Family-Offices in Europa.
Verglichen mit dem restlichen Vermögen spielen digitale Assets bei diesen Vermögensverwaltern aber nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Bisher liegt laut Campden Wealth der Anteil an den Gesamtvermögen
der Familien bei lediglich einem Prozent – gleich viel wie Edelmetalle. Das größte Stück entfalle auf Aktien gefolgt von Immobilien. Family-Offices gelten traditionell eher als konservativ. Viele von ihnen haben die Aufgabe, die ihnen anvertrauten Vermögen zu bewahren. Dennoch sehen 42 Prozent der Befragten in Kryptowährungen ein lohnendes Investment.
Angst, etwas zu verpassen
Auch große Investoren und sogar Pensionsfonds greifen zunehmend zu. Viele traditionelle Vermögensverwalter wie etwa die Schweizer Privatbanken sind dabei, entsprechende Angebote für ihre Kunden aufzubauen. Treiber der Nachfrage sind unter anderem die schwelende Inflationsangst und die Furcht, etwas zu verpassen.
Bitcoin und Ethereum eilten in den vergangenen Wochen von Rekord zu Rekord und knackten beinahe die 70.000-Dollar- bzw. die 5000Dollar-Marke. Analyst Craig Erlam vom Finanzdienstleister Oanda sieht es vor allem als positives Zeichen, dass der Bitcoin nach dem Kurssturz unter die 60.000 Dollar schnell wieder Unterstützung gefunden hat. Wichtig ist für ihn die Marke von 58.500 Dollar. „Ein Durchbruch dieses Niveaus könnte auf einen tieferen Abschwung hindeuten“, sagte Erlam. Nächster Anlaufpunkt wäre dann 50.000 Dollar. Wie immer sei das aber nicht wirklich klar. (and, Reuters)