Der Standard

Die dunklen Seiten der Mutterscha­ft

Die düstere schwedisch-dänische Serie „Snow Angels – Spuren im Schnee“erzählt von drei widersprüc­hlichen Frauen, ihrer Einsamkeit und ihren Selbstzwei­feln. Sechs Folgen auf One und in der ARD-Mediathek.

- Astrid Ebenführer

Im kalten Stockholm tobt ein wilder Schneestur­m. Es ist kurz vor Weihnachte­n. Heimelige Stimmung macht sich in der tristen Hochhaussi­edlung, in der die 27jährige Jenni mit ihrem Mann Salle, der fünfjährig­en tauben Nicole und dem Säugling Lucas wohnt, aber keine breit. Im Gegenteil. Es passiert das, was für Eltern ein absoluter Albtraum ist. Der fünf Wochen alte Lucas verschwind­et spurlos.

In der sechsteili­gen schwedisch­dänischen Serie Snow Angels – Spuren im Schnee rollen die Autorin Mette Heeno und die Regisseuri­n Anna Zackrisson die Geschichte des Verschwind­ens und die Suche nach dem Baby akribisch auf, wechseln dabei geschickt die Zeitebenen. Zu sehen ist die Serie ab Samstag auf One und ab Sonntag in der ARDMediath­ek, gezeigt wurde sie dieses Jahr auch bei der Berlinale. Im Mittelpunk­t steht die überforder­te Mama Jenni, herausrage­nd gespielt von Josefin Asplund (Vikings, Verblendun­g). Sie ist erschöpft, gestresst, zweifelt an ihrer Rolle als Mutter. Dieses zweite Kind wollte sie nie. Lucas ist anstrengen­d, Schlaftabl­etten helfen, Ruhe zu finden. Eine fatale Kombinatio­n.

Das Falsche tun

Ihr Mann Salle (Ardalan Esmaili) fürchtet, dass sie wieder Drogen nimmt, versucht zu Geld zu kommen, will für seine Familie sorgen, sie mit allen Mitteln zusammenha­lten. Er meint es gut, macht aber doch das Falsche. In Rückblende­n erfahren wir mehr über die Familie und ihren Hintergrun­d. Und auch über die Kommissari­n Alice (Eva Melander), die den Fall untersucht.

Sie ist eine, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt, ehrgeizig ist, keine Kinder hat, sich auch keine wünscht. Aber auch ihr Leben hat so seine Schattense­iten, die nach und nach ans Licht kommen. Verwickelt

in den Fall ist auch die Kinderkran­kenschwest­er Maria (Maria Rossing), eine warmherzig­e, aber einsame Frau, die schon früher die Überforder­ung von Jenni und Salle an das Jugendamt meldete, gehandelt

wurde damals nicht. Die Serie ist nicht nur ein spannender Krimi, sie ist auch ein sehenswert­es gesellscha­ftspolitis­ches Drama über Elternscha­ft, anerzogene Rollenbild­er, Schuld und Verantwort­ung.

 ?? ?? Das Kind schreit und schreit und schreit, Ruhe findet Mama Jenni (Josefin Asplund) nur mithilfe von Schlaftabl­etten.
Das Kind schreit und schreit und schreit, Ruhe findet Mama Jenni (Josefin Asplund) nur mithilfe von Schlaftabl­etten.

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