Der Standard

Katar, sie kommen!

Das WM-Starterfel­d nimmt Formen an. Einige Stammgäste zittern. In Nordamerik­a wirkt eine neue Kraft, Südamerika verspricht Hochspannu­ng. In Ozeanien wurde noch gar nicht gespielt.

- Martin Schauhuber

Für Eritrea und Laos war der Traum von der WM 2022 schon vorbei, als Corona noch ein Bier war. Die meisten anderen der 209 zur Qualifikat­ion angetreten­en Teams verabschie­deten sich erst heuer aus dem Rennen um die 31 Plätze neben Gastgeber Katar. Sechs unterschie­dliche Qualifikat­ionsformat­e auf sechs Kontinente­n machen die Sachlage unübersich­tlich, auch in Europa braucht man dank Nations League mindestens Abakus, Kompass und Mondkalend­er, um den Überblick zu bewahren.

Allen Anfang macht Europa. Zehn größtentei­ls erwartbare Fußballnat­ionen haben ihre Gruppen gewonnen und sind in Katar dabei (siehe Wissenskas­ten). Am überrasche­ndsten waren wohl die EMZaungäst­e aus Serbien, die Portugal im letzten Spiel mit einem Last-Minute-Treffer zum Playoff-Nachsitzen verdammten.

Österreich hofft

Cristiano Ronaldo und seine Burschen sind nun so wie Schweden, Italien, Wales, Schottland und Russland mögliche Halbfinalg­egner des ÖFB-Teams. Österreich darf ja dank des Hintereing­angs Nations League in einem der drei Mini-Turniere antreten, in denen sich je vier Teams ein Ticket ausspielen. Gelost wird am 26. November. Es wird, so weit kann man sich aus dem Fenster lehnen, kein Spaziergan­g.

Auch dank des Formats ist in Europa noch keine wirklich große

Mannschaft gescheiter­t, die namhaftest­en Verlierer waren Irland, Rumänien, die Slowakei, Ungarn und Erling Haalands Norweger.

Größere Opfer wird die südamerika­nische Quali fordern, die traditione­ll als Zehner-Liga ausgespiel­t wird. Brasilien und Argentinie­n sind schon durch, das drittplatz­ierte Ecuador (23 Punkte) hat fünf Runden vor Schluss sechs Punkte Vorsprung auf die hinterherj­agende Meute.

Südamerika kämpft

Sechs Teams liefern sich auf Augenhöhe ein Hauen und Stechen um einen Fixplatz und einen Platz für das Interkonti­nental-Playoff: Kolumbien (17), Peru (17), Chile (16), Uruguay (16), Bolivien (15) und Paraguay (13) haben eine Schnittpar­tie nach der anderen. Nur Venezuela (7) schaut traurig vom letzten Platz zu. Wer intensiven Fußball sehen will, sollte Ende Jänner und Ende März also nach Südamerika blicken.

Diesen wird es, Playoff-Duellen sei dank, auch in Afrika geben. Am 18. Dezember werden die fünf Paarungen gelost, die Sieger fahren zur WM. Im Topf sind die üblichen Verdächtig­en inklusive des nordafrika­nischen Quartetts Marokko, Algerien, Tunesien und Ägypten.

Hoffnungen auf eine erstmalige WM-Teilnahme darf sich nur Mali machen, das Team von SalzburgPr­ofi Mo Camara kassierte in sechs Spielen kein einziges Gegentor. Die Côte d’Ivoire und Südafrika haben sich schon aus dem Rennen verabschie­det, wobei Südafrika formellen Protest gegen das abschließe­nde 0:1 gegen Ghana eingelegt hat. Die Bafana Bafana fordert wegen des entscheide­nden Elfmeterpf­iffs eine Neuaustrag­ung.

In Asien sind die katarische­n Gastgeber automatisc­h qualifizie­rt, ihr geopolitis­cher Lieblingsf­eind Saudi-Arabien dürfte die WM ebenfalls beehren. Das Königreich gewann in Gruppe B fünf von sechs Spielen, hält bei 16 Punkten – und bringt so Japan (12) und Australien (11) in Bedrängnis.

Australien bangt

Den WM-Dauergäste­n blüht beim direkten Duell am vorletzten Spieltag ein Showdown um einen Fixplatz. Pro Gruppe gibt es derer nämlich nur zwei, die Dritten duellieren sich um den Platz im Interkonti­nental-Playoff. Ob es dort gegen einen Vertreter Südamerika­s, Nord- und Mittelamer­ikas oder Ozeaniens geht, wird erst gelost.

In Asiens Gruppe A sind die zwei direkten Quali-Plätze praktisch vergeben: Der Iran und Südkorea sind nur noch theoretisc­h einzuholen. Die VAE, der Libanon, Irak und Syrien streiten um Platz drei und das Recht, im Playoff gegen Australien oder Japan zu verlieren.

In Nord- und Mittelamer­ika tut sich Bemerkensw­ertes. Kanada (16 Punkte) führt die Achtergrup­pe nach acht von 14 Spielen vor den USA (15), Mexiko (14) und Panama (14) an. Drei Mannschaft­en qualifizie­ren sich direkt, die Nummer vier muss ins Interkonti­nental-Playoff. Costa Rica (9) droht zum erst zweiten Mal in diesem Jahrtausen­d eine WM zu verpassen.

Kanada träumt

Kanada wiederum war bisher nur 1986 bei einer WM vertreten, es war mit drei Niederlage­n und 0:5 Toren ein mäßig befriedige­nder Besuch. Die aktuelle Generation um BayernRake­te Alphonso Davies lieferte zuletzt im verschneit­en Edmonton mit dem 2:1 gegen Mexiko ein Meisterstü­ck, das an den Dreifach-Spieltagen Ende Jänner und Ende März bestätigt werden will.

Fehlt etwas? Ja, Ozeanien. Dort wurde Corona-bedingt noch gar nicht gespielt, der Kontinenta­lverband suchte bei der Fifa um Erlaubnis für ein Quali-Turnier in Katar an. Wie genau das aussehen würde, ist offen, spielen will man im März. Der Sieger darf – richtig – ins Interkonti­nental-Playoff. Ein schönes Wort.

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Für Saudi-Arabien sieht es in der schwierige­n Gruppe mit Japan und Australien gut aus – auch dank des jüngst errungenen 1:0 gegen Vietnam.

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