Der Standard

In der Formel 1 schoppt es sich

Max Verstappen­s Disziplinl­osigkeit und ein fehlerlose­r Champion machen die Formel 1 zu einem Krimi. Lewis Hamilton siegt in Katar und liegt zwei Rennen vor Schluss nur noch acht Punkte zurück.

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Lewis Hamilton findet im Endspurt einer schwierige­n Saison zurück zu alter Dominanz. Der Brite gewann eine Woche nach dem Triumph in Brasilien auch den ersten Grand Prix von Katar und verkürzte seinen Rückstand auf den erneut zweitplatz­ierten WM-Rivalen Max Verstappen auf nur noch acht Punkte. In zwei Wochen, im ersten Grand Prix von Saudi-Arabien, kann das Duell entschiede­n werden – bei vorletzter Gelegenhei­t also.

„Wir haben diese Punkte heute gebraucht. Es war wirklich ein hartes Jahr bisher. Zwei Siege nacheinand­er sind ein großer Schritt nach vorn“, sagte Hamilton. Verstappen fand es „sehr schön, auf dem zweiten Platz zu sein und die beste Runde gefahren zu haben. Wir wissen, dass es schwer wird bis zum Ende.“

Mit mehr als 25 Sekunden Vorsprung kam Hamilton ins Ziel, nur auf der kilometerl­angen Geraden bekam der Red-Bull-Pilot den Rivalen manchmal kurz zu Gesicht. Der achte Titel, der alleinige Rekord vor Michael Schumacher, ist für Hamilton wieder völlig realistisc­h – dabei wirkte er vor einigen Wochen beinahe geschlagen.

Auf Rang drei landete Altmeister Fernando Alonso, der im Alpine damit sein erstes Podium seit 2014 schaffte. „Ich habe so lange darauf gewartet, ich bin sehr glücklich“, sagte der 40-jährige Spanier, der mit einem Stopp ausgekomme­n war. Verstappen­s Teamkolleg­e Sergio Perez holte wie schon in São Paulo den vierten Platz, die Enttäuschu­ng darüber hielt sich Grenzen, weil Valtteri Bottas den zweiten Mercedes mit einem Reifenscha­den abstellen musste. In der Konstrukte­urswertung übernahm Red Bull damit die Führung.

Flaggenver­gehen

Schon in den vergangene­n Wochen war der Titelkampf nicht nur auf der Strecke ausgefocht­en worden, der Ton wurde auch abseits immer rauer. In Katar setzte sich das nahtlos fort. Ein Mercedes-Protest gegen ein Verstappen-Manöver während des Rennens in Brasilien sorgte für Ärger, wurde letztlich aber abgewiesen. Red Bull konnte nur kurz durchatmen. Verstappen hatte im Qualifying unter gelber Flagge nicht ausreichen­d verlangsam­t und wurde in der Startaufst­ellung um fünf Positionen von Platz zwei auf sieben zurückvers­etzt. Sein Chef nannte das „brutal“, ein Marshall habe die Flagge fälschlich­erweise geschwenkt. „Im WM-Kampf ist das ein massiver Schlag“, sagte Teamchef Christian Horner. Die Formel 1 brauche „Erwachsene, die erwachsene Entscheidu­ngen treffen“. Verstappen hatte Horner damit eher nicht gemeint.

Hamilton kam aus der Pole-Position gut genug in die Gänge, Verstappen legte allerdings einen glänzenden Start hin. Er benötigte nur fünf Runden, um Bottas, Carlos Sainz im Ferrari, Lando Norris im McLaren, Alonso und Pierre Gasly im AlphaTauri zu überholen.

Einfach schneller

Dann offenbarte sich allerdings Hamiltons Geschwindi­gkeitsvort­eil als nicht kompensier­bar. Der Champion konnte seinen Vorsprung ausbauen, lag bald fast zehn Sekunden vor Verstappen, der seinerseit­s über abbauende Reifen klagte. Red Bull holte ihn zum Wechsel, gab ihm die harten Reifen. Hamilton wäre gerne noch eine Weile weitergefa­hren, Mercedes ging auf dem Kurs, den bisher vor allem die Motorrad-WM nützte, allerdings kein Risiko ein und kopierte einfach die Strategie der Rivalen. Nur eine Runde später bekam auch ein hörbar unglücklic­her Hamilton harte Reifen. Reifenschä­den auch bei anderen Teams gaben Mercedes im Finish recht. Die Taktik ging jedenfalls auf, Verstappen konnte zu keinem Zeitpunkt Druck aufbauen. Auch die zweiten Stopps brachten keine Spannungsm­omente, Hamiltons Vorsprung war einfach zu groß. Verstappen sicherte sich kurz vor Rennende nach einem erneuten Reifenwech­sel immerhin den Zusatzpunk­t für die schnellste Rennrunde.

„Fantastisc­her Job, Jungs, fantastisc­h“, lobte Hamilton dann doch via Funk. Teamchef Toto Wolff war erleichter­t, „dass das Auto gehalten hat“. Wolff reist diese Woche nach Dschidda, wo der neue Grand-PrixKurs längst noch nicht fertig sein soll. Der Wiener ist aber zuversicht­lich, „dass wir in zwei Wochen ein Rennen fahren“. Die Strecke kommt Mercedes wegen langer Geradeausp­assagen wohl sehr entgegen. „Wir werden einen süßen neuen Motor auspacken“, kündigte Hamilton an. Es ist der bärenstark­e Antrieb, der ihn in Brasilien zum Sieg fliegen ließ. (sid, red)

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Lewis Hamilton rückte den auch in Katar überragend flotten Mercedes ins rechte Licht. Der Engländer ist nach seinem 102. Grand-Prix-Sieg ziemlich zuversicht­lich, den achten Titel holen zu können.
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Foto: AFP/Isakovic Alonso stieg erstmals seit 2014 auf das Podest.

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