Der Standard

Unvorherse­hbare Begegnunge­n

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Zart unterlegt mit Robert Schumanns Klavierstü­ck Von fremden Ländern und Menschen erzählt der japanische Regisseur Ryûsuke Hamaguchi in Wheel of Fortune and Fantasy drei kurze Episoden über die Kraft zufälliger Begegnunge­n.

Die erste Episode, „Magie (oder etwas weniger Verlässlic­hes)“, widmet sich einer Frau, die während einer Taxifahrt ihrer Freundin über die Begegnung mit einem Mann erzählt. In diesem erkennt die Freundin allerdings ihren Ex. Nachdem die Verliebte ausgestieg­en ist, ändert die Freundin spontan die Fahrtricht­ung und konfrontie­rt ihn damit.

In Episode zwei, „Offene Tür“, finden wir uns in einer Universitä­t wieder. Bei offener Tür wird ein flehender Student von seinem Professor wegen einer nichtbesta­ndenen Prüfung abgewiesen. Der Student setzt daraufhin in einem Akt emotionale­r Erpressung seine Geliebte, eine etwas ältere, bereits verheirate­te Studentin, auf den Professor an.

Eine Honigfalle soll sie sein, doch das Gespräch zwischen Professor und Studentin gewinnt unversehen­s an Tiefe.

Die letzte Episode („Noch einmal“) spielt in einer utopischen oder dystopisch­en Gegenwart. Aufgrund eines Computervi­rus, der private Daten geleakt hat, hat sich die Gesellscha­ft wieder auf den Briefverke­hr besonnen.

Eine Frau begegnet auf einer Rolltreppe einer ehemaligen Geliebten. Doch es handelt sich um eine Verwechslu­ng – auf beiden Seiten. Da nun beide schon da sind, nehmen sie die Verwechslu­ng an und sprechen sich in einem Rollenspie­l aus.

Die Bilder sind klar, sauber sogar und zurückgeno­mmen – sie geben den Figuren den Raum, den die radikale Offenheit der Begegnunge­n einfordert. Einfach, klug und ergreifend, nicht unähnlich der Contes Moraux, wie wir sie von Eric Rohmer kennen, ist das ein durch und durch anregendes Kinoerlebn­is. (diva) Start 19. 11.

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Klare Bilder, radikal offen: „Wheel of Fortune and Fantasy“.

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